Bildkulturen ökologischer Forschung
Visual Cultures of Ecological Research
Ökologische Bildkulturen im Web
Aufnahmen von Landschaften, Lebewesen, aber auch von Naturwissenschaftlern bieten historisch interessante Einblicke in die ökologische Forschung des letzten Jahrhunderts. Mit dem Projekt soll die wissenschaftliche Arbeit im Themenfeld der Ökologie im Wandel der Zeit visualisiert und anschaulich gemacht werden. Wir interessieren uns in diesem Zusammenhang für Visualisierungsstrategien ökologischer Forschung und für die Veränderungen von Bildern beim Transfer von Wissenschaft in Gesellschaft – und zurück. Abhängig vom historischen, kulturellen oder methodischen Kontext werden je andere visuelle Darstellungen von Natur generiert und verteidigt. Diese Bilder stehen jeweils für bestimmte metaphysische Vorstellungen und epistemische Modelle, die sich in Bildtechnik, -strategie und –inszenierung unterscheiden. In diesem Projekt wird nicht nur nach der Genese und der technischen Herstellung von Bildern gefragt, sondern auch nach dem erkenntnistheoretischen Status von Bildern, die so unterschiedliche Objekte wie Landschaften, Themenkarten, wissenschaftliche Geräte, mikroskopisch kleine Organismen, oder Gewebeschnitte zeigen.
Ziel des Projekts ist dementsprechend , die Bildkulturen ökologischer Forschung zu kartieren, womit ganz buchstäblich die Verbindung von geografischen Daten mit Bildern gemeint ist. Diese kartografische Darstellung beschränkt sich aktuell auf Europa und Russland. Bilder können Zeichnungen, Diagramme oder auch Gemälde, vor allem aber Fotografien von Forschungsobjekten, Standorten, Personen oder Institutionen sein. In der Kombination von Wissenschaftsforschung und Medienwissenschaft sehen wir einen wichtigen innovativen Aspekt des Projektes. Aus medienwissenschaftlicher Perspektive ist die Verwendung der Medien Fotografie und Film auf zweifache Weise von Interesse: Fotografie und Film hatten entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Forschungspraktiken und die Theoriebildung in der Ökologie und damit auch auf die wissenschaftliche Repräsentation von konkreter Natur. Im Kontext bestimmter Forschungspraktiken wurden neuartige mediale Techniken entwickelt, die für die Mediengeschichte allgemein von Interesse sind. Auch bei der Popularisierung und der daraus resultierenden massenmedialen Verbreitung des ökologischen Wissens, spielen Bildtransfers eine zentrale Rolle.
Der Prototyp des web-basierten Informationssystems liegt bereits vor und kann als heuristisches Werkzeug genutzt werden, um Fragen aus der Perspektive von Wissenschaftsforschung und Medienwissenschaft zu bearbeiten. Den Nutzern der Datenbank wird über eine interaktive Plattform eine dezentrale Struktur zum Daten- und Informationsaustausch bereitstellt. Ein Zugang zu den Inhalten, Bild- sowie Literaturdaten wird auch über eine interaktive Europa-Karte angeboten, sodass die Vernetzung von Objekten, Institutionen und Personen über die Zuordnung zu konkreten Orten erschlossen werden kann. Dies eröffnet neue Einblicke in die Disziplinen-, Personen- und Institutionengeschichte ökologischer Forschung.
Das Projekt will eine Plattform anbieten, die Bilder für Forschungsprojekte bereitstellt und auf der umgekehrt, mittelfristig, die im Rahmen dieser Forschungsprojekte erarbeiteten Bilddaten eingestellt werden können und damit über den Thesaurus auch für andere Nutzer und Forschungsinteressen zugänglich gemacht werden.