„Sie blickten in die Zukunft“

Eine Bildanalyse mit Annette Vowinckel

Im ersten Teil unseres multimedialen Interviews mit Annette Vowinckel, veröffentlicht im März 2023 auf Visual History, blickten wir auf Urlauber auf einem Kreuzfahrtschiff in Richung Kuba, Diplomaten auf einer Tagung des Warschauer Pakts und Models auf einer Leipziger Modemesse. Nun nehmen wir eine Fotografie in den Blick, auf der vier Männer zu sehen sind: Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald.

Vier Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald (in der Bildmitte sitzend: der ungarische jüdische Häftling Jakob Rosenthal [Haft-Nr. 120659]), Mitte Mai 1945, Foto: Alfred Stüber. Quelle: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Vier Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald (in der Bildmitte sitzend: der ungarische jüdische Häftling Jakob Rosenthal [Haft-Nr. 120659]), Mitte Mai 1945, Foto: Alfred Stüber. Quelle: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald

Annette Vowinckel ist Leiterin der Abteilung Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und außerplanmäßige Professorin im Institut für Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Juni 2022 führten Janaina Ferreira dos Santos und Iulia Sucutardean mit ihr ein multimediales Interview. Darin stellte die Historikerin ihr momentan entstehendes Buch vor und sprach über nützliche Tools für die digitale Quellenarbeit. Der erste Teil des Gesprächs ist im Artikel „Sozialistischer Bildertausch: analoge und digitale Quellenarbeit. Ein Interview mit Annette Vowinckel“ hier auf Visual History zu lesen, zu hören und zu sehen.

Im zweiten Teil dieses multimedialen Interviews befasst sich Annette Vowinckel mit einem ganz besonderen Bild: Der Überlebende Alfred Stüber fotografierte im Auftrag des Internationalen Lagerkomitees die Menschen im befreiten KZ Buchenwald im April und Mai 1945. Die Fotos wurden noch im Lager für die nach Hause zurückkehrenden Häftlinge reproduziert. Darunter befand sich die Aufnahme einer Gruppe von vier jungen Männern, die Stüber Mitte Mai 1945 fotografierte. Im Interview betont Annette Vowinckel, dass dieses Bild ein ungewöhnliches und gleichzeitig eindrucksvolles Zeugnis des Kriegsendes ist.[1]

Abschließend gibt die Historikerin wertvolle Tipps für all diejenigen, die sich mit dem Thema Bildbeschreibung und -analyse im historischen Kontext befassen und erklärt, was bei Analysen von Einzelbildern und Bildserien zu beachten ist.

 

Im Vorfeld dieses Interviews haben wir dich gebeten, ein für dich besonderes Bild auszusuchen …

 

 

Der Blick auf die portraitierten Männer ist eindrücklich. Doch was verrät das Bild über Alfred Stüber, den Mann hinter der Kamera?

 

DIE BILDANALYSE: EIN TUTORIAL

Wir schauen lange auf das Bild, in die Gesichter von Jakob Rosenthal und drei weiteren, nicht namentlich bekannten Überlebenden. Das Foto hat eine starke Wirkung auf uns: Sofort denken wir über die Empfindungen der Abgebildeten nach, über das kaum vorstellbare Unrecht, das ihnen und Millionen weiteren Menschen zugefügt wurde, über die Zukunft, die 1945 vor ihnen lag. Gerade in der Stärke der Aufnahme liegt somit auch eine Hürde für die wissenschaftliche Analyse. Wie können wir uns so einem Foto nähern?

 

 

Dies gilt allerdings für die Interpretation von einzelnen Bildern… Worauf muss man bei der Analyse ganzer Bildbestände achten?

 

 

 

[1] Dazu siehe Annette Vowinckel, Der Eigensinn der Überlebenden, in: Zeitgeschichte-online, Mai 2020, URL: https://zeitgeschichte-online.de/themen/der-eigensinn-der-ueberlebenden.

 

Folgende Beiträge könnten Sie auch interessieren:

Artikel kommentieren

Ihre Email wird nicht veröffentlicht.

AlphaOmega Captcha Historica  –  Whom Do You See?