NEUE REZENSIONEN: H-SOZ-KULT
Neue Bücher zum Thema historische Bildforschung – rezensiert auf H-Soz-Kult
Sebastian Schönemann: Symbolbilder des Holocaust. Fotografien der Vernichtung im sozialen Gedächtnis
Campus, Frankfurt a.M. 2019
Rezensiert von Christoph Hamann, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
In der Dissertation Symbolbilder des Holocaust. Fotografien der Vernichtung im sozialen Gedächtnis des Soziologen und Politikwissenschaftlers Sebastian Schönemann, entstanden an der Universität Koblenz-Landau, spielen die „wieder und wieder“ gezeigten fotografischen Symbolbilder und Bildsymbole des Holocaust eine zentrale Rolle. Im Mittelpunkt steht jedoch nicht die Fotografie als historische Quelle, sondern ihre Funktion als Trigger für visuelles und biografisches Erinnern sowie für sinnbildendes Erzählen über Vergangenheit. Schönemann geht der Frage nach, „auf welche Art und Weise die Bilder wirken und wie wir uns über sie erinnern“ (S. 11).
Metropol, Berlin 2020
Rezensiert von Thomas Sandkühler, redaktionell betreut durch Michael Wildt
Das vorliegende Buch enthält bislang unbekannte Fotografien aus der Sammlung Niemann. Der beim Häftlingsaufstand in Sobibór getötete SS-Untersturmführer Johann Niemann (1913-1943) sammelte Fotografien aus dem Kameradenkreis, weil er auf seine Laufbahn stolz war, die ihn über Wachdienste in den Konzentrationslagern Esterwegen und Sachsenhausen zu den „T4“-Tötungsanstalten Grafeneck, Brandenburg und Bernburg führte. Dort äscherte er als „Brenner“ die Leichen der vergasten Kranken ein. Zeitweilig bewachte Niemann auch die NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel. Seit Sommer 1942 war Niemann stellvertretender Kommandant von Sobibór, wo mindestens 180.000 Juden ermordet wurden.
Jens Westemeier (Hg.): „So war der deutsche Landser …“ Das populäre Bild der Wehrmacht
Schöningh, Paderborn 2019
Rezensiert von Hans-Joachim Hahn, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Der facettenreiche Band „So war der deutsche Landser …“, der eine Reihe populärer Medienformate wie Spielfilme, „Landser“-Hefte, Darstellungen von Hobbyhistoriker*innen, Museumspräsentationen und andere Formate bis hin zu den Neuen Medien von der NS-Zeit bis heute auf Inszenierungen und Instrumentalisierungen der „Faszination Wehrmacht“ untersucht und auch einen Text zur „Entpolitisierung von Militärmusik“ enthält, geht auf die Beiträge eines Workshops zurück, der vom Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. im Juli 2016 an der Internationalen Jugendbibliothek in München organisiert wurde (S. 351). Titelgebend für die Konferenz und das Buch ist der am 25. März 1955 in über 50 Kinos der Bundesrepublik Deutschland angelaufene, abendfüllende Dokumentarfilm, der von der Göttinger Arca-Film produziert wurde, hinter der wiederum der ehemalige Wehrmachtsoffizier Gero Wecker (1923-1974) stand.
Hermann Kappelhoff: Front Lines of Community. Hollywood Between War and Democracy
de Gruyter, Berlin 2018
Rezensiert von Elisabeth Bronfen, redaktionell betreut durch Christoph Classen
In his book „Achieving our Country“, the philosopher Richard Rorty makes reference to the Hollywood platoon film as a telling example for the way the American cultural imaginary thinks about communality. At issue for him is not only the fact that any sense of belonging to a group is forged by virtue of an affective bond among those deemed to be its members. Rather, Rorty also understands communality to entail an emotional agreement to participate in a political body that has developed historically, based on shared values, hopes and attitudes towards the world.
Tagungsbericht: Bildmedien der Taufe im Spannungsfeld von Ort, Ritual und Gemeinschaft
Kunsthistorisches Institut, Universität zu Köln, 11.-14.02.2020
Kathrin Borgers/Irina Dudar/Hannes Fahrnbauer
Die Tagung öffnete durch interdisziplinäre Beiträge internationaler Forscher den Blick auf neue Zusammenhänge zwischen Ikonographie, Raum, Recht und Ritual. Die besondere Qualität lag in der Vielseitigkeit der zusammengetragenen Fallbeispiele, die bildliche Quellen, Plastik, Architektur ebenso wie schriftliche Quellen für das Verständnis von Taufliturgie, Akteuren und Rezipienten erschlossen. Insgesamt konnte die Tagung nicht nur eine kontinuierliche Tradition der christlichen Taufen über große Zeiträume und Epochen hinweg, sondern auch eine große Diversität durch die Betrachtung geografischer Spannweiten aufzeigen.