Aktuelles Heft der „Fotogeschichte“:
Keepsake / Souvenir
Die Fotografie war von Anfang an mobil. Nicht nur die Fotograf*innen bewegten sich mit ihren Apparaten, auch die Bilder legten oft weite Wege zurück. Als bewegliches Medium war die Fotografie jedoch mehr als die Summe an Reisen, Reisenden, Reisezielen und Porträts ihrer Bewohner*innen. Daher untersucht das Themenheft, neben Reisewegen und Zirkulationsformen der frühen Fotografie, wie deren Mobilität zum Vehikel der Wahrnehmung, des kulturellen und ästhetischen Austauschs, aber auch der Recherche und staatlichen Kontrolle wurde.
Die zwischen 1841 und 1870 auf Reisen gewonnenen Bilder knüpften an ästhetische und pittoreske Traditionen an. Sie wurden aber auch in vielfältige neue Wissensordnungen eingefügt. Die Fallstudien dieses Themenhefts zeigen, wie sich die Bedeutung des Mediums, je nach Einsatzgebiet und Verwendung, radikal veränderte und die Fotografien als touristisches Souvenir, als historische Projektion, als ethnografische Szene oder als machtpolitische Instanz gelesen werden können.
Das aktuelle Heft der Fotogeschichte Jg. 41 (Sommer 2021), Nr. 160
KEEPSAKE /SOUVENIR
Reisen, Wanderungen, Fotografien 1841 bis 1870
Hg. von Herta Wolf und Clara Bolin
BEITRÄGE
Herta Wolf, Clara Bolin: Keepsake / Souvenir. Reisen Wanderungen, Fotografien 1841 bis 1870. Editorial
Mona Schubert: Sun Pictures in Scotland (1845). William Henry Fox Talbots Hommage an Sir Walter Scott, die Kalotypie und das Reisen
Herta Wolf: Keepsake photographique. Louis-Désiré Blanquart-Évrard’s Reisebilder aus dem Norden Frankreichs
Clara Bolin: Mobilität und Innovation. Der sächsische Wanderfotograf Friedrich August Reinhold in Schweden
Anastasia Khoroshilova: Zwischen Wissenschaft und Politik. Zur frühen ethnografischen Fotografie in Russland
Sara Romani: Koloniales Denken und Identitätsdarstellung. Die lithografischen Alben nach Carl Durheims fotografischen Porträts von Schweizer Heimatlosen (1853–1858)
FORSCHUNG
Karin Berkemann: Wenn Architekten reisen. Friedhelm Grundmann auf Motivsuche in der europäischen Moderne
Reiner Hartmann: Kurt S. Szafranski – vier Leben
Lukas Meissel: Der Täterblick. SS-Bildproduktion in nationalsozialistischen Konzentrationslagern
REZENSIONEN
Steffen Siegel: Paul Nadar, Félix Nadar, Eugène Chevreul: Die Kunst, hundert Jahre alt zu werden, hg. von Bernd Stiegler, Köln, London: Koenig Books, 2020.
Harriet Scharnberg: Margit Berner: Letzte Bilder. Die „rassenkundliche“ Untersuchung jüdischer Familien im Ghetto Tarnów 1942, Berlin: Hentrich & Hentrich, dt./engl., 2020.
Ute Wrocklage: Tal Bruttmann, Stefan Hördler, Christoph Kreutzmüller, Die fotografische Inszenierung des Verbrechens. Ein Album aus Auschwitz, Darmstadt: wbg Academic 2019; Fotos aus Sobibor. Die Niemann-Sammlung zu Holocaust und Nationalsozialismus, hg. vom Bildungswerk Stanisław Hantz und von der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Berlin: Metropol Verlag, 2020.
Gerhard Zeillinger: Matthias Marschik, Michaela Pfundner: Wiener Bilder. Fotografien von Lothar Rübelt, Wien: Edition Winkler-Hermaden, 2020.