Starving Hereros
Zur Geschichte einer „Ikone der Vernichtung“
„Still, there is something predatory in the act of taking a picture.
To photograph people is to violate them,
by seeing them as they never see themselves,
by having knowledge of them they can never have;
it turns people into objects that can be symbolically possessed.
Just as a camera is a sublimation of a gun,
to photograph someone is a subliminal murder – a soft murder,
appropriate to a sad, frightened time.”
Susan Sontag, On Photography[1]
Einleitung
Eine schwarz-weiße Fotografie mit neun Personen, die zu einem Gruppenbild versammelt sind: Sieben Personen stehen, zwei sitzen. Alle tragen einen Lendenschurz, der den Blick auf die untergewichtigen, ausgezehrten, geschwächten Körper freigibt. Drei Personen stützen sich mit einem Stock ab, einige tragen Halsketten als Schmuck. Auch Ringe um die Knöchel sind zu sehen. Es ist unklar, ob es sich dabei vielleicht um Eisenketten handelt. Die Blicke sind meist auf den Betrachtenden gerichtet, nur die sitzenden Personen scheinen die Augen geschlossen zu haben. Im Hintergrund sieht man eine karge Landschaft; ein Zelt am rechten oberen Bildrand fällt ins Auge. Weitere Details sind bei näherem Hinsehen erkennbar, ohne den Betrachtenden genauen Aufschluss über die Personen, den Ort oder die Zeit der Aufnahme zu geben. Man ist auf Spekulationen angewiesen: „Afrikaner“, dem Aussehen nach? Der Landschaft zufolge möglicherweise ein Ort im südlichen Afrika. Material und Art der Aufnahme lassen auf einen lange zurückliegenden Entstehungszeitraum schließen.[2]
Für Susan Sontag ist eine Fotografie immer auch etwas Gewalttätiges: Die Fotografierten sind den Fotografierenden ausgeliefert. Sie werden zum Objekt, das keinen Einfluss auf die spätere Zirkulation des Fotos und des damit verbundenen Wissens hat. Das ist insbesondere bei dem oben beschriebenen Bild augenscheinlich. Durch seine massenhafte Verwendung bekommt es bis heute eine besondere Bedeutung beigemessen.
Aufgenommen wurde die Fotografie während des Deutsch-Herero-Krieges auf dem Gebiet des heutigen Staates Namibia.[3] Dieser Krieg erfuhr – und erfährt bis heute – verglichen mit den vielen kriegerischen Auseinandersetzungen, die das Deutsche Reich mit den Bewohnern seiner Kolonien führte – in den öffentlichen Debatten die größte Aufmerksamkeit. An die Frage, inwieweit die fast vollständige Auslöschung der Herero auf einem systematischen Vorgehen der deutschen Kolonialmacht basierte, schließen sich Diskussionen um den ersten Völkermord im 20. Jahrhundert an.[4] Spätestens seit dem 100-jährigen Gedenken an den Deutsch-Herero-Krieg 2004 ist dieses Gruppenbild nahezu omnipräsent – von wissenschaftlichen oder populärwissenschaftlichen Büchern bis hin zu journalistischen Beiträgen.[5] Nicht nur in gedruckter Form, sondern auch in TV-Dokumentationen oder Online-Unterrichtsmaterialien wird es verwendet.[6] In Ausschnitten oder im Ganzen illustriert es – meist mit einer kleinen Bildunterschrift – den deutschen Kolonialismus allgemein oder den Deutsch-Herero-Krieg im Speziellen. Autoren_innen scheinen ihm eine besondere Erklärungsmacht beizumessen, und mittlerweile wird es synonym für die „Vernichtung der Herero“ verwendet. Joachim Zeller bezeichnet das Bild daher als „Ikone der Vernichtung“ – in Anlehnung an Cornelia Brink, die diesen Begriff für Fotografien aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern geprägt hat.[7]
Ein Bild ist nicht einfach eine Ikone, sondern es wird dazu gemacht. Dabei steht ein Bild für einen historischen Ereigniszusammenhang und bekommt damit eine Bedeutung über den konkreten Entstehungskontext hinaus; in diesen Fällen kann es als „historisches Referenzbild“ gesehen werden.[8] Die Entstehungs- und Distributionsgeschichte jener Fotografie aus dem Deutsch-Herero-Krieg bleibt dabei allerdings im Dunkeln. Sie soll in diesem Beitrag beleuchtet werden. Es soll aufgezeigt werden, wie dem Bild verschiedene Bedeutungen zugeschrieben wurden und wie es sowohl in pro-kolonialen wie auch anti-kolonialen Kontexten verwendet wurde. Mit einer Analyse der Bildnutzung in Geschichtsschulbüchern und in der Online-Enzyklopädie Wikipedia kann darüber hinaus die nationale und internationale Distribution nachgezeichnet werden. Daran schließt sich die Frage an, welche Eigenschaften des Bildes diese Verbreitung beförderten. Vor dem Hintergrund der Geschichte und den Bildqualitäten soll abschließend die Frage angerissen werden, wie heute mit der Fotografie umgegangen werden sollte.[9]
Bildzirkulation und Verwendungszusammenhänge
Fünf Perspektiven auf eine Fotografie im Kaiserreich
Der Deutsch-Herero-Krieg ist einer der ersten Kriege, die fotografisch gut dokumentiert sind – hauptsächlich durch Bilder von Soldaten vor oder nach einer Schlacht sowie Fotos von den Auswirkungen der Kriegshandlungen. Einerseits machte es die technische Entwicklung möglich, mit relativ geringem Aufwand Fotos zu schießen.[10] Andererseits gab es seit der Erfindung der Fotografie einen enormen „Bilderhunger“ im Kaiserreich. So druckte die „Deutsche Kolonialzeitung“ schon 1906 die Serie „Südwestafrikanische Kriegsbilder“; hinzu kamen Postkarten, und auch Buchverlage reagierten schnell auf die Nachfrage nach Bildmaterial im Reich.[11]
Eine der frühesten Nutzungen des Herero-Bildes findet sich in einem Fotoalbum, dem Geschenk eines Sohnes an seine Eltern zu Weihnachten 1907.[12] Es handelt sich um ein Produkt für den privaten Gebrauch – ein Medium mit eingeschränkter Reichweite. Insgesamt beinhaltet es eine Serie von 50 Fotografien des Fotografen Otto Ziegler aus Swakopmund. Die Bilder stammen aus einer umfangreicheren Serie Zieglers zum Bau der Otavi-Bahn,[13] die zwischen August 1903 und November 1906 in Deutsch-Südwestafrika gebaut wurde. In diesem Album ist das hier behandelte Herero-Gruppenbild mit „Die ersten sich ergebenden Hereros“ unterschrieben (Abb. 1). Es sticht besonders im Kontrast zum benachbarten Bild hervor, das 14 Personen, Männer, Frauen und Kinder, zeigt, die alle wohlgenährt sind (Abb. 2). Die Bildunterschrift – „Dieselben in der Gefangenschaft“ – impliziert fälschlicherweise, dass die Gruppe identisch sei.
Ähnlich verwendet wird das Bild in einem Fotoband der Arthur Koppel Aktiengesellschaft. Die Gesellschaft baute die Otavi-Bahn[14] und gab den Band zum Abschluss 1907 als Erinnerung für die (Weißen) Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden heraus. Der Schwerpunkt der 43 hochwertigen Schwarz-Weiß-Fotografien – teilweise in aufklappbarem Großformat – liegt auf den Bauarbeiten, wobei einige Bilder mit denen im oben erwähnten Fotoalbum identisch sind.[15] Der Fotograf ist nicht vermerkt, aber es kann davon ausgegangen werden, dass die Bilder aus der Fotoserie Zieglers stammen. So wurden hier auch die beiden schon erwähnten Bilder genutzt und mit einer anderen Bildunterschrift gerahmt. Die Version mit den ausgezehrten Herero wurde mit „Otavi-Bahn. Aus dem Felde gekommene Hereros melden sich an der Bauspitze als Gefangene“ unterschrieben (Abb. 3) und die andere Version mit „Otavi-Bahn. Hereros nach mehrwöchigem Aufenthalt bei der Otavi-Bahn“ (Abb. 4).
Die Bildunterschrift impliziert, dass die Herero nicht aktiv gefangen genommen wurden, sondern sich freiwillig gemeldet hätten. Ohne weiterführende Informationen sollte die Fotografie – und die Kombination mit weiteren Bildern – zeitgenössisch wohl vor allem illustrieren, dass die Bauleitung sich um ihre Schwarzen Arbeiter_innen sorgte und die Herero, auf sich gestellt, nicht für ihr Leben sorgen könnten. Es handelt sich um ein traditionelles koloniales Denkmuster, welches das Bildmotiv vollkommen in die Interessen der Bahngesellschaft stellte; die Stimmen der abgebildeten Personen sind so nicht vernehmbar.
Eine kolorierte Postkarte aus dem F. Nink Verlag Windhuk wiederum zeigt, dass schon zu Kolonialzeiten die Nutzung und Interpretation der Fotografie höchst variabel waren (Abb. 5).[16] Die Karte ist undatiert. Ihr Titel bietet kaum weitere Informationen: „Vom Sandfeld zurückgekehrte, erschöpfte Hereros, D.S.W. Afr.“ Die Gestaltung der Karte sowie die Annahme, dass die Empfänger der Karte mit den Hinweisen „Herero“ und „Sandfeld“ etwas verbinden, bilden ein Indiz, dass die Karte während oder kurz nach dem Krieg entstanden ist.[17]
Die Kolorierung verändert dabei den Eindruck des Bildes gravierend: Zwar sind die abgebildeten Personen noch immer mager, aber während auf der Schwarz-Weiß-Version die Ringe um die Fußgelenke noch als fixierende Ketten interpretiert werden könnten, sind sie nun als Schmuck lesbar. Zusammen mit der Beschriftung, dass es sich um „zurückgekehrte“ und „erschöpfte“ Herero handeln würde, lässt dieses Bild nicht auf Deutsche als Täter schließen. Die Gründe für das Leid der Personen werden ausgeblendet.
Neben diesen Projekten, die in enger Verbindung mit der Otavi-Bahn oder mit Publikationen des Kolonialismus standen, fand das Bild im selben Zeitraum auch Eingang in die Nachrichtenberichterstattung. Die „Berliner Illustrirte Zeitung“ aus dem Ullstein Verlag nutzte das Bild der ausgemergelten Herero ebenfalls 1907 und datierte es mit der Bildunterschrift auf die Zeit nach dem Krieg: „Nach dem Kriege: Gruppe gefangener Hereros“. Der begleitende Text beschreibt knapp, dass die Herero sich ergaben; sie seien von den „Strapazen des Krieges und der weiten Märsche bis zu Skeletten abgemagert […] und starben gewöhnlich trotz sorgfältiger Verpflegung“ und wurden „unter militärischer Begleitung beigesetzt“.[18] Auch in dieser Perspektive wurden die Folgen des Krieges illustriert, die Rolle der Kolonialmacht bzw. des Militärs aber vor allem positiv dargestellt.
Die skizzierten vier unterschiedlichen Verwendungen der Fotografie – in einem privaten Fotoalbum, dem Erinnerungsband der Bahngesellschaft, der Postkarte sowie in der Zeitung – lassen sich alle in einen kolonialen Diskurs einordnen, der keine Kritik an der deutschen Kolonialpolitik zuließ und teilweise die deutsche „Schutztruppe“ oder deutsche Arbeitgeber explizit in ein positives Licht rückte – auch wenn die jeweilige Interpretation je nach Verwendungskontext variiert. Dies änderte sich beim fünften Beispiel.
Der deutsche Missionar August Kuhlmann nutzte das Foto in seinen Erinnerungen an den Krieg 1911 erstmals für eine Kritik an der deutschen Kolonialpolitik.[19] Er offenbarte dabei eine besondere Perspektive: Kuhlmann hatte zuvor schon einige Zeit mit einer Herero-Gemeinde zusammengelebt und blieb nach Kriegsausbruch zunächst bei ihnen. Er zeigte Verständnis für die Herero, beschrieb aber auch die von ihnen verübten „Gräuel des Aufstandes“.[20] Bei Kuhlmann sticht vor allem die Positionierung und Kontextualisierung des Bildes hervor: Im Anhang des Buches druckte er seinen Briefwechsel mit Lothar von Trotha ab, dem damaligen Gouverneur und Oberbefehlshaber. In seinen Briefen beschrieb Kuhlmann die Lager für die Herero und setzte sich für einen anderen Umgang mit ihnen ein. Zwischen einem Brief ist ganzseitig das bekannte Foto der hungernden Herero mit der Bildunterschrift „Herero nach dem Kriege“ abgedruckt.[21] Auch wenn Kuhlmann im Text nicht auf die Bilder eingeht, unterstreichen sie seine Argumentation eindrücklich.
Wie das Bild in diesen frühen Jahren zirkulierte, bleibt im Ungewissen, kann aber über die Verwendungskontexte zumindest eingegrenzt werden. Im privaten Fotoalbum ist Otto Ziegler als Fotograf angegeben, und es ist realistisch, dass die Bahngesellschaft es von ihm für den Erinnerungsband gekauft hat. Auch wenn der genaue Aufnahmeort und das Datum unbekannt sind, so lässt sich die Entstehung des Fotos zumindest zeitlich eingrenzen: Es muss spätestens Ende 1906 aufgenommen worden sein, da es im Januar 1907 erstmals in der „Berliner Illustrirte Zeitung“ abgedruckt wurde. Da die ersten Verwendungen es in den Kontext des Deutsch-Herero-Krieges und den Bau der Otavi-Bahn stellen, lässt sich der Zeitraum auf August 1904 (Schlacht am Waterberg) und November 1906 (Arbeitsende der Otavi-Bahn) eingrenzen. Die breite Verwendung 1907 lässt aber darauf schließen, dass es eher Mitte bis Ende 1906 geschossen wurde.[22]
Das Foto ist somit ein eindrucksvolles Beispiel, dass Bilder mehrdeutig sind und je nach Kontext unterschiedlich interpretiert werden können. Ein Grund hierfür liegt auch in der weitgehenden Dekontextualisierung. Zwar hat die Gruppe der Herero einen hohen Wiedererkennungswert, aber die Aufnahme lässt sich nicht zeitlich oder räumlich verorten und zeigt weder Tat noch Täter. Das unterscheidet sie von anderen Bildern aus der Ziegler-Serie, die die Bahnarbeiter zeigen, oder von Fotografien aus dem Krieg, die „Schutztruppen“ als Täter abbilden.[23]
Kritik an der deutschen Kolonialpolitik in der Zwischenkriegszeit
Zirkulierte das Bild bisher im deutschsprachigen Umfeld, so wurde es 1918 erstmals im englischen Sprachraum verbreitet: maßgeblich durch das sogenannte Blue Book („Report on the Natives of South-West Africa and Their Treatment by Germany“), einem britischen Regierungsdokument.[24] Der Report kann in zwei Debatten verortet werden. Erstens wurde das Regierungspapier mit konkreten politischen Ansprüchen erstellt: der Diskreditierung der deutschen Kolonialpolitik mit dem Ziel, die Kolonie Deutsch-Südwestafrika nach dem Ersten Weltkrieg dauerhaft unter die Verwaltung der Südafrikanischen Union zu stellen. Die politische Zielrichtung spricht dem Buch allerdings nicht ihren Quellenwert ab,[25] sondern verweist auf die zweite relevante Debatte: Für das Blue Book wurde vor Ort recherchiert, und es schließt sich die Frage an, inwieweit die rund 50 Interviews eine Perspektive der Kolonisierten auf die deutschen Kolonialpraktiken bieten.[26] Die verwendeten Abbildungen wurden dagegen aus vorherigen Publikationen übernommen oder stammten aus Archiven.
Im Blue Book von 1918 ist das Herero-Gruppenbild im Abschnitt über die Behandlung der Kriegsgefangenen zwischen zwei Interviewausschnitten positioniert (Abb. 6): Hendrik Fraser schildert seine Erinnerung an die Bedingungen der Kriegsgefangenschaft und beschreibt Mangelernährung, Hunger und Erschöpfung. Auch Samuel Kariko schildert seine Kriegsgefangenschaft: „There were only a few thousands of us left, and we were walking skeletons, with no flesh, only skin and bones.“[27] Während diese beiden Interviews das Bild rahmen, ohne direkt darauf Bezug zu nehmen, wurde bei einem dritten Interview von Traugott Tjienda über die Herero beim Arbeitsdienst an der Otavi-Bahn gesagt: „I worked for two years without pay. … As our people came in from the bush they were made to work at once, they were merely skin and bones, they were so thin that one could see through their bones – they looked like broomsticks (Note. See photograph on opposite page)“.[28] Die Bildunterschrift ist eine direkte Kommentierung: „Hereros returning starved from the desert, into which they had been driven by the Germans. Two women are unable to stand upright.“
2003 wurde ein annotierter Reprint des Blue Book herausgegeben, der geringfügig vom Original abweicht. So führte einerseits eine Veränderung des Schriftbildes zu einer Veränderung der Text-Bild-Positionierung. Anderseits wurde die Bildunterschrift im Reprint geändert: „Plate 3: Condition of Herero on surrender after having been driven into the desert.“[29]
Auch in der Weimarer Republik wurde das Bild kolonialkritisch eingebunden. Der Verleger Willi Münzenberg schrieb 1927 in der „Arbeiter-Illustrierte-Zeitung“ (AIZ) einen Artikel mit dem Titel „Die Kolonisierung der Herero durch den deutschen Generalstab“. Münzenberg kritisierte darin den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit. Er thematisierte dabei vor allem, dass Akteure wie General Berthold von Deimling – zunächst Oberst bei den Kämpfen gegen die Nama und später Nachfolger von Trothas als Kommandeur der „Schutztruppe“ – versucht hätten, ein positives Bild des deutschen Militärs in Deutsch-Südwestafrika zu verbreiten. Die AIZ setzte sich intensiv mit der Auswahl und Aufarbeitung ihrer Abbildungen auseinander.[30] Der Münzenberg-Artikel ist ein Beispiel dieser Bildpolitik. Die obere Hälfte der Publikation nimmt eine retuschierte Variante des Herero-Gruppenbildes ein (Abb. 7).[31]
Das Bild ist nun von einem Gewehr, auf das ein Bajonett aufgesteckt ist, und von einer Rotkreuz-Fahne eingerahmt. Zusätzlich prangt der Schriftzug „Kolonien!“ über den Herero; unterschrieben ist das Bild mit: „Hereros, die von den deutschen Schutztruppen in die Wüste getrieben und ausgehungert wurden.“ Der Hintergrund wurde wegretuschiert, während die Erhöhung des Schwarz-Weiß-Kontrastes die Knochen der Abgebildeten stärker betont, die dadurch noch ausgezehrter wirken. Weitere Bilder begleiten den Text wie Deimling in Zivilkleidung, eine Kamel-Kavallerie, marschierende Kolonialsoldaten etc. Münzenberg führte aus, dass die Herero „planmäßig von den deutschen Generälen eingekesselt [wurden], um sie bewußt in die Wüste zu treiben, damit dort das gesamte Volk durch Hunger und Durst elendiglich zugrunde gehe“. Basis der Schilderungen bildete der detaillierte Bericht des Großen Generalstabes. Abgeschlossen wird der Artikel durch ein quer über die Seite reichendes Bild, das die „Mörder“ vor „niedergeknallten Eingeborenen, die beim Bau der Otavi-Bahn in Deutsch-Südwest-Afrika zu streiken wagten“, zeigt und somit ein gänzlich anderes Bild vom Bau der Otavi-Bahn visualisiert, als es die vorherigen hier behandelten Beispiele taten. Die bildliche Einrahmung von hungernden und toten Herero in Kombination mit Zitaten des Generalstabs unterstreicht Münzenbergs Anklage des brutalen deutschen Kolonialismus eindrücklich.
Verwendung in der Bundesrepublik Deutschland[32]
Journalistische Kolonialkritik
In der Bundesrepublik wurde dem (deutschen) Kolonialismus nach dem Zweiten Weltkrieg wenig Aufmerksamkeit in öffentlichen Debatten zuteil. Für die Frage nach der Distributionsgeschichte der hier behandelten Fotografie bedeutet das auch, dass sich die Publikationsformen änderten. Zunächst gab es aber noch ein Echo der Kolonialzeit. Ein Beispiel hierfür sind die Kolonialerinnerungen von Oskar Hintrager, von 1906 bis 1914 Erster Referent und Vertreter des deutschen Gouvernements in „Südwestafrika“. In seinen noch 1956 veröffentlichten Erinnerungen druckte er die beiden Herero-Gruppenbilder aus dem Erinnerungsband der Arthur Koppel Aktiengesellschaft – in derselben Bildkombination – im Zusammenhang mit dem Bau der Otavi-Bahn ab (Abb. 8).[33]
Auffällig ist zweierlei: Einerseits übernimmt Hintrager die Bildunterschriften aus dem Erinnerungsband („Aus dem Felde gekommene Hereros melden sich an der Bauspitze der Otavi-Bahn als Gefangene“; „ Hereros nach mehrwöchigem Aufenthalt bei der Otavi-Bahn“), andererseits stehen die Bilder ebenfalls für Infrastrukturprojekte und dienen nicht zur Illustration des Krieges. Als Bildnachweis gibt Hintrager das Swakopmunder Museum an.[34]
Solche Publikationen bildeten aber nur noch den Nachklang aus der Weimarer Zeit und gewannen keine große Popularität mehr. Ab den 1960er Jahren änderte sich der Umgang mit dem Kolonialismus gravierend: Weltpolitisch führte die Dekolonisation in Teilen Afrikas zu einer stärkeren Aufmerksamkeit für das Thema. Historiker wie Horst Drechsler und Helmut Bley legten erste wissenschaftliche Monografien vor, das koloniale Wissmann-Denkmal in Hamburg wurde gestürzt, und mit Ralph Giordanos „Heia Safari“ wurde 1966 erstmals eine kolonialkritische, breitenwirksame Dokumentation im Fernsehen ausgestrahlt.[35]
Eine der ersten kolonialkritischen Verwendungen der Fotografie in der Bundesrepublik findet sich in der Zeitschrift der Gesellschaft für bedrohte Völker „Pogrom“, die 1975/76 ein Themenheft über Namibia herausbrachte (Abb. 9). Es bildet einerseits einen großen Teil der Collage auf dem Cover und wurde andererseits – als Ausschnitt mit drei Personen – als Illustration eines Artikels von Basil Davidson über den deutschen „Völkermord in der Wüste“, ohne Bildunterschrift, abgedruckt.[36]
Bei dem Beitrag handelt es sich um eine Übersetzung eines Artikels, den Davidson zuvor in der „Sunday Times“ veröffentlicht hatte, wo er die Gesamtansicht des Bildes mit den Worten „Herero tribesmen starving as a result of German forces tactics in South West Africa“ unterschrieb.[37] Eine Quelle ist nicht angegeben, aber es ist anzunehmen, dass der Afrikahistoriker Davidson das Blue Book kannte. Die Zeitschrift „Pogrom“ richtete sich vor allem an eine interessierte Öffentlichkeit; somit kann ihr kaum eine Breitenwirkung zugesprochen werden.[38]
Für die Verbreitung des Bildes sind daher vor allem zwei Serien im „Stern“ hervorzuheben: 1976 publizierte Heinrich Jaenecke die „Stern“-Serie „Die Buren. Südafrikas weiße Herren“.[39] Im Teil „Das Erbe der Deutschen“ veröffentlichte er das Herero-Gruppenbild auf einer Doppelseite und fügte folgende Bildbeschreibung an: „Sie entkamen der Vernichtung: Von den 80 000 Hereros überlebten nur 15 000 den Ausrottungskrieg der deutschen Schutztruppe. Der Oberbefehlshaber von Trotha trieb die Masse des Volkes 1904 in die Wüste und befahl, auf Frauen und Kinder zu schießen. Erst nach der Ablösung von Trothas wagten sich die Überlebenden in kleinen Gruppen aus dem Busch. Sie waren bis zum Skelett abgemagert.“ Die visuelle Schilderung der Folgen des Krieges zog Jaenecke somit an den Anfang des Artikels, während er die konkreten Kriegsereignisse erst zehn Seiten später ausführte.[40]
Auch wenn das Bild großformatig abgedruckt wurde, so war es doch nur eines von vielen. Wenn man die 1983 folgende „Stern“-Serie „Der Wahn vom Weltreich“ betrachtet, zeigt sich, dass das Herero-Bild zwar bereits Teil des Kanons war, aber noch keinen hervorgehobenen Status hatte.[41] Der Autor Jürgen Petschull und der Fotograf Thomas Höpker stellten dafür Bildmaterial über die deutsche Kolonialvergangenheit zusammen, nutzten aber nicht das hier behandelte Herero-Foto. In der späteren Buchform nahmen sie das Bild auf, wenn auch nur in Form eines Ausschnitts von lediglich drei Personen. Die Bildbeschreibung lautet: „Bis zum Skelett abgemagert überlebten nur einige tausend Hereros die von deutschen Soldaten ‚mit eiserner Strenge durchgeführte Absperrung des Sandfeldes‘. Etwa 60 000 ihrer Stammesgenossen kamen beim Vernichtungsfeldzug der Deutschen ums Leben.“[42]
Auch Uwe Timm nutzte die Fotografie in seinem Bildband über die deutsche Kolonialvergangenheit 1981, den er vor allem als Argument gegen die Kolonialvergessenheit in der Bundesrepublik verstand. Er verzichtete weitgehend auf eigene Texte: „Fast alle Fotos erzählen eine Geschichte. Die Bildlegenden geben manchmal einen Hinweis auf den Anlaß, die Gegend und die Zeit. […] Die eine oder andere Erklärung konnte der Herausgeber liefern, aber die meisten Geschichten muß der Betrachter selbst aus den Fotos lesen. Sie sprechen für sich und erlauben es, sich ein Bild vom deutschen Kolonialreich zu machen.“[43] Das Herero-Gruppenbild ist dementsprechend nur knapp mit „Überlebende der Herero, die von der deutschen Schutztruppe nach der Schlacht am Waterberg in die Wüste Omaheke gejagt worden sind“[44] unterschrieben.
Jaenecke, Petschull und Timm schätzten das Herero-Gruppenbild als relevant genug ein, um es prominent – meist großformatig – abzudrucken. Die Publikationen stellen als öffentlichkeitswirksame Beiträge zur Diskussion um den deutschen Kolonialismus einen Auftakt für eine breitere Verwendung des Herero-Gruppenbildes dar. In vielen folgenden Publikationen zum Thema wurde dieses Bild in kolonialkritischer Rahmung abgedruckt.[45] Eine systematische Analyse über die Zirkulation des Bildes und den Wandel der Nutzung ist allerdings aufgrund des Quellenmaterials schwierig. War das Bild anfangs in kolonialer Erinnerungsliteratur zu finden und ab den 1970er Jahren in kolonialkritischen Publikationen, so sind solche Titel nicht durchgängig erschienen und erlauben nur bedingt Rückschlüsse auf den Wandel der Nutzung von Bildmaterial.
Zwei Formate sollen daher exemplarisch herausgegriffen werden, um die Verbreitung und Nutzung des Bildes zu untersuchen. Das sind einerseits Geschichtsschulbücher, die historische Themen über einen langen Zeitraum in regelmäßig aktualisierten Versionen produzieren und daher Rückschlüsse über einen Wandel erlauben. Anderseits wird die Online-Enzyklopädie Wikipedia untersucht, da an diesem Beispiel der Umgang mit Bildern in verschiedenen Sprachversionen analysiert und somit die globale Zirkulation des Bildes untersucht werden kann.
Schulbücher
Schulbücher als visuelle Medien können als Archiv gesehen werden, das sich für die Analyse der Verwendung von Bildmaterial anbietet: Sie werden seriell aktualisiert und finden eine breite Verwendung.[46] Die europäische und deutsche Kolonialgeschichte waren durchgängig fester Bestandteil von Geschichtsschulbüchern der Bundesrepublik; die Behandlung des Deutsch-Herero-Krieges setzte sich aber erst um 1980 durch.[47] Wählt man ein Sample mit Geschichtsschulbüchern von Klett und Cornelsen – zwei der größten Schulbuchverlage der Bundesrepublik – und ergänzt dieses durch eine weitere Serie des kleineren C.C. Buchner Verlages, ergeben sich folgende Erkenntnisse über den Umgang mit dem Herero-Bild.[48]
Bei der Serie „Geschichte und Geschehen“ (Klett), die Ende der 1980er Jahre erstmals publiziert wurde und bis heute aufgelegt wird, gab es einen deutlichen Wandel. In der Neubearbeitung von 1996 diente das Herero-Bild erstmals in einer Ausgabe als Einstieg in das Kapitel über Imperialismus (Abb. 10). Die Bildunterschrift lautet: „Halbverhungerte Hereros. Deutsche Truppen trieben die Aufständischen Hereros in die fast wasserlose Wüste und riegelten das Gebiet ab.“[49] In einer zeitgleich erschienenen Ausgabe für ein anderes Bundesland wurde das Foto nur im Quellenteil abgedruckt und mit Arbeitsaufträgen eingebunden. Darüber hinaus wurde die Bildunterschrift ausführlicher gestaltet: „Deutscher Imperialismus (Foto) Der Volksstamm der Hereros in Deutsch-Südwestafrika erhob sich 1904 gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Deutsche Truppen schlugen den Aufstand nieder, trieben die Hereros in die fast wasserlose Wüste und riegelten das Gebiet ab. Für die meisten von ihnen bedeutete das den qualvollen Tod durch Verdursten.“[50]
In späteren Ausgaben wurde das Bild immer wieder – ganz oder in Ausschnitten – abgedruckt und ebenfalls mit Arbeitsaufträgen verbunden.[51] Das Bild gewann für die Autor_innen zunehmend an Bedeutung.[52] Eine andere große Klett-Serie, die „Zeitreise“, wurde erst in den 1990er Jahren neu aufgelegt und nutzte das Herero-Gruppenbild seit der Aufnahme des Deutsch-Herero-Krieges in den entsprechenden Band 1998.[53]
Einen ähnlichen Verlauf nahm die Serie „Entdecken und Verstehen“ (Cornelsen). Ende der 1980er erstmals aufgelegt, wurde – ähnlich wie bei „Geschichte und Geschehen“ – der Deutsch-Herero-Krieg zunächst mithilfe einer Karte visualisiert. Hinzu kamen durch die Überarbeitungen seit 1995 zwei Herero-Gruppenbilder, eines von Personen in Lendenschurz und ein Foto von Herero in europäischer Kleidung.[54] In einer Neuauflage von 1998 wurde ein anderer Weg beschritten: Neben der Karte der Kolonie wurde ein Bild mit vier Herero auf einem Wagen sowie das bekannte Herero-Bild, welches das Leiden der Abgebildeten betont, abgedruckt (Bildunterschrift „3 Halb verhungerte Herero, die vor den deutschen Truppen geflüchtet sind. 1907.“). Im Arbeitsauftrag wurden die Schüler_innen aufgefordert, die Kriegsführung der Herero und die der deutschen Truppen zu vergleichen: anhand des Verfassertextes, der Abbildungen und eines Berichts eines anonymen Herero als Teilnehmer der Schlacht sowie eines Auszuges aus dem Bericht des deutschen Generalstabes.[55] Auch in späteren Auflagen wurde die Fotografie in dieser Weise verwendet, wobei das Herero-Bild mit dem Wagen teilweise durch eine zeitgenössische Lithographie ausgetauscht wurde.[56]
Die Autoren der Geschichtsserie bei C.C. Buchner gingen ähnlich vor.[57] Während Anfang der 1990er Jahre noch ein Gruppenbild mit sechs Herero in Ketten zu sehen war,[58] änderte sich dies mit der ersten Auflage des Lehrbuchs „Treffpunkt Geschichte“. So wurde zwar weiterhin das Bild mit den in Ketten gelegten Herero genutzt, aber jenes Gruppenbild der ausgezehrten Herero hinzugefügt.[59] Die Bildauswahl blieb unverändert, auch als die Serie in das neuere Format „Das waren Zeiten“ überging.[60] Mitte der 2000er Jahre änderten die Autoren aber die Bildunterschrift „Halb verhungerte Herero. Foto, um 1907“ in „Überlebende Herero. Das Foto entstand nach der Flucht durch das wasserlose Sandfeld von Omaheke (Deutsch-Südwestafrika), um 1904 (Ausschnitt)“ (Abb. 11).
Auch wenn hier nur eine Auswahl von Schulbüchern analysiert wurde, so kann doch die Tendenz abgelesen werden, dass die drei Verlage in wichtigen Geschichtsserien Mitte bis Ende der 1990er Jahre das Gruppenbild der Herero als Illustration oder sogar als Quelle für den Deutsch-Herero-Krieg aufgenommen haben. Das Bild steht jeweils für eindeutige Aussagen. Die Möglichkeit, etwas Positives über die deutsche Kolonialpraxis daraus abzuleiten – wie dies in den ersten Verwendungen der Fotografie möglich war –, ist durch die Rahmung ausgeschlossen. In Geschichtsschulbüchern der letzten Jahre ist das Foto eines der am meistverwendeten Bilder zum deutschen Kolonialismus und wohl das meistgenutzte im Kontext des Deutsch-Herero-Krieges.
Wikipedia
Während Schulbücher visuelles Material mit Verfassertext und Aufgabenstellungen konkret einbinden, also multimodal nutzen, haben Bilder bei Wikipedia eher illustrativen Charakter. Als Quelle bietet die Enzyklopädie den Vorteil, sowohl den Zeitpunkt, an dem Bilder aufgenommen wurden, als auch ihre Ursprünge und Verbreitung in verschiedenen Artikeln aufzuzeigen. Der deutsche Wikipedia-Artikel zum „Völkermord an den Herero und Nama“ wurde unter dem Titel „Der Herero Aufstand“ im August des Gedenkjahres 2004 erstellt und kontinuierlich ausgebaut. Im August 2006 wurde das Herero-Bild in den Artikel eingefügt. Heute ist es das erste von mehreren Bildern und wird weiterhin mit der Bildunterschrift „Überlebende Herero nach der Flucht durch die Wüste“ geführt (Abb. 12).[61]
Im englischsprachigen Artikel „Herero and Namaque genocide“, der sicher zu den meistgelesenen gehört, wird das Bild nicht genutzt.[62] Allerdings wurde es im Oktober 2005 in den seit 2004 bestehenden Artikel aufgenommen,[63] um im Mai 2014 bei einer Überarbeitung – ohne Anführung von Gründen – wieder entfernt zu werden. Seine Bildunterschrift lautete zunächst „Surviving Herero after the escape through the arid desert of Omaheke“ und wurde später leicht verändert („Herero survivors after an escape through the arid Kalahari desert“). Im Simple-English-Artikel war es dagegen bei der Erstellung im September 2012 das einzige Bild und wird auch heute noch verwendet. Die Bildunterschrift ist dabei identisch mit der regulären englischsprachigen Version.[64]
Im französischsprachigen Artikel, „Massacre des Héréros et des Namas“, ist es als eines unter mehreren im Unterabschnitt zur Schlacht am Waterberg eingebunden; das Bild wurde in dieser Sprachversion erstmals im Oktober 2005 in einer größeren Überarbeitung aufgenommen.[65] In die niederländische Version wurde es im April 2007 eingeführt; der Artikel besteht seit 2005.[66] In Afrikaans wurde die Fotografie im Zuge einer Ausarbeitung des Artikels im April 2010 in den seit 2008 bestehenden Beitrag eingefügt.[67] In andere Artikel wurde das Bild mit der ersten Erstellung aufgenommen, so in der italienischen (2007), der spanischen (2009), der dänischen und der polnischen Wikipedia (je 2011).[68] Darüber hinaus wurde das Bild in eine Reihe weiterer Artikel eingebunden, wie zum Beispiel über „Samuel Maharero“, „Rassismus“, „Shark-Island-Lager“ oder „Kolonialismus in Afrika“.[69]
Wikipedia erlaubt außerdem, nachzuverfolgen, wer es wann auf der Seite eingefügt hat. Die meisten Artikel greifen auf eine Version zu, die der User „Grumpy Troll“ bereits im Oktober 2005 in „Wikimedia Commons“ hochlud. Er fügte folgende Beschreibung an: „Surviving Herero after the escape through the arid desert of Omaheke. German South-West Africa (modern day Namibia), 1904“.[70] Als Quelle gab er den Ullstein Bilderdienst an, der das Bild 1907 in der „Berliner Illustrirte Zeitung“ abdruckte; er stützt sich bei der Quellenangabe auf zwei Webseiten.[71] Ein mittlerweile gesperrter Nutzer („FA2010“) lud im August 2012 eine andere Version des Bildes hoch und datierte sie auf „circa 1907“; als Quelle dient lediglich ein Verweis auf die Galerie Bassenge.[72] Beide Versionen unterscheiden sich nur durch die Farbgebung: Während „Grumpy Trolls“-Foto als Schwarz-Weiß-Druck verschiedene Ursprünge haben kann, scheint „FA2010s“-Version aufgrund der Farbgebung (Sepia) aus dem Erinnerungsband der Otavi-Bahn von 1907 zu stammen.
Der knappe Überblick zeigt zunächst, dass ein Beitrag zum Deutsch-Herero-Krieg in einer Vielzahl von Wikipedia-Sprachversionen erstellt und in den meisten Versionen mit dem entsprechenden Bild ergänzt wurde.[73] Seit 2005 wird der Fotografie in der Wikipedia auch international eine große Bedeutung beigemessen. Es ist bemerkenswert, dass ein Bild – aus einer ursprünglichen Serie von 150 Fotografien um den Bau der Otavi-Bahn – weltweit mit einem Ereignis der deutschen Kolonialgeschichte verknüpft wird.
Schlussbemerkung
Das hier in seiner Entstehung, Distribution und Verwendung analysierte Herero-Gruppenbild, die „Ikone der Vernichtung“ der Kolonialzeit, steht heute synonym für den Deutsch-Herero-Krieg und für das Vorgehen der deutschen Kolonialtruppen. Das Bild lässt sich auf die Zeit zwischen 1904 und 1906 datieren, wobei das Jahr 1906 als Aufnahmejahr am wahrscheinlichsten ist. Die ersten Verwendungen stellen es jeweils in den engeren Zusammenhang zum Deutsch-Herero-Krieg und dem Bau der Otavi-Bahn. Letzterer verschwindet im Laufe der Zeit als Kontext des Bildes. Die ersten Abdrucke zeigen, dass die Interpretation der Fotografie zwar jeweils variiert, aber in einen pro-kolonialen Diskurs einzuordnen ist: Zwar leiden die abgemagerten Herero, aber die deutsche Politik – so die Rahmung des Bildes – sei hierfür nicht verantwortlich. Vielmehr würden die Bahnmitarbeiter oder die Kolonialsoldaten sich für die Herero einsetzen. In der kolorierten Postkarten-Version wurde das Leiden sogar weitgehend ausgeblendet. Doch bereits im Kaiserreich wurde das Bild auch dazu genutzt, Kritik an der deutschen Kolonialpolitik zu unterstreichen. Dies ist der Ausgangspunkt einer Verwendung des Bildes in kolonialkritischem Zusammenhang, die sich über das britische Blue Book, Willi Münzenbergs Artikel der 1920er und journalistische Beiträge der 1970er Jahre bis heute zieht.
Obwohl das Bild in so gegensätzliche Interpretationen eingebunden wurde, soll es jeweils eindeutig für eine Aussage stehen. Das ist besonders bei der Nutzung von Uwe Timm oder in den Aufgabenstellungen der Schulbücher offensichtlich, scheint aber auch bei der Positionierung des Bildes in anderen Kontexten durch. Diese teilweise gegensätzlichen Verwendungen sind auch möglich, da das Bildmotiv zwar das Leiden der abgebildeten Personen fokussiert, aber darüber hinaus kaum Anhaltspunkte für eine Kontextualisierung bietet: Weder sieht man das Bahnprojekt oder andere Bauwerke, die es verorten, noch sieht man Täter, die für die Gräuel verantwortlich sind.
Spätestens ab den 1970er Jahren wurde die Fotografie meist nur noch in kolonialkritischer Perspektive genutzt. Schulbuchdarstellungen zeigen, dass es – schon vor dem Gedenkjahr 2004 – eingebunden wurde und kontinuierlich an Bedeutung zunahm. Der Blick in die Wikipedia zeigt, dass es dort im Jahr 2005 in „Wikimedia Commons“ und 2006 in den entsprechenden Artikel zum Deutsch-Herero-Krieg aufgenommen wurde. Nachfolgend wurde es bei der Mehrzahl der Artikel zum Völkermord an den Herero integriert. Diese Verfügbarkeit beförderte eine Dynamik: Viele Publikationen sind auf leicht verfügbare Abbildungen angewiesen, die kostenfrei genutzt werden können. Wikipedia bietet hier eine Quellensammlung, die auf den ersten Blick jede notwendige Kontextualisierung leistet.
Vor diesem Hintergrund, im Kontext des Kolonialismus und der damit verbundenen massiven Gewalt drängt sich auch eine moralische Frage auf, die mit der Nutzung des Bildes heute zusammenhängt. Folgt man Susan Sontag aus dem Eingangszitat, dass dem Akt des Fotografierens etwas „Räuberisches“ („predatory“) anhafte, dann ist die Nutzung jeweils eine Wiederholung dieser Gewalt. Wurden die Herero in der Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika als Objekte behandelt, wirkt dies fort, indem ihre Fotografie nach Belieben eingesetzt wird und oft als reine Illustration des deutschen Kolonialismus, des Kolonialkrieges oder der aktuellen Debatte um Reparationen (wenn auch oft mit kolonialkritischem Grundtenor) dient. Für Kolonialismus allgemein, aber besonders auf koloniale Gewalt bezogen, stellt sich die Frage, wie das Thema illustriert werden kann, ohne die Gewalt zu wiederholen oder eine Hierarchie zwischen fotografierenden und abgebildeten Personen fortzuführen.[74] Die Antwort auf die Frage, ob man die Fotografie überhaupt noch nutzen darf, muss wohl jedem Autoren, jeder Autorin für den jeweiligen Kontext nach angemessener Quellenkritik selbst überlassen werden. Voraussetzung für eine angemessene Nutzung ist allerdings, sich mit der Geschichte des Bildes auseinanderzusetzen und es nicht von jeder Quellenangabe „befreit“ und unreflektiert aus anderen Publikationen zu übernehmen. Auch wenn das Bild massenhaft zirkuliert, so sind grundlegende Hintergründe recherchierbar – ebenso wie alternative Abbildungen, deren Entstehungszusammenhang bekannt ist. Darüber hinaus darf nicht aus den Augen verloren werden, dass Texte zu dem Themenfeld nicht zwangsläufig mit Bildern von Opfern unterlegt werden müssen, sondern es auch andere Strategien der Visualisierung gibt.[75]
[1] Susan Sontag, On Photography, New York 1973, S. 14-15.
[2] Für Anmerkungen zum Manuskript danke ich Lucia Halder und Katrin Henne.
[3] Die kriegerischen Handlungen 1904-1907/08 werden meist entweder als „Herero-Aufstand“ oder als „Völkermord an den Herero“ bezeichnet, was jeweils spezifische Aspekte betont. Im Folgenden wird der Begriff des „Deutsch-Herero-Krieges“ benutzt, der die gesamten Kriegshandlungen zwischen 1904 und 1907/08 einschließt.
[4] Jürgen Zimmerer/Joachim Zeller (Hrsg.), Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904-1908) in Namibia und seine Folgen, Bonn 2016.
[5] Exemplarisch: Jeremy Sarkin, Germany’s Genocide of the Herero. Kaiser Wilhelm II, His General, His Settlers, His Soldiers, Kapstadt 2011, Coverbild; Gisela Graichen/Horst Gründer, Deutsche Kolonien. Traum und Trauma, Berlin 2005, S. 144; Guido Knopp, Das Weltreich der Deutschen. Von kolonialen Träumen, Kriegen und Abenteuern, München 2010, S. 79; Spiegel Special Geschichte: Afrika. Das umkämpfte Paradies. 50 Jahre nach Ende des Kolonialismus 2 (2007): Artikel: Almut Hielscher, Ein Kuhhandel. Seit 17 Jahren fordern die Herero Entschädigungen für den Völkermord während der deutschen Kolonialzeit, S. 57-59, hier S. 57; Daniel Pelz, Genozid-Gespräche mit Namibia gehen in die Verlängerung, auf: Deutsche Welle (DW), 28.07.2017, online unter http://www.dw.com/de/genozid-gespr%C3%A4che-mit-namibia-gehen-in-die-verl%C3%A4ngerung/a-39873655 (Zugriff: 12.10.2018); Stefan Reis Schweizer, Die Kolonialzeit holt Berlin ein, in: Neue Zürcher Zeitung, 18.07.2017, online unter https://www.nzz.ch/international/verhandlungen-zwischen-berlin-und-windhoek-die-kolonialzeit-holt-deutschland-ein-ld.1306517 (Zugriff: 12.10.2018).
[6] David Olusoga, Namibia – Genocide and the Second Reich. BBC Documentary, England 2010; Lernplattform segu Geschichte: Völkermord an den Herero | „Sie müssen jetzt im Sandfeld untergehen“, online unter https://segu-geschichte.de/voelkermord-herero/ (Zugriff: 12.10.2018).
[7] Joachim Zeller, Images of the South West African War. Reflections of the 1904-1907 Colonial War in Contemporary Photo Reportages and Book Illustration, in: Wolfram Hartmann (Hrsg.), Hues between Black and White. Historical Photography from Colonial Namibia 1860s to 1915, Windhoek 2004, S. 309-323, hier S. 319; Cornelia Brink, Ikonen der Vernichtung. Öffentlicher Gebrauch von Fotografien aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern nach 1945, Berlin 1998.
[8] Diesen Prozess zeichnet Gerhard Paul anhand des Fotos von Kim Phúc aus dem Vietnam-Krieg nach: Gerhard Paul, Die Geschichte hinter dem Foto. Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung eines Bildes aus dem Vietnamkrieg, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 2 (2005), S. 224-245, online unter http://www.zeithistorische-forschungen.de/2-2005/id=4632; siehe auch Gerhard Paul, Das Mao-Porträt. Herrscherbild, Protestsymbol und Kunstikone, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 6 (2009), S. 58-84, online unter http://www.zeithistorische-forschungen.de/1-2009/id=4634.
[9] Die Frage nach dem Umgang mit der Fotografie stellt sich auch für diesen Beitrag. Autor und Redaktion haben sich dafür entschieden, das Bild in verschiedenen Nutzungskontexten zu zeigen, aber die Verbreitung und spätere Entkontextualisierung durch technische Maßnahmen einzuschränken. Um zu verhindern, dass die Bilder dieses Aufsatzes auf der Visual History-Website aus dem Kontext gerissen und einzeln im Netz abgerufen werden können, haben wir alle Fotografien, die die Hereros zeigen, blockiert, sodass sie nicht in den Google-Suchergebnissen erscheinen. Weitere Informationen geben Autor und Redaktion gerne.
[10] Vgl. u.a. Joachim Zeller, Orlog in Deutsch-Südwestafrika. Fotografien aus dem Kolonialkrieg 1904 bis 1907, in: Fotogeschichte 85/86 (2002), S. 31-44; Zeller, Images of the South West African War.
[11] Deutsche Kolonialzeitung: Serie Südwestafrikanische Kriegsbilder, 23 (1906), H. 15, S. 145-147; ebd. 23 (1906), H. 20, S. 193-195; ebd. 23 (1906), H. 30, S. 293-296; ebd. 23 (1906), H. 39, S. 385-388; Felix Axster, Koloniales Spektakel in 9 x 14. Bildpostkarten im Deutschen Kaiserreich, Bielefeld 2014; Deutsch-Süd-West-Afrika. Bilder aus den Kriegen gegen die Hereros und Hottentotten. Mit einem Geleitworte Sr. Excellenz des Generalleutnants z.D. von Trotha, Berlin 1907; Deutsch Südwest-Afrika. Kriegs und Friedensbilder, Wolfenbüttel 2012 [1907].
[12] Das Fotoalbum befindet sich in der Sam Cohen Library/Swakopmund. Lediglich die erste Seite ist bedruckt „Otawibahnbau Deutsch-Südwest-Afrika. Photographien nach Aufnahmen des Photographen O. Ziegler in Swakopmund“. Darüber ist notiert: „Meinen lieben Eltern zum Weihnachtsfeste 1907 gewidmet von Ihrem lieben Sohne, Thorwald (Holm) Karibib, den 25. XII. 1907, D.S.W. Afrika“. Ich danke Trudi Stols von der Scientific Society Swakopmund für die Auskunft. Das Fotoalbum wurde gescannt, und die Bilder sind im Bestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main online abrufbar (Signatur CD/SCB/PA25/PA25_048 und CD/SCB/PA25/PA25_049).
[13] 1909 bot Ziegler eine Serie mit 150 Fotografien mit „Ansichten von der Otavibahn und ihrer näheren Umgebung“ an, siehe Südwestafrikanische Landes-Ausstellung Windhuk vom 29. bis 31. Mai 1909. Führer, Swakopmund 1909, S. 35. In einer späteren Annonce warb das „Photogr. Atelier Ziegler: Karibib“ mit Landschaftsbildern, siehe: Führer durch die Landwirtschaftliche Ausstellung Omaruru 15. bis 16. Mai 1910, S. 50. Verschiedene Bilder dieser Serie sind auch abgedruckt in Wolfram Hartmann, Pictures Explored, in: ders. (Hrsg.), Hues between Black and White, S. 8-130.
[14] Franz Baltzer, Die Kolonialbahnen mit besonderer Berücksichtigung Afrikas, Berlin 1916, S. 84-86.
[15] Arthur Koppel Aktiengesellschaft. Zur Erinnerung an den Bau der Otavibahn, 1904-1906. Unseren Freunden gewidmet, Berlin 1907, o.S. Neben den Fotografien gibt es nur eine kurze Einleitung und Kartenmaterial. Die Bilder sind jeweils mit einer knappen Unterschrift versehen sowie mit dem Hinweis „Kupferdruck O. Felsing, Berlin S.W.“
[16] Die ungelaufene und nicht datierte Karte findet sich im Namibischen Nationalarchiv. Für Informationen über die Postkarte danke ich Werner Hillebrecht. Nink war ein in der Kolonie etablierter Fotograf. Im ersten Adressbuch der Kolonie von 1911 ist der Verlag vermerkt – seit wann er bestand, ist nicht bekannt. Für einige wenige Informationen über Nink siehe Jeremy Silvester/Patricia Hayes/Wolfram Hartmann, „This Ideal Conquest“. Photography and Colonialism in Namibian History, in: dies. (Hrsg.), The Colonising Camera. Photographs in the Making of Namibian History, Kapstadt 1999, S. 10-19, hier S. 13-14, 19.
[17] Da im Deutschen Reich das Mitteilungsfeld 1905 auf die Rückseite verlegt wurde, kann die Produktion der Karte auf die Zeit nach 1905 eingegrenzt werden. Da die Postkartenindustrie aber damals schnell auf politische Ereignisse reagierte, ist es wahrscheinlich, dass die Karte noch während des Deutsch-Herero-Krieges in Umlauf kam. Herbert Leclerc, Ansichten über Ansichtskarten, in: Archiv für deutsche Postgeschichte 2 (1986), S. 5-65, hier S. 23-24. Zu kolonialen Postkarten siehe Axster, Koloniales Spektakel. Für den Austausch über koloniale Postkarten danke ich Felix Axster.
[18] Berliner Illustrirte Zeitung, Berlin 27.01.1907, S. 52.
[19] Das bedeutete nicht, dass ein grundsätzlicher Wandel in der Bildnutzung einsetzte. Verschiedene Publikationen nutzten es weiterhin nicht kolonialkritisch. Siehe zum Beispiel Emil Zimmermann, Unsere Kolonien, Berlin 1912, S. 158, mit der Bildunterschrift „Hereros, die sich unseren Truppen ergaben“.
[20] August Kuhlmann, Auf Adlers Flügeln. Zweiter Teil, Barmen 1911, S. 58.
[21] Kuhlmann, Auf Adlers Flügeln, S. 75.
[22] Ein weiterer Grund spricht hierfür: Gouverneur Lothar von Trotha, der für die Kriegsführung verantwortlich war, verließ Deutsch-Südwestafrika im November 1905. Sein Nachfolger, Friedrich von Lindequist, veröffentlichte am 01.12.1905 eine Proklamation, in der er umherstreifenden Herero u.a. Verpflegung anbot, wenn sie die Waffen niederlegen würden. Daraufhin meldeten sich Herero in vorher bestimmten Stationen. Sind die Bildunterschriften von sich „ergebenden“ Herero glaubhaft, dann ist wahrscheinlich, dass sie sich im Anschluss an diese Proklamation ergaben. Im sogenannten Blue Book finden sich mehrere Interviews von Personen, die sich nach dieser Proklamation ergaben, darunter auch die Aussage von Traugott Tjienda, der sich ergab und dann bei der Otavi-Bahn Zwangsarbeit leisten musste. Im Blue Book ist auch die Proklamation abgedruckt, und in der kommentierten Version finden sich weiterführende Informationen. Vgl. Jeremy Silvester/Jan-Bart Gewald, Words Cannot be Found. German Colonial Rule in Namibia. An Annotated Reprint of the 1918 Blue Book, Leiden 2003, S. 177-180.
[23] Christoph Hamann beschreibt in seinem Buch verschiedene „kanonisierte Schlüsselbilder“ und zeigt auf, wie mit ihnen historische Deutungen transportiert wurden. Der Atompilz von Hiroshima ist – ähnlich wie das hier behandelte Foto – ein Bild, das einerseits weitgehend dekontextualisiert wurde und das anderseits unterschiedlich interpretiert wurde: als Symbolbild des Sieges in den USA und ebenso als Symbolbild der Anti-Atomkraft-Bewegung in der Bundesrepublik. Vgl. Christoph Hamann, Visual History und Geschichtsdidaktik. Bildkompetenz in der historisch-politischen Bildung, Herbolzheim 2007, S. 152-156.
[24] Union of South Africa: Report on the Natives of South-West Africa and their Treatment by Germany. Prepared in the Administrator’s Office, Windhuk, South-West-Africa, 1918. In diesem Zeitraum entstanden mehrere Publikationen, die die Übernahme der deutschen Kolonien propagierten. Ein herausstechendes Werk stammt von Albert Calvert, der mit seiner Publikation vor allem den ökonomischen Wert des deutschen Kolonialgebietes herausstellen wollte und dies ausgiebig mit Fotografien (223 Platten) unterstrich. Gräuelfotografien druckte er nicht ab. Vgl. Albert Calvert, South-West Africa during the German Occupation 1884-1914, London 1915. Für weitere Informationen zu Calverts Publikation und Literatur zu der Thematik aus dem Zeitraum vgl. Silvester/Hayes/Hartmann (Hrsg.), „This Ideal Conquest“, S. 14.
[25] Die deutsche Regierung stellte ihm das sogenannte Weißbuch entgegen, welches ihm einen Quellenwert absprach: Reichskolonialministerium: Die Behandlung der einheimischen Bevölkerung in den kolonialen Besitzungen Deutschlands und Englands. Eine Erwiderung auf das englische Blaubuch vom August 1918: Report on the Natives of South-West Africa and their Treatment by Germany, Berlin 1919, S. 23. Zur Geschichte des „Blaubuches” siehe Silvester/Gewald, Words Cannot be Found, S. xiii-xxxvii, und Christina Twomey, Atrocity Narratives and Inter-Imperial Rivalry. Britain, Germany and the Treatment of „Native Races”, 1904-1939, in: Tom Crook/Rebecca Gill/Bertrand Taithe (Hrsg.), Evil, Barbarism and Empire. Britain and Abroad, c. 1830-2000, Basingstoke 2011, S. 201-225.
[26] Silvester und Gewald betonen, dass diese auch eine „afrikanische“ Perspektive auf den Krieg bieten würden. Silvester/Gewald, Words Cannot be Found, S. xiii-xxxvii. Hierzu auch Reinhart Kößler, Sjambok or Cane? Reading the Blue Book, in: Journal of Southern African Studies 30 (2004), H. 3, S. 703-708; Twomey, Atrocity Narratives and Inter-Imperial Rivalry.
[27] Report on the Native of South-West-Africa and their Treatment by Germany, S. 100-101.
[28] Report on the Native of South-West-Africa and their Treatment by Germany, S. 101.
[29] Zum Vergleich von Reprint und Original siehe auch die Rezension von Kößler, Sjambok or Cane? Das Foto befindet sich in: Silvester/Gewald, Words Cannot be Found, S. 176.
[30] Heinz Willmann, Geschichte der Arbeiter-Illustrierten Zeitung, 1921-1938, Berlin 1974. Zur Bildpolitik siehe auch den Beitrag von Lilly Becher zur Position der AIZ zum Kolonialismus und Verbindungen zum Kongreß gegen koloniale Unterdrückung und Imperialismus sowie der Weltliga gegen Imperialismus und für koloniale Unabhängigkeit, in: ebd., S. 50. Zu Münzenbergs Kontakt zu dem Kongress und der Liga vgl. Peter Martin, Die „Liga gegen koloniale Unterdrückung“, in: Berlin Postkolonial, online unter http://www.berlin-postkolonial.de/cms/index.php?option=com_content&view=article&id=20 (Zugriff: 12.10.2018).
[31] Willi Münzenberg, Die Kolonisierung der Herero durch den deutschen Generalstab, in: Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ) 1 (1927), H. 41.
[32] Im Folgenden liegt der Fokus auf der Geschichte des Bildes in der Bundesrepublik, mit einem internationalen Ausblick durch die Analyse von Wikipedia. Das Bild hat darüber hinaus auch eine Geschichte in Namibia und ist international mit dem Diskurs um Reparationen verwoben. So findet sich das Foto auch in namibischen Geschichtsschulbüchern (z.B. Belina Cloete/Charles Dugmore, Discover History 9, Heinemann 2011, S. 43 oder David Sampson u.a., Understanding History in Context 9, Longman 2011, S. 32), und die AIZ-Version des Bildes nutzt die Association of the Ovaherero Genocide in the USA (OGA) auf ihrer Startseite (http://www.ovaherero-ovambanderugenocideassociation.org/index.html) (Zugriff: 12.10.2018). Ihren vorläufigen Höhepunkt findet die Bildverwendung in Namibia im 2014 eingeweihten „Genozid-Denkmal“, bei dem auf der Rückseite ein Relief mit einer stilisierten Version der Fotografie verwendet wurde. Siehe hierzu, inkl. Foto des Reliefs (von B. Kohrs), Joachim Zeller, Vater, der du ragst in den Himmel. In Windhoek wurden anlässlich des 24. Jahrestages der Gründung Namibias neue Staatsdenkmäler enthüllt und das Unabhängigkeitsmuseum eröffnet, in: genocide-namibia.net, online unter http://genocide-namibia.net/2015/01/genozidgedenken-im-namibischen-unabhaengigkeitsmuseum/ (Zugriff: 12.10.2018).
[33] Oskar Hintrager, Südwestafrika in der deutschen Zeit, München 1956. Die Fotografien finden sich zwischen den Seiten 144-145. Die Bilder wurden auf einer Seite abgedruckt, was den Vorher-Nachher-Vergleich noch verstärkt. Die Bilder sind außerdem geringfügig beschnitten.
[34] Eines der Bilder befindet sich in den Akten von Hintrager (Namibisches Nationalarchiv).
[35] Als Überblick siehe Christiane Bürger, Deutsche Kolonialgeschichte(n). Der Genozid in Namibia und die Geschichtsschreibung der DDR und BRD, Bielefeld 2017. Als fachwissenschaftliche Beiträge: Horst Drechsler, Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft. Der Kampf der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus (1884-1915), Berlin 1966; Helmut Bley, Kolonialherrschaft und Sozialstruktur in Deutsch-Südwestafrika 1894-1914, Hamburg 1968. Zum öffentlichkeitswirksameren Film „Heia Safari“ von Ralph Giordano siehe Eckard Michels, Geschichtspolitik im Fernsehen. Die WDR-Dokumentation ‚Heia Safari‘ von 19667/67 über Deutschlands Kolonialvergangenheit, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (VfZ) 56 (2008), H. 3, S. 467-492.
[36] Pogrom. Zeitschrift gegen Chauvinismus, Rassismus, Kolonialismus, Themenheft: Selbstbestimmung für Namibia? Deutschland und Deutsch-Südwest 6 (1975/1976), H. 38, Cover und Beitrag Basil Davidson, Völkermord in der Wüste – Deutsche Südwestafrikapolitik 1904-1907, S. 38-39.
[37] Basil Davidson, Genocide in the Desert, in: Sunday Times, 30.04.1972, S. 18.
[38] Im Impressum wurde eine Auflage von 5000 angegeben, wobei der Nachdruck ausdrücklich gestattet sei.
[39] Serie „Die Buren“ in 11 Teilen: Stern (1976) Nr. 36 bis (1976) Nr. 46.
[40] Das Bild nimmt fast die gesamte Doppelseite ein; lediglich eine Spalte Verfassertext ist an der linken Seite abgedruckt. Heinrich Jaenecke, Die Buren. Teil 8: Das Erbe der Deutschen, in: Stern Nr. 43 (1976), S. 88-108, hier S. 92-93. Die Buchversion stützt sich weitgehend auf denselben Verfassertext, lediglich die Kapitel wurden neu zugeschnitten. Auch hier nimmt das Bild – als Ausschnitt von acht Personen – einen Großteil der Doppelseite ein. Auch die Bildunterschrift wurde geändert: „Überlebende Hereros bei der Rückkehr aus der Wüste nach der deutschen Generalamnesie“. Heinrich Jaenecke, Die weißen Herren. 300 Jahre Krieg und Gewalt in Südafrika, Hamburg 1979, S. 238-239.
[41] Serie „Der Wahn vom Weltreich. Die Geschichte der deutschen Kolonien“ von Jürgen Petschull mit Farbfotos von Thomas Höpker in 9 Teilen, in: Stern (1983) Nr. 31 bis (1983) Nr. 39.
[42] Jürgen Petschull/Thomas Höpker, Der Wahn vom Weltreich. Die Geschichte der deutschen Kolonien, Hamburg 1986, S. 88.
[43] Uwe Timm, Deutsche Kolonien, München 1981, S. 12.
[44] Timm, Deutsche Kolonien, S. 92. Als Quelle gibt Timm das Staatsarchiv Windhuk an.
[45] Zu weiteren kolonialkritischen Beiträgen, die auch das Herero-Gruppenbild aufnahmen, zählen z.B. die Entwicklungspolitische Korrespondenz 8 (1977), H. 5/6, S. 25, und Manfred Hinz/Helgard Patemann/Arnim Meier, Weiß auf Schwarz. Kolonialismus, Apartheid und afrikanischer Widerstand, Berlin 1986, S. 102. Eine populärwissenschaftliche Nutzung findet sich in einer 20-teiligen Serie von Rüdiger Proske. Begleitmaterial zur Fernsehserie „Mitten in Europa – Deutsche Geschichte“ bei SAT 1: Die Deutsche Geschichte. 15: Das Wilhelminische Deutschland, Braunschweig 1989, S. 411.
[46] Einen Einblick zum Schulbuch als historische Quelle bieten Felicitas Macgilchrist/Marcus Otto, Schulbücher für den Geschichtsunterricht, Version 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 18.02.2014, online unter http://docupedia.de/zg/macgilchrist_otto_schulbuecher_v1_de_2014. Hier wird das Schulbuch u.a. als Archiv kanonisierten historischen Wissens gesehen, an dem sich die Verschiebungen der Grenzen des Denk-, Sag- und Zeigbaren untersuchen lassen. Lucia Halder, Bilderwelten im Schulbuch. Die visuelle Dimension eines multimodalen Massenmediums, in: non-fiction 2 (2014), S. 63-83; Annekatrin Bock/Lucia Halder, Editorial zum Schwerpunktthema „Visuelle Bildungsmedien“, in: Bildungsforschung 1 (2015), S. 3-11, online unter http://docplayer.org/16021630-Editorial-zum-schwerpunktthema-visuelle-bildungsmedien.html.
[47] Zur Behandlung des Krieges in deutschen Schulbüchern im Kontext gesellschaftlicher Debatten siehe Lars Müller, „We Need to Get away from a Culture of Denial”? The German-Herero War in Politics and Textbooks, in: Journal of Educational Media, Memory, and Society (JEMMS) 5 (2013), H. 1, S. 50-71.
[48] In Deutschland wird der Schulbuchmarkt von drei Verlagen dominiert: Westermann (Braunschweig), Klett (Stuttgart) und Cornelsen (Berlin) teilen sich 90 % des Gesamtmarktes. Vgl. Verena Brandenberg, Rechtliche und wirtschaftliche Aspekte des Verlegens von Schulbüchern. Mit einer Fallstudie zum bayerischen Zulassungsverfahren, Erlangen 2006, S. 52. Westermanns „Reise in die Vergangenheit“ nutzt das Bild nicht, druckt allerdings ein Foto von Herero in Ketten ab, um die Gräuel des Krieges zu illustrieren. Daneben wurde das Bild auch in ergänzenden Unterrichtsmaterialien verwendet, siehe exemplarisch für die frühe Verwendung: Imperialismus. Materialien zum Lernfeld Dritte Welt, Belz Unterricht 1978, S. 38; Dieter Tiemann, Der deutsche Kolonialismus in Afrika, Dortmund 1980, S. 56 (an anderer Stelle verweist Tiemann auf Jaenecke, sodass es möglich ist, dass er auch das Bild hieraus übernommen hat); Helgard Patemann, Lernbuch Namibia. Ein Lese- und Arbeitsbuch, Osnabrück 1984, S. 109.
[49] Zusammen mit einer Weltkarte (1914), einer Postkarte zur Flottenpolitik und Wilhelm II (1900) sowie einer Karikatur. Geschichte und Geschehen. Sachsen-Anhalt 8, Klett 1996, S. 746-747. Ähnlich: Geschichte und Geschehen D4, Sachsen, Klett 1996, S. 746-747.
[50] Geschichte und Geschehen. Baden-Württemberg B3, Klett 1996, S. 216-217, hier S. 226. In den Arbeitsaufträgen sollen zum einen auch anhand des Bildes das „Selbstverständnis Deutschlands als Kolonialmacht“ mit anderen Kolonialmächten verglichen und zum anderen die „unmittelbaren und langfristigen Folgen“ der Kolonisierung für die afrikanische Bevölkerung diskutiert werden, S. 227.
[51] So beispielsweise 2006, als die Autoren die Schüler_innen auffordern: „Beschreibe anhand der Quelle M10 [Trotha-Befehl] und des Bildes M4 [Herero-Gruppenbild] das Vorgehen der deutschen Truppen im Krieg gegen die Herero.“ Geschichte und Geschehen 3. Bayern, Klett 2006, S. 122, 124. Die Bildunterschrift in diesem Fall lautet „M4 Herero nach ihrer Rückkehr aus der Omaheke-Wüste (Fotografie, 1904)“.
[52] Gründe für solche Verschiebungen können an dieser Stelle nicht ausgeführt werden. Für ein Beispiel, wie Bilder zum Kolonialismus in einer Neubearbeitung ausgewählt wurden, siehe Felicitas Macgilchrist/Lars Müller, Kolonialismus und Modernisierung. Das Ringen um „Afrika“ bei der Schulbuchentwicklung, in: Manuel Aßner u.a. (Hrsg.), AfrikaBilder im Wandel. Quellen, Kontinuitäten, Wirkungen und Brüche, Frankfurt a.M. 2012, S. 195-208, hier S. 203-205.
[53] Zeitreise 2. Geschichtliches Unterrichtswerk für die Sekundarstufe I, Klett 1998, S. 174-175. Bildunterschrift: „Zwei Fotos von Hereros in Deutsch-Südwestafrika, links um 1900 [zwei arbeitende Herero mit Kind], rechts: 1904 [Herero-Gruppenbild]. Eine deutsche Missionarsfrau berichtete 1911 über ihre Mühe, die Herero für ihre Arbeiten einzuspannen: ‚Wenn sie 5-6 Stunden arbeiteten, musste man schon sehr zufrieden sein … Freilich, … das ‚Muss‘ kam erst nach dem Aufstand‘. – Erklärt mithilfe des VT und der Fotos, was sie damit wohl meint.“ Daneben gab es weitere Arbeitsaufträge. Später änderte sich die Datierung: 2005 heißt es „Q4 Herero, die vor deutschen Truppen geflüchtet waren, nach ihrer Rückkehr aus der Omaheke-Wüste (Foto, 1907)“. In einem Arbeitsauftrag sollten die Schüler_innen u.a. anhand des Fotos und von Quellenberichten einen „kritischen Zeitungsartikel“ über die Ereignisse schreiben. Zeitreise 2, Klett 2005, S. 197.
[54] Entdecken und Verstehen. Geschichtsbuch für Rheinland-Pfalz. Erweiterte Ausgabe Band 3, Cornelsen 1995, S. 108-110. Ebenso in einer Neuauflage einige Jahre später: Entdecken und Verstehen. Geschichtsbuch für Rheinland-Pfalz. Erweiterte Ausgabe Band 3, Cornelsen 2000, S. 108-110.
[55] Die Bildunterschrift lautet „Hereros aus Deutsch-Südwestafrika. 1904.“ Entdecken und Verstehen 8: Vom Absolutismus bis zum Zeitalter des Imperialismus, Cornelsen 1998, S. 183.
[56] Bildunterschrift: „2 Deutsche Kolonialsoldaten im Kampf mit Kriegern der Hereros. Französische Lithografie, 1904“, „3 Halb verhungerte Hereros, die vor den deutschen Truppen geflüchtet sind. 1907.“ Entdecken und Verstehen 7/8: Vom Zeitalter der Entdeckungen bis zum Ersten Weltkrieg, Cornelsen 2008, S. 209.
[57] Buchner benannte seine Geschichtsbücher mehrmals um.
[58] Geschichte 3 Neuzeit, C.C. Buchner 1990, S. 189. Unser Weg in die Gegenwart 4. Neueste Zeit, C.C. Buchner, S. 16.
[59] Beide Bilder werden nur als Ausschnitt abgedruckt. Bildunterschrift „B 10 In Ketten gelegte Herero. Foto, um 1904“ und „B 11 Halb verhungerte Herero. Foto, um 1907“. Treffpunkt Geschichte Band 3, C.C. Buchner 1997, S. 96.
[60] In Treffpunkt Geschichte 3. Vom Zeitalter der Nationalstaaten bis zum Zweiten Weltkrieg, C.C. Buchner 2001, S. 96, und mit verändertem Design, aber derselben Bildauswahl, in: Das waren Zeiten 2, C.C. Buchner 2007, S. 50, und Das waren Zeiten 3, C.C. Buchner 1998, S. 108; Das waren Zeiten 4, C.C. Buchner 2010, S. 46.
[61] http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Aufstand_der_Herero_und_Nama&oldid=20836225 (Zugriff: 10.10.2018). Es ist heute das erste von mehreren Bildern mit dem Titel „Überlebende Herero nach der Flucht durch die Wüste“, s. https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Herero_und_Nama (Zugriff: 10.10.2018).
[62] https://en.wikipedia.org/wiki/Herero_and_Namaqua_genocide (Zugriff: 10.10.2018).
[63] https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Herero_and_Namaqua_genocide&oldid=25138692 (Zugriff: 10.10.2018).
[64] https://simple.wikipedia.org/wiki/Herero_and_Namaqua_Genocide; https://simple.wikipedia.org/w/index.php?title=Herero_and_Namaqua_Genocide&oldid=3869725 (Zugriff: 10.10.2018).
[65] https://fr.wikipedia.org/w/index.php?title=Massacre_des_H%C3%A9r%C3%A9ros_et_des_Namas&oldid=3634848 (Zugriff: 10.10.2018).
[66] https://nl.wikipedia.org/w/index.php?title=Namibische_genocide&oldid=7736928 (Zugriff).
[67] https://af.wikipedia.org/w/index.php?title=Namibiese_volksmoord_1904-1908&oldid=610554 (Zugriff: 10.10.2018).
[68] https://it.wikipedia.org/w/index.php?title=Guerre_herero&oldid=10012328;https://es.wikipedia.org/w/index.php?title=Genocidio_herero_y_namaqua&oldid=25299443; https://da.wikipedia.org/w/index.php?title=Folkedrabet_p%C3%A5_Herero-_og_Namaquafolkene&oldid=4798849, https://pl.wikipedia.org/w/index.php?title=Ludob%C3%B3jstwo_Herero_i_Namaqua&oldid=26963350 (Zugriffe: 10.10.2018).
[69] Jeweils in unterschiedlichen Sprachversionen, siehe die Übersicht in https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Surviving_Herero.jpg (Zugriff: 10.10.2018).
[70] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Surviving_Herero.jpg (Zugriff: 10.10.2018).
[71] Einerseits die Website einer „Interessengemeinschaft militärhistorisch interessierter Gruppen und Einzelpersonen“: http://www.altearmee.de/herero/index.htm.htm (Zugriff: 10.10.2018), die – zumindest heute – das Bild anders beschreibt („Hunger. Gezeichnete Hererofamilie aus dem Sandfeld ‚aufgegriffen‘“). Der zweite Link auf Radio Bremen ist nicht mehr aktiv.
[72] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Surviving_Herero_c1907.jpg (Zugriff: 10.10.2018).
[73] Nur wenige Beiträge nehmen das Bild nicht auf, siehe beispielsweise der türkische Beitrag https://tr.wikipedia.org/wiki/Herero_ve_Nama_Soyk%C4%B1r%C4%B1m%C4%B1 (Zugriff: 10.10.2018).
[74] Ähnliches gilt auch für Rassismus. Siehe hierzu Susanne Wernsing, Ausstellen, was nicht gezeigt werden darf. Überlegungen zu einer Ausstellung über Rassenkonstruktion und Rassismus, in: Larissa Förster/Iris Edenheiser/Sarah Fründt/Heike Hartmann (Hrsg.), Provenienzforschung zu ethnografischen Sammlungen der Kolonialzeit. Positionen in der aktuellen Debatte, edoc-Server der Humboldt-Universität zu Berlin 2018, S. 265-276, https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/19768 (Zugriff: 10.10.2018).
[75] Einen neuen Ansatz wählte beispielsweise der „Spiegel“. In einem Interview mit Henning Melber über die derzeitigen Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Namibia über den Völkermord werden keine der typischen Opferbilder gezeigt, sondern vielmehr eindrucksvolle Fotografien von Marc Erwin Babej aus seiner Serie „Unser Afrika“: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/voelkermord-in-namibia-deutschland-hat-verschlafen-a-1212490.html (Zugriff: 10.10.2018).
Zitation
Lars Müller, Starving Hereros. Zur Geschichte einer „Ikone der Vernichtung“, in: Visual History, 19.11.2018, https://www.visual-history.de/2018/11/19/starving-hereros/
DOI: https://doi.org/10.14765/zzf.dok-1318
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