CfP: Visualizations of War Captivity
– Performativity, Reconciliation, Irreconcilability
Conference Universität Bonn 10.-11. Oktober 2024 – Deadline: 2. Mai 2024
The Russian war of aggression against Ukraine underlines the topicality of the topic of war captivity and the importance of its representation in the media. The conference seeks to examine visualizations of war captivity in the 20th and 21st centuries. Visual representations of war captivity across different times, regions and media can be linked by common questions.
How do visual representations of prisoners of war relate to the prospect of reconciliation? How is the role of prisoners of war visually staged? On the one hand, they are condemned to a certain passivity, as they find themselves in a strong asymmetrical relationship of dependency; on the other hand, they are often expected to organize their daily lives. How is the question of guilt taken into account? Prisoners of war may have been involved in war crimes and thus be perpetrators; in captivity, however, they can become victims. Is it possible to identify such a dual role – in specific historical and cultural contexts – through the portrayal of prisoners of war from different perspectives? Can a change of perspective in this context be understood in the sense of a structural prerequisite for “reconciliation” (cf. on “change of perspective” as a structural prerequisite for reconciliation Gardei, Schulz, Soeffner 2023)? We conceive of “reconciliation” as a utopia and understand it as the transformation of conditions of war and enmity into free relationships of recognition (Soeffner 2023), which exhibit characteristics of trust and friendship (Pfeil 2022, 18).
War captivity can be examined as a performative practice whose historical and cultural contexts must be taken into account. Photographs of prisoners of war were often used for propaganda purposes and sometimes even deliberately arranged to this end. In addition to the intention, other aspects must likewise be considered when interpreting visual representations of war captivity, such as the subcutaneous messages of the faces of the photographed persons or the arrangement of objects.
Up to now, the exploration of this rich material with regard to its potential for understanding “reconciliation” and “irreconcilability” has been a gap in research. The conference provides room for case studies that present and interpret specific visual material, but also for methodological papers from fields such as photographic ethnography, image hermeneutics, theories of visual sociology, visual history, research on photography and the functions of visualizing history.
We would like to offer researchers and cultural practitioners the opportunity to present and discuss their research, relevant practical projects and experimental formats. We also encourage Master’s students and PhD researchers to submit abstracts. All presentations should present visual material. The conference will be held in German and English.
Questions such as the following could be addressed in the presentations: How is the prisoner of war status shown in the pictures? What differences can be identified in the treatment of prisoners of war? Who were the photographers, artists or filmmakers, and on whose behalf were the images created? What objectives can be identified (e.g. documentation, self-justification, manipulation, propaganda)? What academic status do the photographs have with regard to the reconstruction of the history of the respective war and/or the post-war period? To what extent can photographs contribute to irreconcilability or reconciliation?
Please, submit abstracts by May 2, 2024. Abstracts should be sent as PDF documents to vforum@uni-bonn.de. The presentation should not exceed 20 minutes.
We do not charge a participation fee for the workshop. Travel expenses and fees will be covered for the speakers.
The conference is organized in the context of the interdisciplinary reconciliation research of the Bonn Center for Reconciliation Research (BZV), in cooperation with the Cluster of Excellence ‘Beyond Slavery and Freedom: Asymmetrical Dependencies in Pre-Modern Societies’.
Organized by: Esther Gardei, Marion Gymnich, Benet Lehmann, Hans-Georg Soeffner
Contact: Esther Gardei (vforum@uni-bonn.de)
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine unterstreicht die Aktualität des Themas Kriegsgefangenschaft und die Bedeutung, die ihrer medialen Repräsentation zukommt. Gegenstand der Tagung sind Visualisierungen von Kriegsgefangenschaft im 20. und 21. Jahrhundert. Verbinden lassen sich visuelle Darstellungen von Kriegsgefangenschaft über verschiedene Zeiten, Regionen und Medien hinweg durch gemeinsame Fragestellungen.
Wie verhalten sich visuelle Darstellungen von Kriegsgefangenen zur Aussicht auf Versöhnung? Wie wird die Rolle der Kriegsgefangenen visuell inszeniert? Einerseits sind sie zu einer gewissen Passivität verurteilt, befinden sie sich doch in einem starken asymmetrischen Abhängigkeitsverhältnis; andererseits sollen sich oft selbst verwalten. Wie wird die Frage nach Schuld berücksichtigt? Kriegsgefangene waren möglicherweise an Kriegsverbrechen beteiligt und damit Täter; in der Gefangenschaft können sie allerdings zu Opfern werden. Ist es möglich, eine solche Doppelrolle – je nach historischem und kulturellem Kontext – über die Darstellung von Kriegsgefangenen aus unterschiedlichen Perspektiven zu identifizieren? Lässt sich ein Perspektivwechsel in diesem Kontext im Sinne einer strukturellen Voraussetzung für „Versöhnung“ fassen (vgl. zum „Perspektivwechsel“ als struktureller Voraussetzung für Versöhnung Gardei, Schulz, Soeffner 2023)? „Versöhnung“ begreifen wir als eine Utopie und verstehen darunter die Umwandlung von Zuständen des Krieges und der Feindschaft in freie Anerkennungsverhältnisse (Soeffner 2023), die Charakteristika des Vertrauens und der Freundschaft aufweisen (Pfeil 2022, 18).
Kriegsgefangenschaft lässt sich als performative Praxis untersuchen, deren historische und kulturelle Kontexte berücksichtigt werden müssen. So sind Fotografien von Kriegsgefangenen oft als Propaganda eingesetzt und dafür teilweise sogar bewusst arrangiert worden. Neben der Intention gilt es, auch weitere Aspekte bei der Interpretation der visuellen Darstellung von Kriegsgefangenschaft zu berücksichtigen, etwa die subkutanen Botschaften der Gesichter der fotografierten Akteur:innen oder auch die Anordnung von Objekten.
Die Erforschung dieses reichhaltigen Materials auf sein Potenzial für das Verständnis von „Versöhnlichkeit“ und „Unversöhnlichkeit“ stellt bisher eine Forschungslücke dar. Die Tagung lädt zu Fallstudien ein, die konkretes Bildmaterial vorstellen und deuten, aber auch zu methodologischen und methodischen Vorträgen aus Bereichen wie der fotografischen Ethnografie, Bildhermeneutik, Theorien der Visuellen Soziologie, Visual History, Fotoforschung und der Funktionen der Visualisierung von Geschichte.
Wir möchten Forschenden und Kulturschaffenden die Chance bieten, Forschungsarbeiten, themenbezogene Praxisprojekte sowie experimentelle Formate zu präsentieren und zu diskutieren. Auch Masterstudierende und Promovierende ermuntern wir zum Einreichen von Abstracts. Alle Vorträge sollen konkretes Bildmaterial vorstellen.
Die Tagung findet in deutscher und englischer Sprache statt.
Diskutiert werden könnten in den Vorträgen Fragestellungen, wie die folgenden: Wie zeigt sich der Kriegsgefangenenstatus auf den Bildern? Welche Unterschiede im Umgang mit Kriegsgefangenen lassen sich feststellen? Wer waren die Fotograf:innen, Künstler:innen oder Filmemacher:innen, und in wessen Auftrag entstanden die Quellen? Welche Zielsetzungen lassen sich erkennen (z.B. Dokumentation, Selbstrechtfertigung, Manipulation, Propaganda)? Welchen wissenschaftlichen Status haben die Fotografien im Hinblick auf die Rekonstruktion der Geschichte des jeweiligen Krieges und/oder der Nachkriegszeit? Inwiefern können Fotografien Unversöhnlichkeit oder Versöhnung anbahnen?
Wir bitten um die Einreichung von Abstracts bis zum 2. Mai 2024. Das Abstract bitte als PDF-Dokument an vforum@uni-bonn.de schicken. Der Vortrag sollte eine Länge von 20 Minuten nicht überschreiten.
Für den Workshop erheben wir keine Teilnahmegebühr. Reisekosten und Honorare werden für die Referent:innen übernommen.
Die Tagung ist angesiedelt im Bereich der interdisziplinären Versöhnungsforschung des Bonner Zentrums für Versöhnungsforschung (BZV), in Kooperation mit dem Exzellenzcluster ‚Beyond Slavery and Freedom: Asymmetrical Dependencies in Pre-Modern Societies‘.
Veranstalter: Esther Gardei, Marion Gymnich, Benet Lehmann, Hans-Georg Soeffner
Contact: Esther Gardei (vforum@uni-bonn.de)