„Wir Kinder vom Busbahnhof“, Steinewerfer, „Surfin‘ Gaza“ und schwarze Wassertanks auf Häusern
Der israelisch-palästinensische Konflikt im Blick des Fotojournalismus
Ein Workshop des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Am 3. Dezember 2016 kamen zwölf junge Leute im sogenannten Aquarium im Südblock am Kottbusser Tor in Berlin zusammen, um sich in einem vom Kommunikationswissenschaftler Felix Koltermann konzeptionierten und geleiteten Workshop mit den verschiedenen visuellen Facetten des israelisch-palästinensischen Konflikts auseinanderzusetzen. Nicht nur die großen Fensterfronten ließen den Eindruck entstehen, dass man sich in einem Aquarium befindet. Früher war in den Räumen tatsächlich ein Aquaristik-Fachgeschäft; inzwischen gibt es aber Vorhänge, und die Wasserbewohner sind ausgezogen.
Schnell wurde klar, dass die meisten Teilnehmenden Nachrichten überwiegend digital konsumieren und nur drei der Workshop-BesucherInnen schon einmal vor Ort in Israel oder Palästina waren. Die vertretenen Fachrichtungen reichten von Fotojournalismus, Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen, über Nachhaltigkeitsmanagement bis hin zu historischer Bildforschung. Einige beschäftigten sich schon seit Jahren mit visueller Kultur, andere erst seit ein paar Monaten, sei es als ProduzentInnen oder KonsumentInnen. Die Diversität der Gruppe war der Ausgangspunkt für spannende Diskussionen, die sich im Tagesverlauf im Rahmen des Workshops, aber auch in den Pausen noch ergeben sollten.
Einstieg in das Thema war eine Selbstreflexion: Welche Bilder haben wir vom israelisch-palästinensischen Konflikt im Kopf? Die Antworten waren vielfältig: (Schwarze) Wassertanks auf Häusern, David gegen Goliath, Hochmilitarisiertes Israel vs. Steinewerfer, Jerusalem als gespaltene Stadt, Grenze / Mauer / Checkpoint, Tempelberg Jerusalem, diplomatische Gespräche am runden Tisch, religiöse Symbole: betende Muslime und orthodoxe Juden, Siedlungen, Blauhelme (UN), zerstörte Häuser, Märtyrer und militärische Patrouillen etc.
Diesen imaginierten Bildern wurden Pressefotos vom Konflikt gegenübergestellt, begleitet von der Frage, ob sich die Vielschichtigkeit der Konfliktebenen in einem Foto zuspitzen ließe. Viele Fotos zeigten Formen und Auswirkungen von Gewalt, Angehörige des Militärs im Kontrast zu Zivilistinnen und Zivilisten, vor allem Kinder, aber auch abstraktere, mehr künstlerische Auseinandersetzungen und das (fast schon obligatorische) Händeschütteln von politischen Verantwortlichen. Eine Zuspitzung stellte sich als schwierig heraus.
Nach einer Einführung zur Bildanalyse mit dem Fokus auf Begriffe, Prozesse, Kanäle und der Erläuterung des analytischen Dreischritts: Beschreibung, Analyse und Interpretation sahen wir uns das erste Foto genauer an: Es zeigt ein totes Kind, Mahmoud Sadallah, in den Armen von Ismail Hanija und Hischam Kandil und einer weiteren Person, die sich außerhalb des Bildausschnitts befindet. Das Bild wurde im Gang eines Krankenhauses fotografiert, mehrere Sicherheitskräfte umringen den Hamas-Vertreter Hanija und den ägyptischen Premier Kandil, zahlreiche weitere Personen sind hinter der Gruppe zu sehen.[1]
Im November 2012, als die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas im Gaza-Konflikt bereits eine Woche andauerten, veröffentlichte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ einen Artikel von Jan Ludwig aus Jerusalem mit diesem Titelbild, das sowohl in bildanalytischer wie politischer Hinsicht sehr interessant ist. Ausgangspunkt für unsere Analyse war jedoch das reine Foto, ohne Bildunterschrift, Quelle oder Kontext der Publikation; diese Informationen wurden ganz bewusst nach und nach offengelegt, damit bei der Auswertung das Bild im Mittelpunkt steht.
Im ersten Analyseschritt, der Beschreibung des Bildes, war mitunter schon die Wortwahl eine Herausforderung. Besonders deutlich wurde dies bei dem Versuch, die Stimmung im Bild, die Funktion oder Zugehörigkeit der Menschen und ihre Gesichtsausdrücke nur zu beschreiben. Schnell kam es bei der Beschreibung der Personen mit den grünen Westen und der weißgekleideten Person im Hintergrund zu Äußerungen assoziativer oder spekulativer Art. Und was ist mit dem kleinen Jungen im Vordergrund? Ist er verletzt oder gar tot? Die einzig sichtbaren äußerlichen Anzeichen sind einige rote Flecken auf der Wange und die zum Teil zerrissene Kleidung des Kindes.
Im zweiten Schritt, der Analyse, rückte die Personenkonstellation auf dem Foto in den Fokus. Im Hintergrund ist eine Frau mit Kopftuch und Kamera zu sehen, ansonsten finden sich im gewählten Bildausschnitt nur Männer. Im Vordergrund stehen die beiden älteren, grau- bzw. schwarzhaarigen Männer, von denen der Grauhaarige das Kind in den Armen hält und der zweite seine Hand auf den Kopf des Kindes gelegt hat. Beide haben ihre Köpfe über das Kind gebeugt, keine der anwesenden Personen schaut direkt in die Kamera oder lächelt. Das Foto wurde anscheinend von einer erhöhten Position aus mit Blitzlicht geschossen. Die Stimmung ist von Betroffenheit und Resignation geprägt. Auffällig ist auch die Inszenierung der Situation, insbesondere wie das Kind „ins Bild gehalten wird“ von einer Person, die sich außerhalb des Bildausschnitts befindet. In Verbindung mit der nun offen gelegten Bildunterschrift wird klar, dass es sich bei dem Kind um den getöteten Mahmoud Sadallah handelt, der von Ismail Hanija, einem politischen Anführer der Hamas, und Hischam (Hescham) Kandil, damaliger ägyptischer Premierminister, gehalten wird. Umringt sind die beiden Politiker von Sicherheitskräften. Die Bildunterschrift bestätigt auch die anfängliche Vermutung, dass das Kind tödlich verletzt ist.
Ordnet man in einem dritten Schritt, der Interpretation, das Bild in den Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts ein, stellen sich weitere Fragen: Da die beiden erwachsenen Protagonisten des Bildes der palästinensischen bzw. ägyptischen Seite zuzuordnen sind, liegt die Interpretation nahe, dass es sich bei dem getöteten Kind um das Opfer eines israelischen Angriffs handelt. In Bezug auf die Bildsprache hat dieses Narrativ vom „Kindsmörder Israel“ durchaus Tradition im Nahostkonflikt. Zu sehen ist ein Akt symbolischer Politik: Die beiden Politiker ziehen erhöhte Aufmerksamkeit auf den Tod des Kindes. Durch die Anwesenheit des ausländischen ägyptischen Politikers und die inszenierte Zusammenkunft wird die Bedeutung von Ismail Hanija und Mahmoud Sadallah erhöht. Kandils Hand auf dem Kopf des getöteten Jungen verweist auf die kindliche Unschuld und das erfahrene Leid aller Beteiligten.
Mit dieser Interpretation erfolgte nun die endgültige Kontextualisierung des Fotos. Es stammt von der Agentur Reuters und wurde als Titelbild für den Artikel „Nichts spricht für einen israelischen Luftschlag“ in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am Dienstag, den 20. November 2012 (Nr. 271, S. 29) in der Rubrik Medien abgedruckt. Die zweite Überschrift und der Teaser lauteten: „Propagandabilder im Gaza-Konflikt. Eine Woche dauern die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas nun an. Fotos sind dabei ein probates Mittel der Propaganda, wie ein sehr trostloser Fall beweist.“ 20.11.2012, von Jan Ludwig, Jerusalem
Im Artikel erfährt man, dass es sich bei der politisch motivierten Verbreitung des Bildes wohl um palästinensische Propaganda gehandelt habe. Denn das Kind sei vermutlich nicht durch einen israelischen Angriff, sondern womöglich gar durch den Beschuss aus Gaza ums Leben gekommen und von den beiden Politikern in Unkenntnis des Sachverhalts instrumentalisiert worden. Die anschließende Diskussion beschäftigte sich daher auch mit den Fragen von Propaganda und lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Bilder können aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen und neu kontextualisiert bzw. instrumentalisiert werden. Sie können im neuen Umfeld auch zur Dekonstruktion eines Sachverhalts benutzt werden.
- Die Debatten um die Bildpolitik im Nahostkonflikt sind höchst polarisiert; eine kleinschrittige Analyse, wie hier beispielhaft vorgenommen, kann dabei verschiedene, sich überlagernde Bedeutungsebenen des Bildes offenlegen und damit neue Erkenntnisse liefern.
- Das Beispiel lässt aber auch durchaus den Schluss zu, dass die Dekonstruktion des Bildkontextes in Verbindung mit einer auch in Deutschland sehr politisierten Diskussion mehr über den deutschen Diskurs verrät als über die Verflechtungen und Konflikte vor Ort.
Im zweiten Teil des Workshops ging es um einen Vergleich der Berichterstattung im November 2012 in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ), in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) und dem „Hamburger Abendblatt“ (HA). Behandelt wurden die medial vermittelten Bilder der zweiwöchigen Eskalation des Gaza-Konflikts in der deutschen Presse: Wo sind die Bilder in der Zeitung positioniert; wie ist das Text-Bild-Verhältnis? Welche Inhalte werden thematisiert? Welche AkteurInnen kommen vor? Was sind die Bildquellen? Und was für Defizite fallen auf?
Wie erwartet, setzten die drei deutschen Zeitungen unterschiedliche Schwerpunkte. Inhaltlich ging es vor allem um Offensive und Defensive, das Leid und die Folgen der bewaffneten Auseinandersetzungen, beim „Hamburger Abendblatt“ z.B. visualisiert durch Menschen auf der Flucht. Bei den AkteurInnen war insbesondere der Dualismus zwischen israelischen Einheiten und palästinensischer Zivilbevölkerung zentral. Sowohl „Süddeutsche Zeitung“ wie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ thematisierten das Geschehen auch visuell zu Beginn auf der Titelseite im Gegensatz zum „HA“. Die „SZ“ legte einen Schwerpunkt auf die Darstellung von Gewalt (Angriffe, Explosionen, brennende Autos, schreiende Menschen und ein zerbombter Bus); ebenso wie beim „HA“ kamen erläuternde Grafiken zum Einsatz, die überwiegend klein und illustrativ am Rand platziert waren. „SZ“ und „HA“ thematisierten beide einen Anschlag auf einen Bus; Fotos von PolitikerInnen nahmen eine untergeordnete Rolle ein. Gemeinsam war allen drei Medien, dass die Fotos überwiegend von Nachrichten- und Bildagenturen wie dpa, Reuters, AP und Getty stammten. Die Hamas als militärischer Akteur kam bei allen drei Zeitungen nicht vor, Verhandlungen zwischen den beteiligten Konfliktparteien wurden nicht visualisiert.
Im Rahmen der Diskussion der Bildberichterstattung ging es auch um Fragen einer weiterführenden Recherche bezogen auf das publizierte Bild: In drei Schritten lassen sich in der Regel weitere Informationen zu dem Bild finden. Geklärt werden sollten zuerst die Herkunft des Bildes (Agentur oder sonstige Quelle) sowie der Name der Fotografin oder des Fotografen. Viele Agenturen haben Online-Datenbanken, in denen das publizierte Bild sowie weitere, ähnliche Fotos recherchiert werden können. Hieran knüpft die Frage an, ob das Bild verändert, ausgeschnitten oder modifiziert wurde. Auf diesem Weg lässt sich das publizierte Bild häufig zum Ursprungskontext zurückverfolgen und liefert so zusätzliche Informationen zum dargestellten Sachverhalt.
Auf Basis dieser Erkenntnisse ging es im dritten Teil des Workshops um eine ganze andere Art der Bildberichterstattung: um Fotoreportagen. Die drei ausgewählten Reportagen boten einen gänzlich anderen Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt. Sie stellten Facetten des alltäglichen Lebens in den Vordergrund, die sonst häufig im Kontext von Krieg und Gewalt aus dem Blick geraten. In der ersten Fotoreportage dokumentierte Paolo Pellegrin den Alltag der Überlebenden der Operation „Gegossenes Blei“ im Gaza-Streifen („ZEITmagazin“ Nr. 49/2013, 28.11.2013). Wenig Text und große Schwarz-Weiß-Porträts sind die beherrschenden Stilelemente dieser Reihe. Die Personen sind in wechselnden Ausschnitten in Szene gesetzt, hartes Licht erzeugt kontrastreiche Bilder. Die Umsetzung ist klar porträtgeschichtlich orientiert; das Langzeitprojekt versucht einen Querschnitt der Betroffenen und Folgeschäden zu zeigen. Auffällig ist das Bild-Text-Verhältnis: Die knapp gehaltene Bildunterschrift enthält Informationen wie Name, Alter und eine kurze Beschreibung des Ereignisses und der lebensverändernden Folgen, insbesondere der Verletzungen. Der zweite Textblock auf jeder Seite geht auf die Waffenart und den Kontext ein, durch die die Verletzungen erfolgten. Zu Beginn der Reportage findet sich eine einseitige Einführung zur Reihe, auf den folgenden Seiten stehen die Bilder der Menschen und ihre Geschichten im Mittelpunkt.
Die zweite Fotoreportage „Wir Kinder vom Busbahnhof“ von Fritz Schaap und Tobias Kruse, ebenfalls veröffentlicht im „ZEITmagazin“ im August 2012, thematisiert die Situation rund um den alten Busbahnhof von Tel Aviv und die der Menschen, die dort anzutreffen sind. Der alte Busbahnhof ist Kristallisationspunkt der Geschichten der Menschen – auch wenn sie nie dort waren. Der Text erzählt eine andere Geschichte als die Bilder; nur das erste Foto bringt die Tragik der Geschichte von Saleh, einem der Protagonisten im Text, pointiert auf den Punkt. Kein Stück Haut ist zu sehen, Handschuhe, Winterjacke und Kapuze verdecken alle individuellen Züge von ihm; er hockt zusammengekauert auf einem Plastikstuhl. In einem nicht näher definierbaren, heruntergekommenen Raum spricht er mit den Journalisten. Saleh ist Palästinenser und flüchtete als Junge nach Tel Aviv. „Weil er schwul ist. Aber er fand weder Schutz noch Heimat, nur Elend und Angst.“[2]
Mehr Milieustudie denn stringente Reportage ist die Foto-Reihe eine essayistische Zusammenstellung verschiedener Facetten von Homosexualität in Palästina, in Israel und rund um den alten Busbahnhof von Tel Aviv. Der Titel des „ZEITmagazins“, in dem die Fotoreportage veröffentlicht wurde, lautet: „Küssen verboten“. Besonders diese Überschrift und der Titel der Reportage „Wir Kinder vom Busbahnhof“, beides hervorstechende popkulturelle Aneignungen, prägen den Stil der Reihe. Starke und nahe Bilder, die den Betrachtenden sprichwörtlich „vor den Kopf geknallt werden“ und die Schwere der Thematik in harte Bilder übersetzen. Wer bewegt sich in dieser Szene? Ausgestoßene, Obdachlose, Homo- und Transsexuelle – Verlierer möchte man sagen. Wer darf seine Homosexualität ausleben? Und wo darf sie ausgelebt werden? Da sind diese zwei Schwulen aus Ramallah, reiche Angehörige der Oberschicht, die sich im engeren Freundeskreis geoutet haben. Sie versuchen, offener mit ihrer Sexualität umzugehen. Schwul sein in einer Art Blase. Salehs Geschichte ist am anderen Ende der Skala angesiedelt: als Kind von einem Mann vergewaltigt, als schwul stigmatisiert, eingesperrt von der eigenen Familie, mehrmals fast zu Tode geprügelt, nach Israel geflohen, zurückgebracht, wieder geflohen. Endstation: der Busbahnhof in Tel Aviv. „Israel gibt sich Schwulen gegenüber offen, aber nicht, wenn sie Palästinenser sind.“[3] Mehrfach versuchte Saleh sich umzubringen.
Salehs Geschichte erzählt der Text. Die Bilder dagegen spannen den Bogen von der Szenerie des Busbahnhofs, über eine transsexuelle Prostituierte, eine schwule Privatparty in Ramallah bis hin zum symbolisch verdichteten Foto des komplett unkenntlichen Saleh in zusammengesunkener Haltung. Bilder einer gänzlich anderen Seite des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Am seltsamsten mutete jedoch die dritte zu analysierende Fotoreportage „Surfin‘ Gaza“ im Magazin „Mare“ an. Es geht um die Menschen vom Gaza Surf Club, die das Meer als Ort der Freiheit für sich entdeckt haben, und um die 47 Surfbretter, die es auf verschiedenen Wegen in den Gaza-Streifen geschafft haben und wie ein Schatz gehütet werden. Es geht um die Surf-Szene in Gaza als Beispiel für Alltagskultur und Freizeit, als Möglichkeit, der Bedrückung des Konflikts und der Langeweile für eine Weile zu entfliehen. Verantwortlich für die Reportage zeichnen Alessandro Gandolfi (Fotos) und Carsten Stormer (Text); veröffentlicht wurde die Geschichte in „Mare“ Nr. 87 im August 2011. Die Umsetzung wirkt harmonisch, ein klassischer Reportagestil, chronologisch aufgebaut mit Fokus auf einen Protagonisten, aber auch Perspektivwechsel sind enthalten. Die Bildsprache ist positiv, warm, stimmungsvoll, der Bildaufbau ist einheitlich und ausgeglichen, ganz im Kontrast zu dem hektischen Konfliktgeschehen. Der Bezug zum Krieg fehlt in den Fotos gänzlich. Die Bilder spielen mit den „klassischen“ Surf-Stereotypen und verdeutlichen den Subjektstatus und die Handlungsmacht der AkteurInnen. Das Bild-Text-Verhältnis ist ausgewogen bildbetont, zehn von fünfzehn Seiten werden durch teils großformatige Bilder dominiert. Die stimmungsvolle Bildwirkung steht klar im Vordergrund der Reihe. Starke Bilder, die einen völlig anderen Blick auf Gaza und seine Menschen werfen.
Was bleibt vom Tag? In einer kurzen Abschlussrunde wurden die Erkenntnisse gebündelt. Viele Facetten sind zu den eintönig dichotomen Darstellungen des israelisch-palästinensischen Konflikts hinzugekommen. Und immer wieder tauchten ethische Fragen auf, wie angemessen über diesen und andere Konflikte berichtet werden könne. Inwieweit sich bei der Analyse der Berichterstattung auch Charakteristika einer „typisch deutschen“ Perspektive erkennen lassen, könnte durch eine Gegenüberstellung mit anderen internationalen Medien weiter verfolgt werden, um den „deutschen Blick“ noch eindeutiger fassbar zu machen. Der gedankliche Abgleich mit den gesammelten „Bildern des Konflikts“ zu Beginn des Tages erfolgte auf dem Heimweg – sicherlich sind viele hinzugekommen.
Der israelisch-palästinensische Konflikt im Blick des Fotojournalismus. Ein Workshop vom Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, 3. Dezember 2016, Berlin. Leitung: Felix Koltermann (Webseite, Twitter)
[1]Die Fotos können aufgrund unseres beschränkten Budgets hier nicht abgebildet werden, wir verlinken aber auf die jeweiligen Seiten im Internet.
[2]Fritz Schaap, Wir Kinder vom Busbahnhof, in: ZEITmagazin Nr. 33/2012, 9. August 2012 (15.12.2016). Die vollständige Reportage ist kostenpflichtig abrufbar beim „ZEITmagazin“. Bei dem Artikel auf „ZEIT-Online“ sind nur wenige Fotos der gesamten Reihe verfügbar.
Ein Kommentar “„Wir Kinder vom Busbahnhof“, Steinewerfer, „Surfin‘ Gaza“ und schwarze Wassertanks auf Häusern”