Podiumsdiskussion: It’s a Shame. Sichtbarkeit und ihre Grenzen

Mittwoch, 15. Januar 2025, 18:30 Uhr Online (Zoom) & Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)

Wer sich schämt, verliert sein Gesicht, möchte im Erdboden versinken oder zumindest den Augen anderer entfliehen. Dabei geht Scham immer aufs Ganze, sie ahndet die kleine Taktlosigkeit ebenso wie schwere Verfehlungen, partizipiert am urältesten Gefühlsbestand und ist gleichzeitig eine Reaktion subtilster Art. Wenn „Scham der große Stillmacher“ ist, wie die Autorin Lea Schneider schreibt, überrascht es nicht, dass sie sich dem Bild angedient hat. Weil bei ihr kaum von einer visuellen Bloßstellung zu abstrahieren ist, muss sie immer – mindestens in der Einbildung – mit einem Publikum rechnen, vor dessen Augen sie sich zeigt.

Dieser Aufführungscharakter der Scham schreibt eine lange Geschichte der Schand- und Schmähbilder, die sich noch heute in den Beschämungsdynamiken der sozialen Medien artikuliert oder sogar Teil künstlerischer Strategien werden kann: Als Nan Goldin 2019 im Guggenheim Museum gegen den Opioid-Hersteller Sackler demonstrierte, trug sie ein Banner mit dem Schriftzug: „Shame on Sackler“.

Wo solche Formen der außergerichtlichen Strafinstanz immer einen „Moment der Verdinglichung“ einschließen, weil man „seiner Handlungs- und Deutungshoheit beraubt“ und zum „Objekt der Blicke der anderen“ wird, wie die Journalistin Anette Köhler schreibt, wird gleichzeitig auch die Forderung laut, sich den zurichtenden Blicken von außen zu entziehen.

Das Podium diskutiert Beispiele wie die fotografische Arbeit „Soziale Gerechtigkeit 1: Schule“ von Susanne Keichel und fragt, wie das Wechselverhältnis von Scham und Sichtbarkeit künstlerisch-aktivistisch verstanden werden kann, wo Scham geschützt oder überwunden werden muss und wer sich das Recht auf Deutungshoheit nimmt. Wann werden Bilder zu Schauplätzen der Entehrung und Anklage? Wie verbinden sich mit Linda Hentschel „Schaulust, Schauangst und Schauverbot“? Und kann Verletzbarkeit eine Waffe sein?

 

Blaues Banner mit KWI-Logo und weißer und goldener Schrift „Guilty Pleasures“

 

DISKUTANT:INNEN
Linda Hentschel, Kunsthochschule Mainz
Susanne Keichel, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Lea Schneider, FU Berlin

KONZEPTION & MODERATION
Mona Leinung, KWI & Folkwang Universität der Künste
Anja Schürmann, KWI

TEILNAHME VOR ORT
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

TEILNAHME VIA ZOOM
Für die Online-Teilnahme folgen Sie beizeiten dem auf der Homepage veröffentlichten Link.

 

Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) in Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste.

Podiumsdiskussion: It’s a Shame. Sichtbarkeit und ihre Grenzen

Mittwoch, 15. Januar 2025, 18:30 Uhr
Online (Zoom) & Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Goethestr. 31, 45128 Essen

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