Die Danziger Marienkirche – Der Bau und seine Ausstattung im europäischen Kontext

Tagung 11.-13. Mai 2017 Gdansk

 

Die spätmittelalterlichen Stadtkirchen mitsamt ihrer Ausstattung dokumentieren nicht nur die reiche Kunstproduktion der Zeit, ihre Bedeutung geht weit darüber hinaus: Sie sind Spiegelbild der Gesellschaft und Ausdruck des Selbstverständnisses der Stadtbürger, die ihren sozialen Rang durch die Stiftung von Kunstwerken in „ihrer“ Kirche dokumentierten und damit gleichzeitig ihren europäischen Geisteshorizont bekundeten. Dieses bürgerliche Selbstbewusstsein zeigt sich nicht nur in den einzelnen Kunstwerken, sondern mehr noch in dem großen kulturell-ästhetischen Gesamtkomplex, der sich im Laufe der Jahrhunderte aus Architektur und Ausstattung der Kirchen bildete.

Die Danziger Marienkirche hat ihre liturgische Ausstattung des Mittelalters als einzige unter den ganz großen Stadtkirchen des Ostseeraums bis heute weitgehend bewahrt, ergänzt durch einzelne, künstlerisch ebenfalls bedeutende nachmittelalterliche Ausstattungsstücke. Erhalten sind noch heute allein 21 Retabel bzw. Retabelfragmente des Spätmittelalters, ergänzt durch Skulpturen, Wand- und Tafelmalereien, außerdem einzelne Gemälde, darunter die kunsthistorische herausragende Zehn-Gebote-Tafel. Unter vielen importierten Objekten, als zentrales Werk der europäischen Kunstgeschichte, befindet sich auch das Weltgerichtsretabel des Hans Memling. All diese Kunstwerke bezeugen den weiten Horizont der Danziger Stifter in Spätmittelalter und Renaissance. Das gilt mindestens ebenso für den „Danziger Paramentenschatz“, den in einzigartiger Geschlossenheit erhaltenen Bestand an liturgischen Gewändern der Marienkirche. Er ist weltweit ohne Vergleich und bezeugt den außerordentlichen Reichtum der Danziger Bürger.

 

Programm

DONNERSTAG, 11.05.2017

9.00: WIESŁAW DŁUGOKŁCKI (Gdansk), Dekan der Fakultät für Geschichte der Universität Danzig: Grußwort

9.15: TOMASZ TORBUS (Gdansk, Leipzig), GERHARD WEILANDT (Greifswald): Einführung in das Thema der Tagung

9.30-13.00 I. Sektion: Geschichte und Topographie der Marienkirche im Mittelalter

Moderator: Jaroslaw Jarzewicz (Poznan)

9.30-10.15: CHRISTOFER HERRMANN (Gdansk): Baugeschichte und Bauorganisation der Marienkirche im Mittelalter

10.15-11.00: GERHARD WEILANDT (Greifswald), Welches Bild an welchem Ort? – Prinzipien der Themenwahl und ihrer Verteilung innerhalb des Kirchenraums

11.30-12.15: PIOTR OLINSKI, WALDEMAR ROZYNKOWSKI (Torun): Sakrale Topographie – Standorte und Patrozinien der Altäre in der Marienkirche – geschichtliche Perspektive

12.15-13.00: STEFAN BÜRGER (Würzburg): Das Zellengewölbe – Überlegungen zur Erfolgsgeschichte einer baukünstlerischen Sonderform

 

14.00-17.30 II. Sektion: Die Marienkirche in der Neuzeit

Moderator: Marek Walczak (Krakow)

14.00-14.45: SLAWOMIR KOSCIELAK (Gdansk): The Lutherans at the Catholics’ – The Catholics at the Lutherans’. St. Mary’s Church as a Simultaneous Temple and a Subject of Dispute

14.45-15.30: TOMASZ TORBUS (Gdansk, Leipzig): Ein Fremdkörper in der Danziger Architekturtradition? Die Königliche Kapelle – Zuschreibung, Form und Funktion

16.00-16.45: EDMUND KIZIK (Gdansk): Die Danziger Marienkirche und ihre Kunstwerke als Forschungsthema im 19. Jahrhundert

16.45-17.30: MARCIN GAWLICKI (Gdansk): The Destruction of St. Mary’s Church in Gdansk at the End of the Second World War and its Post-War Reconstruction

 

18.00-18.50 Infobörse

Moderator: Aleksandra Lipinska (München)

18.00-18.10: WERONIKA GROCHOWSKA (Gdansk): The Winterfeld Family. Artistic donations for St. James Chapel in St. Mary’s Church in Gdansk

18.10-18.20: KATHARINA PASZKIEWICZ (Bonn): Die Ferberkapelle, ihre Stifter und ihre Retabel

18.20-18.30: GIULIA SIMONINI (Berlin): Die Stiftungen der Familie von Reesen in der Danziger Marienkirche

18.30-18.40: ALBERT BOESTEN-STENGEL (Torun): Der Reinhold-Altar des Joos van Cleve aus der Marienkirche

18.40-18.50: ALICJA GRABOWSKA-LYSENKO (Torun): Die „importierten“ Heiligenkulte in Danzig

 

19.30 Abendvortrag im Rechtsstädtischen Rathaus

Einführung: Matthias Weniger (München)

JOCHEN SANDER (Frankfurt): Ein künstlerischer Überbietungswettbewerb: Hans Memlings Danziger Weltgerichtstriptychon

 

FREITAG, 12.5.2017
9.00-13.15 III. Sektion: Die Ausstattung der Marienkirche – Formen des Kulturtransfers

Moderator: Michat Wozniak (Torun)

9.00-9.45: ANDRZEJ WOZINSKI (Gdansk): The Late Gothic Saint Barbara’s Retable of the Confraternity of the Shoemakers’ Apprentices in Our Lady’s Church in Gdansk

9.45-10.30: STEPHAN KEMPERDICK (Berlin): Die Trinitätstafel der Georgenbruderschaft und das Dreifaltigkeitsretabel der Schusterbruderschaft in der Danziger Marienkirche

10.30-11.15: MANUEL TEGET-WELZ (Erlangen): Meister Michel von Augsburg: Anmerkungen zum Danziger Hochaltarretabel

11.45-12.30: MONIKA JAKUBEK-RACZKOWSKA (Torun): Die Skulptur des Schönen Stils in der Danziger Marienkirche. Forschungsstand und Forschungsperspektiven

12.30-13.15: VERA HENKELMANN (Eschweiler): Die Marienleuchter in St. Marien in Danzig – Exponenten der laubenförmigen Marienleuchter in ihrem spätmittelalterlichen Funktionshorizont

 

ab 14.30: Gelegenheit zur Diskussion vor Originalen in der Marienkirche

19.30: Empfang im Artushof

 

SAMSTAG, 13.5.2017
9.00-12.30 IV. Sektion: Der Danziger Paramentenschatz

Moderator: Dietmar Popp (Marburg)

9.00-9.45: HELENA HRYSZKO, MONIKA STACHURSKA (Warszawa): „Der Danziger Paramentenschatz“ in collection of National Museum in Gdansk as a subject of research project currently realized by Department of Textiles Conservation at Academy of Fine Arts in Warsaw

09.45-10.30: BIRGITT BORKOPP-RESTLE (Bern): Liturgische Gewänder und andere textile Objekte -Das Profil des Paramentenschatzes der Marienkirche

11.00-11.45: EVELIN WETTER (Riggisberg): Liturgische Textilien in Stiftungsurkunden, Inventaren und Chroniken zur Danziger Marienkirche

11.45-12.30: JULIANE VON FIRCKS (Mainz): Mongolen, Mamluken und hansische Kaufleute. Der Papageienstoff aus der Danziger Marienkirche (Berlin, Kunstgewerbemuseum) als Objekt des Transfers

13.30-17.00: Danziger Nationalmuseum (nur für Referenten und Sektionsleiter)

Gelegenheit zur Besichtigung des Danziger Nationalmuseums mit dem Teil des Danziger Paramentenschatzes

 

Luftbild: Marienkirche Danzig, Fotograf: unbekannt. Quelle: Herder-Institut, Bildarchiv, Inv.-Nr. 58129 © mit freundlicher Genehmigung

Tagungsort

Altstädtisches Rathaus ul. Korzenna 33/35 80-001 Gdansk

 

Wissenschaftliches Komitee

Prof. Dr. GERHARD WEILANDT

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Dr. hab. TOMASZ TORBUS, prof. UG

Uniwersytet Gdanski, GWZO Leipzig

 

Sekretariat der Tagung

mgr ALICJA GRABOWSKA-LYSENKO
tagung.marienkirche@gmail.com

 

Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung

Institut der Leibniz-Gemeinschaft
Gisonenweg 5-7
35037 Marburg
Tel: +49 6421 184-135, Fax: +49 6421 184-139
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