REZENSIONEN und TAGUNGSBERICHTE: H-SOZ-KULT
Transcript – Verlag für Kommunikation, Kultur und soziale Praxis, Bielefeld 2017
Rezensiert von Leonie Treber, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Heutige Vorstellungen von der deutschen Nachkriegszeit sind vor allem durch Fotografien und Filmausschnitte bestimmt. Bilder von zerstörten Städten, Trümmerfrauen, Schlange stehenden Menschen und Deutschen, die von den Alliierten durch die befreiten Konzentrationslager geführt werden, prägen unsere medial vermittelte Erinnerung an diese Zeit. Damit geht die Annahme einher, dass solche Bilder auch den visuellen Kanon der Zeitgenossinnen und Zeitgenossen der unmittelbaren Nachkriegszeit bestimmt hätten. Doch diese Einschätzung ist falsch. Basierend auf den Forschungen zur Bildgeschichte und Entmythologisierung der „Trümmerfrau“ sowie zu Filmen und Fotos aus den Konzentrationslagern und der Feststellung, dass diese eben nicht zum „Mainstream der visuellen Kultur Deutschlands in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zählten“, versuchen die Kulturwissenschaftlerinnen Magdalena Saryusz-Wolska und Anna Labentz in ihrer Studie einen neuen Blick.
Wallstein, Göttingen 2016
Rezensiert von Ulrich Baumann, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Vermag ein neun mal zehn Meter großes Betonmonument im Wiener Regierungsviertel einer in Österreich (und nicht nur dort) lange verfemten Gruppe von NS-Opfern zur würdigen Erinnerung zu verhelfen? Der ansprechend gestaltete Begleitband zu dem im Oktober 2014 eingeweihten Denkmal für die österreichischen Opfer der NS-Militärjustiz nähert sich dieser Frage aus verschiedenen Perspektiven. Die durch den deutschen Künstler Olaf Nicolai (geb. 1962) entworfene Skulptur besteht aus einem X, das sich als begehbarer dreistufiger Sockel auf dem Ballhausplatz befindet.
Transcript – Verlag für Kommunikation, Kultur und soziale Praxis, Bielefeld 2017
Rezensiert von Jessica Nitsche, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
„Nach wie vor ist der Nationalsozialismus Gegenstand nicht abreißender Debatten, unzählige Male wiederholtes mediales Thema.“ Liest man den ersten Satz des Buches „Postnazismus und Populärkultur“ der Medienwissenschaftlerin Jelena Jazo, könnte man meinen, die 1985 geborene Autorin wolle sich ein für alle Mal von diesem Thema verabschieden. Das Gegenteil ist der Fall. Jazo bietet eine zwar nicht völlig neue, aber weiterhin anregende Perspektive, indem sie faschistoide Ästhetiken in den Blick rückt und deren „Nachleben“ in der jüngeren und jüngsten populären Kultur untersucht. Wer wachen Auges durch die Welt geht, wird die These kaum bestreiten, dass sich in der Populärkultur der Gegenwart Phänomene beobachten lassen, die von einem durch Faschismus und Nationalsozialismus geprägten Bildprogramm beeinflusst sind.
DFG-Projekt „Fotografie im Nationalsozialismus Alltägliche Visualisierung von Vergemeinschaftungs- und Ausgrenzungspraktiken 1933-1945“ , Humboldt-Universität zu Berlin, 26.10.2016 – 28.10.2016
Tagungsbericht von Anne Vitten
The concluding conference of the research project “Fotografie im Nationalsozialismus. Alltägliche Visualisierung von Vergemeinschaftungs- und Ausgrenzungspraktiken 1933-1945“, funded by the DFG, was opened by MICHAEL WILDT (Berlin), who welcomed the participants and led over to the keynote lecture. ANNETTE VOWINCKEL (Potsdam / Berlin) talked about image agents, the protagonists of photography distribution in the 20th century and defined them as the “stakeholders of the visual world”. Vowinckel raised the question of the difference between censorship vs. “regular” editorials and the role of the audience.
Tagung: 6. Kartengeschichtliches Kolloquium zu Ehren von Ingrid Baumgärtner
Martina Stercken, Professorin für Allgemeine Geschichte des Mittelalters und Vergleichende Landesgeschichte, Universität Zürich, 16.06.2017 – 17.07.2017
Tagungsbericht von Anna Hollenbach
Das bereits zum sechsten Mal tagende Kartengeschichtliche Kolloquium kehrte in diesem Jahr an seinen Ursprungsort Zürich zurück, an dem es 2011 zum ersten Mal stattfand, ehe sich danach Essen, Kassel und Paris abwechselten. Unter Leitung von Ingrid Baumgärtner, Ute Schneider und Martina Stercken ermöglichte das Kolloquium Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern, ihre Qualifikationsarbeiten im Bereich der Kartographiegeschichte vorzustellen, zu diskutieren und gemeinsam neue Zugänge zu finden. So betonte Gastgeberin Martina Stercken in ihrer Begrüßung den epochenübergreifenden und interdisziplinären Charakter, welcher eine Vielzahl an Fragestellungen sowie ein breit gefächertes Themenfeld eröffne.