John Heartfield
Online-Katalog und Virtuelle Ausstellung Akademie der Künste Berlin
Der Künstler John Heartfield
Der Maler und Grafiker John Heartfield (1891-1968) gilt als Begründer der politischen Fotomontage und war einer der wichtigsten und innovativsten politisch-satirischen Künstler im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Seine revolutionären Werke trafen ins Mark und fielen aufgrund ihrer tagespolitischen Aktualität in der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden. Heute gehören die zwischen 1929 und 1938 in der „Arbeiter-Illustrierte-Zeitung“ (AIZ) in hoher Auflage verbreiteten Motive zu den Ikonen des Kampfes gegen den Faschismus, zum kollektiven Bildgedächtnis und zu den größten Schätzen des Archivs der Akademie der Künste in Berlin.
Der Heartfield-Nachlass im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Der gesamte Nachlass John Heartfields umfasst das künstlerische Werk mit ca. 6200 Objekten in der Kunstsammlung sowie den schriftlichen Nachlass, der im Archiv Bildende Kunst betreut wird. Der Bestand wird sowohl von der wissenschaftlichen Forschung als auch durch Leihanfragen nationaler und internationaler Museen außerordentlich intensiv genutzt. Neben den rund 270 Fotomontagen (plus zahlreichen Vor- und Alternativentwürfen und in direktem Bezug stehenden Druckerzeugnissen wie Negativen und Textfolien) umfasst der bildkünstlerische Bestand Entwürfe für Buchumschläge, die in den 1920er Jahren insbesondere für den Malik-Verlag oder zwischen 1938 und 1950 im englischen Exil entstanden sind. Heartfield schuf außerdem Plakate, Bühnenbildprojektionen, Kostüme oder Theaterprogrammhefte. Hier gibt es noch viel zu entdecken: Der Großteil der Theaterarbeit beispielsweise, mit der Heartfield sich nach seiner Rückkehr in die DDR bis zu seinem Tod 1968 intensiv beschäftigte, ist bisher nicht publiziert und folglich weithin unbekannt.
Das Erschließungsprojekt
Im Rahmen eines zweijährigen Digitalisierungs- und Erschließungsprojekts wurde das grafische Werk verzeichnet. Seit Dezember 2018 sind über 4000 Werke unter www.heartfield.adk.de online frei zugänglich. Sie können digital recherchiert, im Zoom detailliert betrachtet und verglichen werden. Eine Biografie mit vielen bisher unveröffentlichten Fotos wirft Schlaglichter auf John Heartfields von Flucht und Exil geprägtes Leben und sein Künstlernetzwerk; ein Glossar sorgt für Kontextualisierung.
Der Online-Katalog
Der Online-Katalog soll sowohl Fachpublikum als auch interessierte Laien ansprechen. Neben einem textbasiertem Einstieg über Suchfunktionen ist auch ein explorativer Zugang zu den Werken möglich. Hier wird mit dem Prinzip des „Flaneurs“ gearbeitet, der/die sich frei durch die Sammlung bewegt und stets die Möglichkeit hat, intuitiv und inspirativ durch die Objekte zu „schlendern“, ohne eine konkrete Suchanfrage zu formulieren. Auf der Startseite wird man von einem ikonischen Werk Heartfields begrüßt und hat die Möglichkeit, eine Objektsuche zu starten. Auf dem unteren Teil der Seite werden mehrere Objekte unterschiedlicher Größe und Objektgattung präsentiert, die scheinbar zufällig auf dem Bildschirm angeordnet sind und Einblick in die Vielfältigkeit des Bestands bieten.
Durch Anklicken des Objekts gelangt man zur Vollansicht mit allen Informationen zu dem Werk. Die Metadaten der Objekte werden aus der Archivdatenbank easydb übernommen und regelmäßig aktualisiert. Die Informationen aus 21 Datenfeldern werden als XML im Museumsformat LIDO exportiert: Iconclass, eine inhaltliche Verschlagwortung, alle Informationen zu Material, Technik, Maßen, u.v.m. In der Vollansicht können alle Ansichten des Werks in einer Lightbox betrachtet werden, in der die Digitalisate mit Hilfe eines ausblendbaren Navigationsfensters dreh- und zoombar sind.
Die Seiten und Werke des Katalogs sind in vielfacher Weise miteinander verlinkt. Wählt man im Datenfeld Iconclass eine Notation aus, so bekommt man alle Objekte mit dieser Bildinhaltverschlagwortung angezeigt. Gleiches gilt für das Personen- und Objekttypfeld. Interaktive Elemente wie die Teilen-Funktionen oder ein eigenes Portfolio, in dem Werke in persönlichen Alben gespeichert und im Leuchttisch miteinander verglichen werden können, erhöhen zusätzlich die Funktionen des Katalogs.
Neben dem explorativen Zugang verfügt er über verschiedene Suchfunktionen: Eine klassische Freitextsuche über alle Felder mit Boolschen Operatoren und verschiedenen Filtermöglichkeiten sowie eine Zeitstrahlsuche, die sich an den Lebensstationen Heartfields orientiert. Hier können Zeiträume eingegrenzt und die Werke nach Objekttypen gefiltert werden.
Viele von John Heartfields politischen Satiren setzen eine Kenntnis des historischen Kontexts voraus und eine kritische Auseinandersetzung mit den zeithistorischen Begebenheiten. Wichtige Begriffe werden in einem Glossar, das mit den einzelnen Datensätzen verlinkt ist, erläutert. Zusätzlich stellt eine Biografie das von Verfolgung und Exil geprägte Leben John Heartfields dar. Durch die Zweisprachigkeit des Angebots (dt./engl.) wird ein internationales Publikum angesprochen.
Die virtuelle Ausstellung – ein Ausblick
Aufbauend auf den Online-Katalog wird 2019 auch eine virtuelle Ausstellung vorgestellt, die dazu einlädt, den „Kosmos Heartfield“ zu erforschen und sich mit seinem kreativen und familiären Netzwerk auseinanderzusetzen: Ausgewählte Objekte aus sämtlichen Archivabteilungen der Akademie der Künste beleuchten verschiedene Facetten von Heartfields Leben und Wirken. Eine Auswahl von auf Reisen und im Exil gesammelter Werke angewandter Kunst und Ephemera zeugen von John Heartfields besonderem Blick und reflektieren sein bewegtes Leben. Sein produktives Netzwerk wird anhand von ausgewählten Fotos und Korrespondenzen mit Kulturschaffenden, Freunden und Familienmitgliedern im Spiegel der Bestände der Akademie der Künste inszeniert. Kritische Kommentare zu einzelnen Objekten, auch Originaltondokumente und Interviews mit Weggefährten regen zu einer vielfältigen Auseinandersetzung an. Ergänzende Thementexte zielen darauf ab, die Werke in ihrem kulturhistorischen Kontext sowie in Bezug zu Heartfields Biografie vorzustellen.
Der Online-Katalog und die bilinguale virtuelle Ausstellung, die barrierefrei gestaltet sind, setzen sich zum Ziel, ein breites, internationales Publikum, auch SchülerInnen sowie Bildungsträger, anzusprechen und die Heartfield-Forschung auf inspirierende Weise zu befördern.
Mit Unterstützung der Heartfield-Erben und gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Für Rückfragen: Anna Schultz und Meike Herdes, Kunstsammlung, Akademie der Künste
Tel. 030-20057-4040, schultz@adk.de
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