NEUE REZENSIONEN: H-SOZ-KULT

Neue Rezensionen auf H-Soz-Kult zu Publikationen aus dem Bereich der Historischen Bildforschung und Visual History

Large vintage books on a bookshelf, 09. Januar 2021, Foto: Ivan Radic, Quelle: Flickr CC BY 2.0

 

Daniel Watermann (Hrsg.): Stadtgeschichte auf Fotografien. Halle (Saale) im 20. Jahrhundert

Mitteldeutscher Verlag, Halle 2020

rezensiert von Philipp Springer, redaktionell betreut durch Christoph Classen

 

© Mitteldeutscher Verlag

19 Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Forschungseinrichtungen der Stadt – darunter das Stadtmuseum, die Martin-Luther-Universität und die Franckeschen Stiftungen – präsentieren in gut lesbaren und reich bebilderten Texten einzelne Fotografien sowie deren Geschichte und liefern so zwar punktuelle, aber dennoch kritische Einblicke in Politik und Gesellschaft Halles zwischen Kaiserreich und Demokratie.

Thematisch fokussieren sich die Autorinnen und Autoren vornehmlich auf Fotografien, die anlässlich von Festen und Feierlichkeiten in der Stadtgeschichte Halles entstanden sind – elf der 20 Beiträge widmen sich derartigen Anlässen. Da die Fotografien hauptsächlich aus dem örtlichen Stadtarchiv stammen, spiegelt sich in der Auswahl wohl auch die dortige Bildüberlieferung – Aufnahmen aus privatem Kontext oder dem Alltag der Menschen dürften vermutlich seltener in das kommunale, vom Stadtarchiv verwaltete „Bildgedächtnis“ eingegangen sein.

 

 

 

 

Bettina Brandt u.a. (Hrsg.): Reinhart Koselleck und das Bild

Transcript, Bielefeld 2021

rezensiert von Ulrike Jureit, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch

 

© Transcript

In dem von Bettina Brandt und Britta Hochkirchen herausgegebenen Band „Reinhart Koselleck und das Bild“ richtet sich die Aufmerksamkeit nun „insbesondere auf die eigenhändigen Fotografien Kosellecks als Form der Erzeugung und kritischen Reflexion historischer Erkenntnis“ und als „Modus der Annäherung an komplexe Zeitverhältnisse sowie heterogene Sichtweisen von Geschichte“ (S. 15). Der Band rekurriert inhaltlich auf eine von den Herausgeberinnen kuratierte Ausstellung, die sich 2018 in Bielefeld der „bildlichen Dimension von Geschichte und ihrer Erforschung in Kosellecks Werk“ (S. 17) widmete. Aus den im Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg verwahrten Teilnachlass Kosellecks mit rund 30.000 Objekten wählten die Kuratorinnen etwa 500 Bilder aus, mit denen sie entlang der Koselleck’schen Schlüsselwörter „Zeitschichten“, „Politische Sinnlichkeit“ und „Erinnerungsschleusen“ „die Standortgebundenheit von sinnlicher Erfahrung und nicht zuletzt historischer Erkenntnis“ (S. 18) visualisierten.

 

 

 

 

 

Florence Grant u.a. (Hrsg.): Writing Visual Histories

Bloomsbury, London 2020

rezensiert von Bettina Brandt, redaktionell betreut durch Jan-Holger Kirsch

 

© Bloomsbury

Das von den Kunst- und Wissenschaftshistorikerinnen Florence Grant und Ludmilla Jordanova herausgegebene Buch bereichert die seit 2003 erscheinende Reihe „Writing History“ (https://www.bloomsbury.com/uk/series/writing-history/, 16.10.2021) um die visuelle Dimension der Geschichte und Geschichtsschreibung. Ausgesprochenes Anliegen der Herausgeberinnen ist es, „a number of ways of thinking about the writing of visual histories“ vorzuführen (S. 18), und so findet sich mit diesem Band auch erstmals die Pluralität der Geschichten in einem Titel der Reihe. Die Bandbreite möglicher Gegenstände und Zugänge zu Visual Histories entfalten sodann kenntnisreich sechs Essays in Form von Fallstudien, die jeweils einen historischen und thematischen Schwerpunkt setzen; sie schlagen den Bogen von spätmittelalterlicher Heraldik bis zur Kriegsberichterstattung des Bildmagazins „Life“. Bei allen Essays stehen die Verschränkungen von Bild und Sprache, die Vielfalt visueller Formen sowie die komplexen medialen Netze im Vordergrund, die kulturelle und historische Dynamik ausmachen.

 

 

 

 

 

 

Sebastian Thalheim: 8 mm DDR. Familienfilme als Alltagspraxis, Konsumgut und Erinnerungsmedium

Christoph Links Verlag, Berlin 2021

rezensiert von Sandra Starke, redaktionell betreut durch Stefanie Eisenhuth

 

© Ch. Links Verlag

Sebastian Thalheim hat mit seiner 2019 eingereichten Dissertation unter dem Titel Familienfilm in der DDR. Schmalfilmtechnologie als mediale Alltagspraxis, populäres Konsumgut und Erinnerungsmedium ein solides und gut lesbares Überblickswerk vorgelegt. Sein größtes Verdienst ist dabei zweifelsohne das Zusammendenken verschiedener Aspekte wie Wirtschafts- und Konsumgeschichte des Schmalfilms, Ratgeberliteratur und Werbung sowie Erinnerungs- und Rezeptionspraktiken des Mediums. Durch diesen breiten Zugang vertritt Thalheim den Anspruch, eine transnationale Verflechtungsgeschichte zeigen zu können, die über die DDR hinausweist. Das kann er insbesondere in seinem Kapitel zur Schmalfilmindustrie auch einlösen, deren Entwicklungen er international und im Vergleich der konsumpolitischen Veränderungen der DDR in den 1970er-Jahren beschreibt.

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