100 Jahre / 100 Bilder
Stefan Arczynski

Eine Online-Ausstellung des Herder-Instituts

Stefan Arczyński / Herder-Institut © mit freundlicher Genehmigung

Stefan Arczyński / Herder-Institut © mit freundlicher Genehmigung

Am 31. Juli 2016 beging der Breslauer Fotograf Stefan Arczyński seinen 100. Geburtstag. Dessen insbesondere für die Kunst- und Kulturgeschichte Polens wichtigen, umfangreichen fotografischen Nachlass bewahren wir seit einigen Jahren im Bildarchiv des Herder-Instituts. Anlässlich des Jubiläums haben wir eine Online-Ausstellung erstellt, die auf unserer Homepage zu besichtigen ist. Außerdem stellen wir den besonderen Bildbestand, der Polen und insbesondere Schlesien zwischen den Jahren 1952 und etwa 2000 dokumentiert, sukzessive für Recherchen in unserem Online-Bildkatalog zur Verfügung.

 

Am 31. Juli diesen Jahres feierte der bekannte deutsch-polnische Fotograf seinen 100. Geburtstag. Der Großteil seines dokumentarischen Œuvres wurde im letzten Jahrzehnt ins Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung übernommen und stellt mit mehr als 100.000 Negativen, Dias und Positiven eine der größten Sammlungen in seinem Bildarchiv dar. Mit einer umfangreichen Bildergalerie möchten wir dieses freudige Ereignis würdigen und präsentieren in vier Etappen eine Auswahl seiner Fotografien. Von Ende Juli an werden am Ende jeden Monats jeweils 25 Aufnahmen veröffentlicht, bis im Oktober die „100“ erreicht sind. Den Auftakt bildet eine Bilderreihe, die die Bandbreite seines fotografischen Interesses aufzeigt. Es folgen Bilder aus Arczyńskis Wahl-Heimatstadt Wrocław/Breslau. Im September setzen Farbaufnahmen einen bunten Akzent, bevor Motive zur polnischen Hauptstadt Warschau die Reihe abschließen.

Stefan Arczyński ist nicht nur ein herausragender Fotograf, sondern auch eine besonders interessante Person der Zeitgeschichte und vor allem der deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte. Er wurde 1916 als Sohn eines polnischen Emigranten und aktiven Mitglieds des Polenbundes in Essen geboren. Ab 1934 machte er dort eine Fotografenlehre und wurde 1938 als Fototechniker zur Luftwaffe einberufen. Im Zweiten Weltkrieg nahm er an verschiedenen Feldzügen, u.a. in Frankreich und der Sowjetunion, teil. Wegen Verdachts auf „Sympathisantentum mit Polen“ war er zeitweilig inhaftiert. Sein Vater wurde aus den gleichen Gründen 1940 von den Nationalsozialisten verurteilt und ermordet. Arczyńskis Bruder kämpfte als Offizier auf polnischer Seite, zuerst 1939 in Polen, dann in Italien. Stefan Arczyński geriet im Mai 1945 in Lettland in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Dank seiner früheren Mitgliedschaft im Polenbund kam er 1946 nach Polen, wo er zunächst in Kamienna Góra/Landeshut und ab 1950 in Wrocław/Breslau ein Fotoatelier eröffnete. In den nächsten Jahrzehnten arbeitete Arczyński freiberuflich als Kunstfotograf für zahlreiche Verlage und Presseorgane, dokumentierte Kunst- und Baudenkmäler, das Kulturleben in Niederschlesien und Polen und fotografierte auf Reisen in der ganzen Welt. Seit 1956 präsentierte er seine Kunstwerke in zahlreichen Ausstellungen und wurde dafür mehrmals ausgezeichnet.

Bilderset Flyer Stefan Arczyński / Herder-Institut © mit freundlicher Genehmigung

Bilderset Flyer Stefan Arczyński / Herder-Institut © mit freundlicher Genehmigung

Die Fotografien von Stefan Arczyński spiegeln die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts wider. Insbesondere Eindrücke aus Deutschland und Polen prägten das Leben und Werk des Fotografen. Frühe Aufnahmen zeigen die Olympiade in Berlin 1936, danach entstanden Kriegsaufnahmen, Fotodokumentationen von Kriegszerstörungen in Breslau und anderen polnischen Städten sowie vom späteren Wiederaufbau. Darüber hinaus hielt Arczyński das kulturelle Leben im Polen der Nachkriegszeit fest. Bei zahlreichen Auslandsreisen nahm er Motive auf, die uns den Geist ihrer Zeit wiedergeben.

Seine Werke sind jedoch fernab jeder Ideologie. Vielmehr zeigen sie das besondere Interesse des Fotografen an Menschen und ihrem Leben. Dies drücken die zahlreichen Porträts sowie Momentaufnahmen des Großstadtlebens aus. Viele der Bilder belegen zudem seine Begeisterung für die darstellenden und bildenden Künste, wie Theater- oder Ballettaufführungen, Malerei, Plastik und vor allem Architektur. Nicht zuletzt zeugen sie von der Faszination des Fotografen für die Natur, ihre Kraft und Dynamik, die in Landschaftsmotiven ihren Ausdruck findet. Die perfekte Beherrschung der Schwarzweißfotografie ermöglichte ihm eine plastische Modellierung der aufgenommenen Objekte und Szenen. Stefan Arczyńskis Bilder führen dem Betrachter die ästhetische Sensibilität des Künstlers vor Augen, die sowohl die Motivwahl als auch den Blickwinkel und die Bildkomposition bestimmte.

 

Online-Ausstellung „100 Jahre / 100 Bilder – Stefan Arczyński“

Sammlung Arczyński im Online-Bildkatalog

Online-Bildkatalog des Herder-Instituts

Bildarchiv des Herder-Instituts

Stefan Arczyński / Herder-Institut © mit freundlicher Genehmigung

Stefan Arczyński / Herder-Institut © mit freundlicher Genehmigung

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