NEUE REZENSIONEN: H-SOZ-KULT

Neue Rezensionen auf H-Soz-Kult zu Publikationen aus dem Bereich der Historischen Bildforschung und Visual History

Langenweddingen, Lektüre im Kulturhaus, 1951. Foto: Illus Rösener, Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-09248-0005 / Wikimedia Commons CC-BY-SA 3.0

Katharina Krause: Gefährliche Bilder. Milchfrauen, Lumpensammler und anderes Straßenvolk in der großen Stadt

Nomos Verlag, Baden-Baden 2023

rezensiert von Jens Jäger, redaktionell betreut durch Christoph Classen

© Nomos

Die Kunsthistorikerin Katharina Krause hat eine Monografie vorgelegt, die als elfter Band der Reihe „Politiken der Sicherheit“ erschienen ist. In der Reihe sind visuelle Zeugnisse bislang wenig präsent gewesen, obwohl die Wirkmächtigkeit von Bildern gerade in der Politik schon lange diskutiert wird – dort freilich eher in Zusammenhängen mit Propaganda, Öffentlichkeitsarbeit und der direkten politischen Auseinandersetzung. „Gefährliche Bilder“ wählt einen anderen Ansatz: Die Visualisierung der unteren Schichten, sei es als Gruppen oder Einzelpersonen, in grafischen Darstellungen wird in den Blick genommen, um zu fragen, welche Bilder „zur Stabilisierung der sozialen und politischen Verhältnisse oder auch zur Verstärkung der Veränderungsbereitschaft auf Seiten der […] Eliten“ (S. 13) beitrugen. Die Untersuchung befasst sich schwerpunktmäßig mit Druckgrafik aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei der Fokus auf Frankreich, namentlich Paris liegt. Einige Blicke werden bis zurück in die Frühe Neuzeit geworfen, vereinzelt auch fotografische Bilder angesprochen und die Anfänge der illustrierten Massenpresse thematisiert. […]

 

Rosemarie Burgstaller: Inszenierung des Hasses. Feindbild-Ausstellungen im Nationalsozialismus
Vanessa Rocco: Photofascism. Photography, Film, and Exhibition Culture in 1930s Germany and Italy – Visual Cultures and German Contexts

Campus Verlag, Frankfurt am Main 2022; Bloomsbury, London 2020

rezensiert von Philipp Springer, redaktionell betreut durch Ulrich Prehn

© Campus Verlag

Die „Zwangsausstellung“ in Oranienburg ist nur eine von rund 2600 temporären Ausstellungen, die die Historikerin Rosemarie Burgstaller für ihre bereits 2012 am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien vorgelegte Dissertation ermittelt und zum Teil intensiv analysiert hat. Dabei spielen die schon seit langem in der Forschung thematisierten Kunstausstellungen wie die im Juli 1937 in München eröffnete Schau „Entartete Kunst“ nur am Rande eine Rolle. Burgstaller erweitert stattdessen den Blick, indem sie die breite Vielfalt an Feindbildausstellungen äußerst materialreich vorstellt und so einen Beitrag zur Geschichte eines speziellen Sektors der Propaganda im Nationalsozialismus leistet. […]

 

Eliane Kurmann: Fotogeschichten und Geschichtsbilder. Aneignung und Umdeutung historischer Fotografien in Tansania

Campus Verlag, Frankfurt am Main 2023

rezensiert von Annika Vosseler, redaktionell betreut durch Katja Castryck-Naumann

© Campus Verlag

Die vorliegende Publikation von Eliane Kurmann basiert auf ihrer Dissertation, die an der Universität Zürich im Rahmen der National Centre of Competence in Research (NCCR) Mediality und dem Historischen Seminar entstanden ist. Im Zentrum der Untersuchung stehen Kolonialfotografien, deren Bedeutung für die aktuelle Debatte um die Restitution afrikanischer Kulturgüter im Heute von der Autorin betont wird. Zudem bereichert sie die aktuelle Auseinandersetzung durch die Frage nach dem ethischen Umgang mit Kolonialfotografien. Die Publikation ist in drei Analysekapitel aufgeteilt und wird von einer Einleitung und einer Nachbetrachtung eingefasst. Die Abbildungen und Karten sind in einem Verzeichnis aufgelistet. Auch das Quellen- und Literaturverzeichnis ist übersichtlich gestaltet. Die Qualität der Fotografien scheint davon abhängig zu sein, ob die Fotografien aus einer alten Publikation oder durch eine Glasscheibe hindurch abfotografiert wurden. […]

 

Valerie Hébert: Framing the Holocaust. Photographs of a Mass Shooting in Latvia, 1941

University of Wisconsin Press, Madison 2023

rezensiert von Paula Oppermann, redaktionell betreut durch Ulrich Prehn

© University of Wisconsin Press

Die Ermordung der jüdischen Bevölkerung in der besetzten Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs findet zunehmend Beachtung in der Forschung und in der historischen Bildungsarbeit. Fotografien spielen dabei eine wichtige Rolle: Kaum eine Ausstellung über die Shoah kommt ohne das Bild aus, auf dem vier halb entkleidete Frauen und ein kleines Mädchen, das sein Gesicht abwendet, zu sehen sind. Es ist eines von zwölf Fotos, die am 15. Dezember 1941 am Strand von Šķēde, unweit der lettischen Hafenstadt Liepāja (deutsch Libau), entstanden. An diesem und zwei Folgetagen erschossen Angehörige der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes der SS (SD) über 2.700 jüdische Kinder, Frauen und Männer. Es wird vermutet, dass ein deutscher Polizeiangehöriger der Fotograf war. Kurz darauf entdeckte David Zivcon, der für den SD Zwangsarbeit leisten musste, die Bilder, fertigte heimlich Kopien an und versteckte diese. Er überlebte den Krieg und gemeinsam mit Kalman Linkimer, einem weiteren Überlebenden, übergab er die Bilder der sowjetischen Kommission zur Untersuchung der deutschen Verbrechen in der UdSSR (ChGK). […]

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