Neue Rezensionen: H-Soz-Kult
Wieder sind interessante Bücher aus dem Bereich der historischen Bildforschung auf H-Soz-Kult rezensiert worden.
Wir stellen einige hiervon auf Visual History vor.
Anton Holzer, Rasende Reporter. Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945
Primus, Darmstadt 2014
rezensiert von Malte Zierenberg, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Anton Holzers neuestes Werk besticht nicht nur durch Expertise, sondern kommt überdies großformatig und mit über 500 hochwertigen, durchweg klug arrangierten und sehenswerten Abbildungen daher. Schon allein wegen des hier präsentierten Materials aus rund 125 zeitgenössischen Zeitungen und Illustrierten lohnte der Blick in den voluminösen Band. Darüber hinaus bietet Holzer aber auch ein Panorama der Geschichte des professionellen Feldes Fotojournalismus in Österreich, das seinesgleichen sucht.
Das Buch ist auch Open Access in der FWF-E-Book-Library zugänglich.
Sabine Schmid, Fotografie zwischen Politik und Bild
Herbert Utz, München 2014
rezensiert von Agneta Jilek, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Die Fotografiegeschichte der DDR kam bisher gegenüber der Zeitgeschichtsforschung deutlich zu kurz. Zu einzelnen Aspekten wie der Amateurfotografie, der Funktion der Fotografie als Überwachungsmittel der Staatssicherheit oder der künstlerischen Fotografie der 1970er- und 1980er-Jahre existieren zwar umfangreiche Studien, aber ein grundlegender Überblick zu dem Thema fehlte bis vor kurzem. Diese Lücke verspricht die 2014 erschienene Münchener kunsthistorische Dissertation von Sabine Schmid zu schließen. Die Autorin setzt sich zum Ziel, die Entwicklungslinien der „funktionalisierten“ und der „subjektiven Fotografie in der DDR“ darzulegen.
Kathrin Hoffmann-Curtius: Bilder zum Judenmord. Eine kommentierte Sichtung der Malerei und Zeichenkunst in Deutschland von 1945 bis zum Auschwitz-Prozess
Jonas Verlag für Kunst und Literatur, Marburg 2014
rezensiert von Christiane Heß, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Lea Grundigs Zeichnungen und Radierungen sind neben den Werken von zwei weiteren Künstlerinnen und 40 Künstlern Gegenstand der materialreichen Studie der Kunsthistorikerin Kathrin Hoffmann-Curtius. Die Autorin fragt danach, „wie die Verbrechen [der Nationalsozialisten] in den ersten zwanzig Jahren nach dem Ende des Krieges dargestellt wurden“. Dabei interessieren Hoffmann-Curtius die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Darstellungsweisen genauso wie der Beitrag der Kunstwerke zu einer sich mit der Zeit verändernden Erinnerungskultur.
Christin Niemeyer u.a. (Hrsg.): Der deutsche Film im Kalten Krieg
Peter Lang, Bruxelles 2014
rezensiert von Heinz-H. Beller, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Schon öfter hat sich der Blick von der anderen Rheinseite auf die deutsche Film- und Medienlandschaft als deutlich unbefangener und produktiver erwiesen als die Sicht von gesellschaftlich und geschichtlich direkter Involvierten – vor allem, wenn es um deutsch-deutsche Verhältnisse geht. Der von Christin Niemeyer und Ulrich Pfeil edierte Sammelband, der auf den Beiträgen zu einem 2012 an der Universität Metz durchgeführten Kolloquium basiert, belegt dies erneut.
Stephan Günzel u.a. (Hrsg.): Bild. Ein interdisziplinäres Handbuch
J.B. Metzler, Stuttgart 2014
rezensiert von Jörg Probst, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Bilder enthält der Sammelband „Bild.“ auffallend wenige. Sieht man die Anthologien und Nachschlagewerke durch, von denen der Iconic Turn interessanterweise von Anfang an begleitet gewesen ist, dann kann die beinahe anikonische Ausstattung dieses von den Medientheoretikern Stephan Günzel und Dieter Mersch 2014 herausgegebenen, absolut verdienstvollen Handbuches zu dessen Beurteilung durchaus ein weiterführender Anhaltspunkt sein.
Anthony Coles, John Heartfield. Ein politisches Leben
Böhlau, Köln 2014
rezensiert von Mario Keßler, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
John Heartfield (1891–1968) erhob die Fotomontage zu einer eigenständigen Kunstgattung. Mehr noch: Seine Montagen, die sich auf zahllosen Buchdeckeln und Plakaten finden, sind auch ein wesentlicher Teil der Ikonographie der Weimarer Republik und bestimmen die bildliche Vorstellung von ihr bis heute mit. Nicht weniger einprägsam sind Heartfields Illustrationen vieler Veröffentlichungen des antifaschistischen Exils.
Lutz Hieber, Politisierung der Kunst. Avantgarde und US-Kunstwelt
Springer VS, Wiesbaden 2015
rezensiert von Verena Wirtz, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Erscheint eine Monografe zur „Politisierung der Kunst“, wird sich jeder Leser freuen, der Walter Benjamins Prozessbegriffe zum Verhältnis von Kunst und Politik kennt. Tatsächlich verspricht schon der Klappentext des vorliegenden Buches mehr als nur die bisher noch nicht geleistete Überblickshistorie zu diesem berühmten begriffsgeschichtlichen Chiasmus: Der Kunstsoziologe Lutz Hieber will nachweisen, dass Benjamins Forderung von 1935, der „Ästhetisierung der Politik“ im Faschismus die „Politisierung der Kunst“ im Kommunismus entgegenzusetzen, in der US-Kunstwelt nach 1945 in die Tat umgesetzt worden sei.