CfP: Internationales Forschungsatelier zur Architekturfotografie: „Man weiß nur, was man sieht“
Bauten und ihre Abbildungen als Wissensquelle über die deutsch-französischen Beziehungen im Saarland nach 1945 – Bewerbungen bis 15. Juni 2024
Die Zeit der französischen Besatzung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg gilt als historischer Moment eines besonders intensiven Austausches beider Länder, der sich auch in ihrer Bautätigkeit widerspiegelt. Das Saarland mit seinem Status als „Republik unter französischem Protektorat“ stellt hierbei ein besonders reiches Gebiet für die deutsch-französische Zusammenarbeit in den Bereichen Architektur, Denkmalpflege und Stadtplanung dar. Die Bauten der französischen Präsenz an der Saar wurden im Rahmen des ausdrücklichen Bestrebens errichtet, ein neues, friedliches und sicheres Europa zu schaffen. Die Architektur diente als politisches Instrument und war unmittelbarer Ausdruck der historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit.
Das bauliche Erbe dieser Zeit ermöglicht einen Zugang zum Wissen über historische Ereignisse, den Textquellen allein nicht bieten können. Um sich dieses Wissen anzueignen, bedarf es eines geschulten Auges, denn – in Umkehrung des Goethe’schen Aphorismus – „Man weiß nur, was man sieht“. Über das Medium der Architekturfotografie wird eine Möglichkeit erschlossen, das Potenzial von Bauwerken als historischen Quellen und Forschungsmedien nutzbar zu machen.
Hauptziel des Ateliers ist es, einen Ort des Austausches zwischen Nachwuchswissenschaftler:innen aus den Disziplinen Architektur, Stadtplanung und Denkmalpflege sowie den Geschichtswissenschaften und insbesondere der Zeitgeschichte zu schaffen. Durch die intensive und interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den als Quellen dienenden Bauten sollen neue Wege der Erkenntnisgewinnung über die Besatzungszeit eröffnet werden. Hierzu werden die noch vorhandenen Bauten der französischen Präsenz in Saarbrücken fotografisch erfasst sowie ihr Zeugniswert und ihre Aussagekraft untersucht und präsentiert.
Die Architekturfotografie ermöglicht eine besondere Annäherung an Bauten der französischen Präsenz im Saarland der Nachkriegszeit und bietet einen gewinnbringenden Ansatz für die Erschließung ihres Wertes als historische Quellen. Das Forschungsatelier wechselt zwischen theoretischen Inputs, Arbeits- und Diskussionsphasen sowie Ortsbesichtigungen. In vorbereitenden Online-Modulen werden interdisziplinäre deutsch-französische Arbeitsgruppen gebildet und Bauten ausgewählt und vorgestellt, die während des Aufenthalts in Saarbrücken eingehender untersucht und fotografiert werden.
Vor Ort führen ausgewiesene Expert:innen aus der Architektur- und Zeitgeschichte, der Denkmalpflege und der Architekturfotografie in das Thema „Bauwerk als Wissensquelle und Forschungsmedium“ ein. Dem Sammeln eigener praktischer Erfahrungen im Bereich der Architekturfotografie geht ein Crashkurs unter Leitung einer Berufsfotografin voraus, der verschiedene Ansätze sowohl in Bezug auf Technik und Komposition als auch auf das fotografische Konzept vermittelt. Arbeitsgruppen erkunden anschließend ihre ausgewählten Bauten in Saarbrücken und erstellen selbst Fotodokumentationen.
Zum Abschluss des Ateliers werden die Arbeitsprodukte und die gewonnenen Erkenntnisse vorgestellt und ausgewertet. Eine kleine Ausstellung der Fotografien auf der Jahrestagung des Deutschen Werkbundes (Saarbrücken, 3. bis 6. Oktober 2024) ist geplant.
Modalitäten für die Teilnahme
Zur Abdeckung der Material- und Organisationskosten wird eine Teilnahmegebühr in Höhe von 100 € pro Person erhoben. Die Übernachtungs- und Verpflegungskosten der Teilnehmer:innen in Saarbrücken werden von den Veranstaltern übernommen. Für die Hin- und Rückreise nach bzw. von Saarbrücken ist jede:r Teilnehmer:in selbst verantwortlich. Ein eigener digitaler Fotoapparat (bzw. ein Mobiltelefon mit Kamera) sowie ein Laptop sind für die Teilnahme erforderlich.
Das Atelier steht für Nachwuchswissenschaftler:innen vom qualifizierten Master (forschungsorientierter Master, Postgraduiertenstudiengang) bis zum Postdoc insbesondere aus den Fachbereichen (Zeit)Geschichte, Architektur, Stadtplanung und Denkmalpflege offen. Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch.
Weitere Informationen sowie ein vorläufiges Programm finden Sie auf der Homepage des Forschungsateliers:
https://www.b-tu.de/fg-denkmalpflege/forschung/dfh-forschungsatelier
Bewerbungen bestehend aus einem CV sowie einem Motivationsschreiben von maximal 3000 Zeichen, in dem die Relevanz des Ateliers für die eigenen Forschungsinteressen dargestellt wird, können bis zum 15. Juni 2024 per Mail eingereicht werden:
forschungsatelier@b-tu.de
Das Atelier wird von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) gefördert.
ENSA Straßburg und BTU Cottbus
Assoz. Prof. Ing. Volker Ziegler (ENSA Straßburg), Prof. Dr. Johanna Blokker (BTU Cottbus), Dr. Antoine Beaudoin (BTU Cottbus), Dr. Frank Rochow (BTU Cottbus). In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ing. Ulrich Pantle (htw saar), Dr. Mona Schrempf (htw saar/arbakus), Axel Böcker (Landesdenkmalamt des Saarlands), Prof. em. Markus Otto (BTU Cottbus), Mila Hacke (Berlin) und Marco Kany (Saarbrücken)
Kontakt
Antoine.Beaudoin@b-tu.de
https://www.b-tu.de/fg-denkmalpflege/forschung/dfh-forschungsatelier