Neue Rezensionen: H-Soz-Kult
Neue Bücher zum Thema historische Bildforschung – rezensiert auf H-Soz-Kult
Matthes Champion: Medieval Graffiti. The Lost Voices of England’s Churches
Ebry Press, London 2015
rezensiert von Thomas Wozniak, redaktionell betreut durch Lioba Geis
This book of Matthew Champion, who started the Norfolk Medieval Graffiti Survey five years ago, provides answers beyond the common association of the idle scratchings of bored choirboys. Since 2010, the author has lead a survey of more than 650 churches in the county of Norfolk alone, identifying more than 25,000 different graffiti images over the years. In Europe, in general, a number of surveys of antique graffiti exist, but so far only very few have focused on medieval graffiti inscriptions. This situation currently appears to be changing in England, and this volume harvests some valuable data.
Heide Fehrenbach/Davide Rodogno (Hrsg.): Humanitarian Photography. A History
Cambridge University Press, Cambridge 2015
rezensiert von Katharina Stornig, redaktionell betreut durch Jürgen Dinkel
Although the history of humanitarianism has recently attracted great attention from historians and social scientists, surprisingly little work has so far been done on its visual dimensions. Yet there can be no doubt that images, visual technologies, and media practices were fundamental to the emergence and formation of a global humanitarian enterprise since the nineteenth century. The volume “Humanitarian Photography,” edited by Heide Fehrenbach and Davide Rodogno, thus constitutes an important and most welcome contribution to a flourishing field of research. Focusing on the mobilization of photography by humanitarian activists and organizations in the twentieth century, the volume gives compelling insights into the transnational production, reproduction, use, and function of photographs in various contexts of humanitarian activism.
Museum Folkwang (Hrsg.): Anschläge von „Drüben“. DDR-Plakate 1949–1990
Steidel Verlag, Göttingen 2015
rezensiert von Florentine Nadolni, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
Die Publikation „Anschläge von ‚Drüben‘. DDR-Plakate 1949–1990“ erschien Anfang 2015 anlässlich der gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Plakat Museums, die vom 6. Februar bis 19. April 2015 im Museum Folkwang in Essen gezeigt wurde. Die Ausstellung und der begleitende Katalog entstanden in einer Zusammenarbeit des Deutschen Plakat Museums mit der Stiftung Plakat Ost; sie basieren auf einer Konzeption von René Grohnert, dem Leiter des Deutschen Plakat Museums, und Sylke Wunderlich, Treuhänderin der Stiftung Plakat Ost.
Metropol Verlag, Berlin 2015
rezensiert von Lukas Meissel, redaktionell betreut durch Ulrich Prehn
Die Geschichte von Erich Sander (1903–1944) steht im Schatten des berühmten Vaters August, der als Fotograf vor allem durch seine Gesellschaftsporträts Berühmtheit erlangte. Der vorliegende Sammelband, ein Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, die vom 23. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016 gezeigt wurde, stellt nun das Leben und Werk von Erich Sander in den Mittelpunkt, der ebenfalls als Fotograf tätig war und als Kommunist von den Nationalsozialisten verfolgt und im Zuchthaus Siegburg eingesperrt wurde. Dort wurde er als Häftling – in dieser Position sicherlich eher ein Ausnahmefall – zum Gefängnisfotograf und war in der Lage, Aufnahmen aus der Strafanstalt zu schmuggeln.
Elena Korowin: Der Russen-Boom. Sowjetische Ausstellungen als Mittel der Diplomatie in der BRD
Böhlau Verlag, Köln 2015
rezensiert von Sonja Großmann, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch
In den letzten Jahren haben die kulturellen Austauschbeziehungen zwischen Ost und West während des Kalten Krieges in der Forschung große Aufmerksamkeit erfahren. Gegenüber anderen Kulturbereichen wie Musik oder Film blieb die Bildende Kunst jedoch bisher eher unterrepräsentiert. Umso wichtiger ist die 2013 an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe vorgelegte Dissertation der Kunsthistorikerin Elena Korowin, die das Zustandekommen, die Rahmenbedingungen und die Rezeption sowjetischer Kunstausstellungen in der Bundesrepublik Deutschland untersucht.
de Gruyter Verlag, Berlin 2015
rezensiert von Katharina Schembs, redaktionell betreut durch Ulrich Prehn
In ihrer publizierten Dissertation behandelt Nanni Baltzer eine bisher von der Forschung unterbelichtete künstlerische Gattung und deren propagandistische Nutzung im faschistischen Italien: die Fotomontage. Denn obwohl der Faschismus zu den „Pionieren“ des breiten Einsatzes der Fotografie zu Propagandazwecken gehörte, die gerade aufgrund des vermeintlich dokumentarischen Charakters des Mediums geschätzt wurde, war sie bisher kaum Thema wissenschaftlicher Forschung.
Dora Apel: Beautiful Terrible Ruins. Detroit and the Anxiety of Decline
Rutgers University Press, New Jersey 2015
rezensiert von Verena Laschinger, redaktionell betreut durch Silvan Niedermeier
Detroit has long become the symbol of American urban crisis and Dora Apel’s “Beautiful Terrible Ruins” is certainly not the first study to engage with the city’s industrial history and the racialized poverty that is coterminous with it. But the Detroit-based art historian is among the first to critically explore the larger political and cultural meaning of the prolific image production of Detroit’s ruined cityscape. Not only do such images visually construct the city’s architectural, economic, and social ruination in the arts, the media, and in popular culture, but they continue to lure more photographers, artists, tourists, and urban explorers into town.
Wallstein Verlag, Göttingen 2013
rezensiert von Elke Grittmann, redaktionell betreut durch Kai Nowak
Die Publikation bietet eine ertragreiche Zusammenführung unterschiedlicher Zugangsweisen, die die unterschiedlichen Produktionspraxen und -strukturen im Verlauf des 20. Jahrhunderts kritisch in den Blick nehmen. Die Perspektive der drei Herausgeber/innen, allesamt Historiker/innen (Potsdam, Berlin), ist deshalb so beachtenswert, weil hier ein Forschungsprogramm einer „Visual History“ entfaltet wird, das dezidiert an der Produktion und Distribution von Fotografien ansetzt und sich historisch weitaus umfassender mit den gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und medialen Kontexten auseinandersetzt, als dies Einzelbildanalysen oder auch viele Monografien über Fotograf/innen, einzelne Agenturen und Medien häufig leisten.