CfP: Kuratierte Erinnerungen: Das Fotoalbum

Tagung 3. - 4. November 2022 der Kommission Fotografie in der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin Museum für Fotografie – Bewerbungen bis 31. Mai 2022

Die Geschichte des Fotoalbums reicht bis in die Anfänge der Fotografie. William Henry Fox Talbot veröffentlichte zwischen 1844 und 1846 in England sein sechsteiliges Buch „The Pencil of Nature“. Es umfasste 24 einzelne, von Hand eingeklebte Kalotypien. Die Auflage: 43 Stück. Jedoch: Es verkaufte sich schlecht.

Die Reproduzierbarkeit der Kalotypie war wegweisend und maßgeblich für den weiteren Erfolg der Fotografie als Medium – und Voraussetzung für das Sammeln und Bewahren persönlicher Erinnerungen. Die aus professioneller Hand im Atelier oder privat geknipsten Bilder hängte man im Wohnzimmer an die Wand, sammelte sie in Schachteln – oder pflegte sie in Alben ein. Das geschah ganz ähnlich wie von Fox Talbot vorgeschlagen: gegliedert nach Rubriken, biografischen Stationen oder einfach nach Eingang. Für die Kollektion der wertvollen Atelierfotografien waren zunächst spezielle, aufwändig verzierte Alben zum Einstecken erhältlich. Anfangs unerschwinglicher Luxusartikel wurden Fotoalben seit der Wende zum 20. Jahrhundert populärer, als immer mehr Privatleute mit dem Fotografieren begannen.

Seither bieten Fotoalben kuratierte Einblicke in den Alltag von Privatpersonen. Sie geben Aufschluss darüber, was als festhaltenswert und erinnerungswürdig gilt. Sie lassen ausschnitthaft teilhaben an Reisen, Familienfeiern, Ausflügen, Kindheiten, etc. Handschriftliche Kommentare und eingeklebte Medien wie Eintrittskarten oder Postkarten können die Fotografien ergänzen. In der digitalen Zeit findet das klassische Fotoalbum im Fotobuch sein Pendant. Es entsteht am Rechner oder Smartphone.

Reisealbum, Deutschland, um 1900. Quelle: Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Ute Franz-Scarcigalia ©

Diverse Projekte u.a. am Volkskundemuseum Wien und am Deutschen Historischen Museum haben in letzter Zeit ein neues Forschungsinteresse an Fotoalben gezeigt. Hier schließt die Tagung der Kommission Fotografie der Deutschen Gesellschaft für Empirische
Kulturwissenschaft (DGEKW) im November 2022 an.

Ansprechen möchten wir insbesondere Wissenschaftler*innen sowie Kolleg*innen aus Museen, Universitäten und Archiven, die sich in der Forschung, in Theorie und Praxis mit
unterschiedlichen Perspektiven auf das Fotoalbum als Medium beschäftigen.

 

Inhaltlich kommen u.a. folgende Themenfelder in Frage:

– Autor*innenschaft: Wer fotografiert, wer klebt, wer kommentiert?

– Publikum: Für wen wurden und werden Fotoalben gemacht?

– Inhalte: Welche Abzüge schaffen es in ein Album?

– Erzählungen: Welche Narration verfolgt ein Album?

– Extravaganz: Welche Sonderformen wie Leporello etc. gibt es?

– Lücken: Welche Fotos wurden aus Alben entfernt und warum?

– Entwicklung und Wandel: Wie ändert sich der Umgang mit Fotoalben?

– Digitalisierung: Haben Fotobücher das Fotoalbum abgeschafft?

– Bewahren: Wie gehen Museen und Archive mit Fotoalben um?

– Überfluss: Wie werden lose Abzüge aufbewahrt, die es nicht ins Album geschafft haben?

– Desiderate: Welche Fotoalben fehlen in den musealen Sammlungen und Archiven?

 

Eingereicht werden können ausschließlich Originalbeiträge. In einer Zusammenfassung von max. 2000 Zeichen sollten Sie Ihr Thema darstellen sowie Methode und Ziele skizzieren.

Zudem bitten wir in derselben Datei um einen Lebenslauf (max. 1000 Zeichen), gegebenenfalls mit maximal drei themenrelevanten Veröffentlichungen. Bitte notieren Sie Ihren Namen, die postalische Adresse, Ihre Telefonnummer und die E-Mail-Adresse in derselben Datei.

Ihr Vortrag sollte nicht länger als 20 Minuten sein.

Ob ein Reisekostenzuschuss übernommen werden kann, ist nicht gewährleistet.

Die Texte werden 2023 in einem Sammelband der Reihe „Visuelle Kultur. Studien und Materialien“ (Waxmann, Münster) veröffentlicht. Wir gehen davon aus, dass Sie Ihren Vortrag und die druckfertig bearbeiteten Bildvorlagen (mindestens 300 dpi Auflösung, unter Angabe der eingeholten Bildrechte) für die Publikation zur Verfügung stellen.

 

Ihre Zusammenfassung inklusive Lebenslauf schicken Sie bitte als eine Word-Datei per Mail bis zum 31. Mai 2022 an:

PD Dr. Ulrich Hägele
ulrich.haegele@uni-tuebingen.de
Zentrum für Medienkompetenz/Institut für Medienwissenschaft
Wilhelmstraße 50, 72070 Tübingen

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