Stefanie Dufhues
Die Beschäftigung mit dem Medium Fotografie evoziert immer wieder Fragen hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Bildgegenstand und der auf der Fotografie fixierten ‘Wirklichkeit‘. Sie drängen sich bei der Analyse verschiedener fotografischer Arbeiten auf, sind wichtiger Bestandteil der Auseinandersetzung mit stilistischen Richtungen wie dem ‘Neuen Sehen‘ oder der wissenschaftlichen Entwicklung der Fototechnik und nehmen eine entscheidende Rolle innerhalb der Fototheorie ein. So kann diskutiert werden, ob Fotografien ein Bild der sichtbaren Wirklichkeit liefern und wenn nicht, wie sich das Verhältnis von Realität und Fotografie erklären lässt.Mit der Schwerpunktsetzung auf das Medium Fotografie während meines Studiums der Kunstgeschichte waren diese Fragestellungen immer wieder relevant und mussten thematisiert werden. So auch in meiner Abschlussarbeit, in der ich das Phänomen der fotografierten Schrift in den Fotoarbeiten James Wellings, Zoe Leonards und Max Regenbergs untersuchte.
Die Thematisierung der Relation zwischen fotografiertem Objekt und Bildgegenstand bleibt bei der Beschäftigung mit dem fotografischen Medium auch dann wesentlich, wenn dieses nicht in einem künstlerisch intendierten Kontext Verwendung findet. Im Bereich der wissenschaftlichen Fotografie – zu denken wäre hierbei an Röntgenaufnahmen, Mikro- oder Astrofotografie sowie Chronofotografie – drängen sich diese Fragen insofern verstärkt auf, da hier vorwiegend Bilder mit dem Anspruch auf Wahrhaftigkeit, Objektivität und Authentizität entstehen. Die Aufnahmen erheben den Anspruch, die wirklichen Umstände widerzuspiegeln und diese zu belegen. Wird diese Funktion in Frage gestellt, verlieren wissenschaftliche Aufnahmen den ihnen zugeschriebenen Zweck.
An diesem Punkt kann angesetzt werden, um sich der Bildpraxis der wissenschaftlichen Fotografie zwischen 1880 und 1920 zu nähern. Innerhalb des Untersuchungszeitraumes kristallisierten sich erst langsam Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der Fotografie heraus, sodass sie sich zum Medium par excellence für eine objektive Wiedergabe entwickelte. Bis heute wird das Bildgedächtnis im wissenschaftlichen Kontext von Bildern geprägt, deren Authentizität man nur schwer überprüfen kann. Sie visualisieren häufig für das menschliche Auge unsichtbare Phänomene und vermitteln auf diese Weise eine bildliche Vorstellung vom ‘Jenseits‘ der sichtbaren Wirklichkeit. In welchem Verhältnis stehen hier Fotografie und Wirklichkeit; von welcher Wirklichkeit kann hier gesprochen werden?
Lebenslauf
seit Oktober 2013
Assoziiertes Mitglied des Internationalen Doktorandenkollegs Mimesis für Kunst- und Literaturwissenschaften an der LMU München
seit Juni 2013
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Museum im SAW-Verbundprojekt Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses
Thema: Bildpraxis der wissenschaftlichen Fotografie zwischen 1880 und 1920
Betreuerin: Prof. Dr. Burcu Dogramaci (LMU München)
2011-13
Tutorin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
2010-2011
DAAD-Jahresstipendium/Universität Zürich
2006-2012
Studium der Kunstgeschichte sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien, der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und der Universität Zürich
Abschluss: Magister Artium
Thema der Abschlussarbeit: Lichtschrift. Fotografierte Schrift bei James Welling, Zoe Leonard und Max Regenberg
Publikationen
Studierendengespräche II, Wien 2013. Hrsg. mit Stefan Albl/Verena Häusler/Gabriel Hubmann u.a. (i. E.).
Notes on the most beautiful, in: Strange World. FotoDoks – Festival für aktuelle Dokumentarfotografie 2013 (Kat. Ausst., Münchner Stadtmuseum/MaximiliansForum, München 2013), München 2013.
Die fotografischen Selbstporträts Claude Cahuns, in: Stefan Albl/Stefanie Dufhues/Verena Häusler u.a. (Hrsg.), Studierendengespräche I, Wien 2012, S. 10-22. (www. studierendengespraeche.com)
Studierendengespräche I, Wien 2012. Hrsg. mit Stefan Albl/Verena Häusler/Gabriel Hubmann u.a.