Ankündigung: Re/präsentation: Visuelle Überlieferung sowjetischer Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit
Fünfter Workshop zur Geschichte, Überlieferung und Nachwirkung des Stalag 326 (VI K) Senne am 26.11.2021 online (Anmeldung bis zum 24.11.2021)
Der fünfte Workshop zur Geschichte, Überlieferung und Nachwirkung des Stalag 326 (VI K) Senne widmet sich dem Bereich der Visual History. Während des Zweiten Weltkriegs gab es eine fotografische Praxis der sowjetischen Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit. Diese Abbildungen sind auch Ausdruck der asymmetrischen Machtverhältnisse innerhalb der fotografischen Handlung. Welche Potenziale und Herausforderungen gibt es im Umgang mit den Fotografien als historische Quellen im Gedenkstättenkontext?
Der Workshop diskutiert am Beispiel des Stalag 326 über Perspektiven, Potenziale und Fallstricke im Umgang mit historischer Fotografie. Abbildungen haben laut dem Historiker Gerhard Paul immer einen „Doppelcharakter“. Zum einen sind sie ein Abbild einer Realität, die durch die Handlung der Fotografie festgehalten wird. Als historische Quelle enthalten Abbildungen daher eine große Anzahl an Details über die Kriegsgefangenschaft und die Zwangsarbeit. Zum anderen sind sie (Bestand-)Teil eines Bilderkanons, der gezielt zur Feindbildpropaganda genutzt wurde. Die Fotografien und Filmaufnahmen sind damit z.T. nicht nur Abbild einer antislawischen, antisemitischen und antikommunistischen Praxis, sondern produzieren und reproduzieren diese auch. Damit stellt sich die Frage, wie wir reflektiert mit diesen z.T. gewaltvollen Quellen umgehen.
In der Gedenkkultur haben sich vor allem die Schlüsselbilder durchgesetzt, die Masse, Verelendung, Hungersterben und Typen (Mensch als Vertreter*in einer Gruppe) zeigen. Andere Bereiche sind eher unterrepräsentiert und auch Gegenbilder, wie private Portraitaufnahmen oder die Fotopraxis der befreiten sowjetischen Bürger*innen unmittelbar nach der Befreiung, scheinen nicht ins Bild zu passen, wenn es darum geht, die „vergessene Opfergruppe“ und den Rechtsbruch an der Verfolgtengruppe zu dokumentieren und zu illustrieren.
Zusammen mit Expert*innen wollen wir im Workshop über die visuellen Quellen als historische Quellen sprechen, über ihren bisherigen Einsatz in der Gedenkstättenpraxis (Sammeln, Ausstellen, Vermitteln) in der Gedenkstätte Stalag 326 und in anderen Institutionen diskutieren.
10:00 Grußwort LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger
10:15 Begrüßung Prof. Dr. Malte Thießen (LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte)
Sektion 1: Visuelle Überlieferung zu Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit
Moderation: Dr. Falk Pingel, Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.
10:30 Timo Nahler (Münster): Sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter*innen in fotografischer Überlieferung in Westfalen – ein Werkstattbericht
11:00 Dr. Axel Bangert (Stipendiat Fritz Bauer Institut): Zwischen Unterwerfung und Annäherung: Sowjetische Kriegsgefangene in Bildern von der Heimatfront
11:30 Kaffeepause
Sektion 2: Umgänge mit der visuellen Überlieferung in der Gedenkstätte Stalag 326
Moderation: Dr. Andreas Neuwöhner, Verein für Geschichte und Altertumskunde, Abt. Paderborn
12:15 Oliver Nickel (Gedenkstätte Stalag 326): Der Umgang und der Einsatz von Bildquellen am Beispiel des Fördervereins Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne
12:45 Jens Hecker (LWL-Institut): Von Verfolgten zu Akteur*innen. Ein Quellenbestand des Fördervereins mit (post-)sowjetischer Provenienz
13:15 Mittagspause
14:30 Gemeinsame Diskussion der Sektionen 1 und 2
Sektion 3: Potenziale und Probleme der visuellen Überlieferung für eine zukünftige Gedenkstätte
Moderation: Prof. Dr. Christina Morina (Universität Bielefeld)
15:00 Dr. Christine Glauning (Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit): Der Umgang mit bildlichen Quellen im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
15:30 Dr. Babette Quinkert (Deutsch-Russisches Museum Karlshorst): Fotografien sowjetischer Kriegsgefangener – kuratorische Aspekte
16.00 Kaffeepause
16:30 Ksenja Holzmann (Landeszentrale politische Bildung Bremen, Denkort Bunker Valentin) und Jennifer Farber (Arbeitskreis Räume Öffnen): Perspektiven auf den Umgang mit visuellen Quellen in der Vermittlung
17:00 Reflexion und Abschlussrunde
Moderation: Prof. Dr. Markus Köster (LWL-Medienzentrum)
17.30 Ende der Veranstaltung
Aktualisierung: Die Veranstaltung kann aufgrund der Entwicklung der Corona-Pandemie nicht wie geplant als Präsenzveranstaltung stattfinden. Es wird eine Zoom-Konferenz eingerichtet. Das Programm bleibt dank der Bereitschaft der Referent*innen so bestehen.
Anmeldungen bis zum 24. November 2021 unter j.hecker@stalag326.de.
Die Zugangsdaten werden dann am 25.11.2021 zugeschickt.
Kontakt
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Jens Hecker
c/o Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne
Lippstädter Weg 26
33758 Schloß Holte-Stukenbrock
E-Mail: j.hecker@stalag326.de
Homepage: www.stalag326.de