Tagung: Bilder – Macht – Antiziganismus
Online: Freitag, 14. Oktober 2022
Welche Wege können wir gehen, wenn wir rassifizierende, sterotypisierende und in vielen Fällen klischeebehaftete Bildbestände digitalisieren und öffentlich publizieren möchten? Welche Aspekte sollten einbezogen werden?
Die Tagung gibt einen Überblick über aktuelle Debatten und Diskussionen, die im Prozess der Digitalisierung mitgedacht werden sollten.
„Was gezeigt werden kann und was nicht gezeigt werden darf – es gibt wenige Fragen, die in der Öffentlichkeit heftiger umstritten sind als diese“, schreibt Susan Sontag 2003 in ihrem Werk über Kriegsfotografie „Das Leiden anderer betrachten“. Dass diese Frage inzwischen auch wissenschaftliche und kulturelle Einrichtungen erreicht hat, zeigen zahlreiche Diskussionen und Projekte der vergangenen Jahre, die sich um eine neue Sicht auf problematische Bildzeugnisse bemühen, auch weit über Kriegsfotografien hinaus. Es gilt, einen längst überfälligen reflektierten und sensibilisierten Umgang mit rassistischen, sexistischen, antisemitischen oder antiziganistischen Darstellungen von Menschen zu entwickeln. Und diesen nicht erst vom Ende, sondern vom Anfang eines solchen Bestandes her zu denken – z.B. bei der Bearbeitung und Bereitstellung entsprechender Sammlungen in Datenbanken.
Im Rahmen des Digitalisierungsprojekts DigiRom lädt der Rom e. V. zu einer eintägigen Online-Tagung ein, die sich unter Einbezug interdisziplinärer ebenso wie Community-Perspektiven dem Themenkomplex des visuellen Antiziganismus widmet und ferner der Frage nachgeht, wie innerhalb der Digitalisierungs- und Datenbankarbeit ein sensibler Umgang mit diskriminierenden Sammlungsbeständen gefunden werden kann.
Mit einem Fokus auf die Geschichte, Dimensionen und Wirkungsweisen antiziganistischer Motive in visuellen Medien geht es in der ersten Vortrags-Session der Veranstaltung um historische und zeitgenössische Beispiele von Fremd- und Selbstrepräsentation von Rom:nja und Sinti:zze.
Die zweite Vortrags-Session widmet sich den Fragen, wie kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen problematische (z.B. rassistische) Sammlungsbestände digital aufarbeiten und zugänglich machen können und welche Bedeutung eine communitybasierte Auseinandersetzung dabei einnehmen kann.
In der dritten Session bieten zwei Workshops die Möglichkeit, entweder eine persönliche Perspektive auf den antiziganistischen Blick kennenzulernen oder sich mit konkreten Gegenstrategien auseinanderzusetzen.
Um Anmeldung wird bis zum 12. Oktober 2022 gebeten. Anmeldungen an: dokuzentrum@romev.de.
Freitag, 14. Oktober 2022
09:00-09:30 Uhr
Begrüßung und Einführung
Helena Weber, Vera Tönsfeldt, Selma Idrizi (DigiRom)
09:30-10:00 Uhr
I. Fremd- und Selbstrepräsentation in visuellen Quellen – Themen, Motive, Narrative
Moderation: Vera Tönsfeldt (DigiRom)
10:00-10:30 Uhr
„Vom Typ zur Person. Mediale Veränderungen der Wahrnehmung von Sinti und Roma in der Moderne“
Peter Bell (Universität Marburg)
10:30-11:00 Uhr
„Die Exotisierung und Erotisierung der Roma auf alten Postkarten als Form des Antiziganismus“
Hristo Kyuchukov (University of Silesia, Katowice)
11:00-11:15 Uhr
„Camelamos naquerar (1976): Wir wollen sprechen! – Filmische Strategien der Repräsentationskritik, Selbstermächtigung und Selbstrepräsentation“
Sabine Girg (Forschungsstelle Antiziganismus, Universität Heidelberg)
Diskussion
11:15-11:45 Uhr Pause
11:45-12:15 Uhr
II. Digitalisierung eines schweren Erbes – Möglichkeiten, Grenzen, Beispiele aus der Praxis
Moderation: Helena Weber (DigiRom)
12:15-12:45 Uhr
„Zum Umgang mit diskriminierendem Bildmaterial aus heterogenen Quellen im prometheus-Bildarchiv“
Lisa Dieckmann (prometheus Bildarchiv)
12:45-13:15 Uhr
„Der Alteritätsdiskurs in historischer Fotografie im digitalen Bildarchiv“
Murielle Cornut und Ulrike Felsing (Participatory Image Archives, Universität Basel)
13:15-13:30 Uhr
„RomArchive – Bilderpolitik aus einer kuratorischen Perspektive“
André Raatzsch (Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)
Diskussion
13:30-14:30 Uhr Mittagspause
14:30-15:30 Uhr
III. Workshops
„Persönliche Erfahrungen mit visuellen Prototypen“
Beata Burakowska (DigiRom)
15:30-16:00 Uhr
„Gegen den antiziganistischen Blick: Strategien“
Andrea Wierich (Amaro Foro e. V.)
Abschlussdiskussion
Kontakt
E-Mail: dokuzentrum@romev.de
Rom e. V. Köln https://www.romev.de
Gibt es evtl. die Vorträge zum nachlesen ?
Das weiß ich nicht. Aber wenden Sie sich doch bitte direkt an die Veranstalter:innen: dokuzentrum@romev.de Rom e. V. Köln https://www.romev.de
Hi – Ja, die Vorträge gibt es inzwischen zum Nachlesen. Wir haben eine Broschüre dazu veröffentlicht: https://doi.org/10.5281/zenodo.7376640