Archiv-August 2024
„Sommer, Palmen, Sonnenschein, was kann schöner sein?“, haben „die ärzte“ schon vor vierzig Jahren gefragt und die richtige Antwort gleich mitgeliefert. Wer gerade niemanden hat, um zu zweit allein zu sein, kann sich einstweilen mit unserem sommerlichen Blick ins Archiv die Zeit vertreiben – und danach bereichert weiter nach jemandem suchen, mit dem es noch viel, viel schöner sein kann.
(1) Beginnen möchten wir unseren Archiv-August in diesem Jahr mit Bananen. Konkret mit Bildern von Bananen, die einen wesentlichen Grund für den Erfolg der Frucht seit dem Ende des 19. Jahrhunderts darstellten. Christina Bargholz hat hierfür vor einigen Jahren Beispiele aus Kunst, Werbung und Politik für uns zusammengetragen.
(2) Noch erfolgreicher als Bilder von Bananen waren in der Geschichte übrigens Bilder sogenannter Monoculi, wie alte Römer:innen und junge Altphilolog:innen Augen nennen, beziehungsweise einzelne stilisierte Augen, um es fachsprachlich auszudrücken. Gerhard Paul wartet in seiner Abschiedsvorlesung aus dem Jahr 2016 mit einer beeindruckenden tour de force durch die visuelle Geschichte des „Monoculus“ auf. Und wir verzeihen ihm, dass er dabei das wohl berühmteste „Monoculus“ der visuellen Geschichte vergessen hat: jenes „im Lande Mordor, wo die Schatten drohn“.
(3) Vor diesem tückischen „Monoculus“ hätte „Tarkan“ jedenfalls keine Furcht haben müssen. Wer? „Tarkan“, eine türkische Comicfigur, die begleitet von einem Wolf zur Zeit Attilas verschiedene Abenteuer erlebt. Çağıl Çayır hat für uns herausgearbeitet, wie die Gestalt in der Türkei zum Nationalhelden avancieren konnte, während sie in Deutschland eher unbekannt blieb.
Çağıl Çayır, Vom Comic zum Volksidol? Zur Geschichte von „Tarkan“, in: Visual History, 13.02.2018
(4) Wesentlich mehr Erfolg als „Tarkan“ war in Deutschland dafür der Kino-„Wochenschau“ der 1950er und 1960er Jahre beschieden. Aber wie gelang es den „Wochenschauen“ eigentlich, glaubwürdig für ihre Zuseher:innen zu sein. Eine Frage, die Sigrun Lehnert vor einiger Zeit für uns bearbeitet hat und die in Zeiten von Künstlicher Intelligenz wohl aktueller ist denn je.
(5) Die Frage nach Authentizität könnte auch an jene Fotos gestellt werden, die Rolf Gillhausen in den Magazinen „Spiegel“ und „Geo“ veröffentlichte. Gillhausen zögerte dabei nicht, die Bilder weitgehend zu verändern, wie Rolf Sachsse 2014 für uns ausführte. Generell war es Gillhausen wichtiger, mit seinen Bildern „gute Geschichten“ zu erzählen, als perfekt durchkomponierte Bilder zu präsentieren.
Rolf Sachsse, Der Blattmacher: Rolf Gillhausen, in: Visual History, 24.11.2014
(6) Das Potenzial von Bildern, Geschichten zu erzählen, wird wenig verwunderlich auch anhand anderer Beispiele deutlich. Eines davon ist das der Darstellung italienischer Gastarbeiter:innen in der Wolfsburger Tagespresse zu Beginn der 1960er Jahre. Violetta Rudolf zeigt, wie sich Motivauswahl und Bildsprache in den Berichten über die Wolfsburger Italiener:innen veränderten. Die Fotos der Gastarbeiter:innen konnten Nähe genauso wie Distanz zwischen den Italiener:innen und den Deutschen in Wolfsburg erzeugen – je nach Situation und Intention.
(7) Bei so vielen Beiträgen über Fotografien in Zeitungen und Zeitschriften kann man allerdings auch schnell mal durcheinander geraten. Ein Überblicksartikel zu Pressefotografien wäre da wünschenswert. Zum Glück hat Annette Vowinckel so einen bereits 2014 für uns verfasst. Und sie macht darin einmal mehr klar, wie wichtig Pressefotos für unser kollektives Gedächtnis sind.
Annette Vowinckel, Pressefotografie, in: Visual History, 17.02.2014
Die Redaktion von visual-history.de wünscht einen schönen Sommer mit vielen Palmen, Sonnenschein und Platsch!