Tagung 23.-24. Juni 2022: Die Fotografie und ihre Institutionen: Netzwerke, Sammlungen, Archive, Museen
im Rahmen des Forschungsprojekts „Formen und Formate der fotografischen Institutionalisierung“ – Online (Zoom) Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI)
Die Institutionalisierung bezeichnet einen Prozess, in dessen Verlauf Handlungen sowie die Handelnden selbst in ihrem Verhalten typisiert, normiert und damit auf längere Zeit festgeschrieben werden. Gleichzeitig werden die (nicht-menschlichen) Objekte in ihrer Erscheinung, Rezeption und Deutung durch diesen Prozess mitgeprägt.
Im aktuellen Debattenkontext zur Gründung und Funktion eines bundesdeutschen Fotoinstituts widmet sich die Tagung den historischen, politischen, soziologischen, ästhetischen und fotohistorischen Diskursen zur Institutionalisierung der Fotografie als Medium, kulturelle und soziale Praxis sowie als Kunstform, Dokument und Technik. Aus verschiedenen kulturkritischen Perspektiven und unter Berücksichtigung diverser Methodenansätze und Praxisbezüge sollen die Formen und Formate, die Logiken und Traditionen der Klassifizierung, Sammlung, Ausstellung, Konservierung, Archivierung und des Verkaufs fotografischer Bilder beleuchtet werden. Den zeitlichen und geografischen Rahmen bildet Deutschland ab ca. 1945.
Donnerstag 23. Juni 2022
10:00 – 10:30 Anja Schürmann und Kathrin Yacavone (Essen), Begrüßung und Einführung
10:30 – 12:00 Sektion 1: Pioniere und Ausbildung
Estelle Blaschke (Basel), Fotografie im medialen Verbund: Curt Glaser als Vordenker der Institutionalisierung der Fotografie
Steffen Siegel (Essen), Otto Steinerts doppelte Pädagogik: Die „Beiträge zur Geschichte der Fotografie“ am Museum Folkwang in Essen
Daria Bona (Essen), Zwischen Etablierungs- und Abgrenzungsversuchen: Fotografische Ausbildungsformen in NRW um 1970
12:15 – 13:15 Sektion 2: Ostdeutsche Privatinitiativen
Nadine Kulbe (Dresden), Was kommt vor der Institutionalisierung? Wie Amateurfotograf*innen mit ihren privaten Fotoarchiven umgehen
Sandra Neugärtner (Lüneburg), Schiffbauerdamm und Ostkreuz – die Wende der freien Fotografie: Vom informellen Fotosalon zur unabhängigen Fotoagentur und privaten Fotoschulen
14:15 – 15:15 Sektion 3: Technik und Kunst
Clara Bolin (Köln), Internationale / Photo- und Kino-/Messe. Institutionalisierungstaktiken der photokina
Dennis Jelonnek (Berlin), Ein innovativer Anachronismus? Die Polaroid Collection
15:15 – 16:15 Sektion 4: Galerien und Kunstmarkt
Audrey Sands (Tucson, Arizona), The Limited-Edition Portfolio and the Birth of an Art Market for Photography
Stefan Gronert (Hannover), Nicht zu vergessen: Galerien als Vorreiter der Institutionalisierung der Fotografie
16:45 – 18:15 Sektion 5: Fotografie als Kunst
Birgitta Coers (Kassel), Bilder einer Ausstellung. documenta Fotografien im archiv
Bertram Kaschek und Alessandra Nappo (Stuttgart), Fotografie an der Staatsgalerie. Eine Probebohrung
Kristina Lemke (Frankfurt a.M.), Aus dem Archiv in die Galerie. Die Sammlung Fotografie im Städel Museum
18:45 – 19:45 Abendprogramm
Thomas Seelig (Essen) und Matthias Gründig (Essen) über 21. Lettres
Freitag, 24. Juni 2022
9:30 – 11:00 Sektion 6: Widerstände
Peter Geimer (Berlin), Der Weltkrieg im White Cube. Über das schwierige Verhältnis von Ästhetik und Politik
Johanna Bose (Berlin), Fotoalbum als Sammelgut
Catharina Winzer, Jamie Dau und Jeanette Kokott (Hamburg), Die Leber-Kiste im MARKK Hamburg: Fotografien zur Südsee-Reise Ada und Emil Noldes
11:15 – 12:45 Sektion 7: Historische und kommunale Archive
Christoph Eggersglüß (Marburg), Akten, Anlagen, Ausbauzustände im Kreisarchiv
Dorothee Linnemann (Frankfurt a.M.), Zur Veränderung musealer Sammlungslogik von Fotografie zwischen historisch, kontextuellem Medium und Kunstwerk zum und im urbanen Raum – am Fallbeispiel Historisches Museum Frankfurt
Noemi Quagliati (München), Institutionalizing Photography in Munich: The History of the Photographic Collections at the Deutsches Museum and the Münchner Stadtmuseum
14:00 – 15:00 Sektion 8: Industrielle Archive
Michael Farrenkopf und Stefan Przigoda (Bochum), Von der industriellen Gebrauchsfotografie zum historischen Kulturgut. Institutionelle Kontexte der fotografischen Überlieferungen im
Montanhistorischen Dokumentationszentrum beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum
Manuela Fellner-Feldhaus (Essen), Praktiken im Umgang mit Fotografie im Krupp-Archiv
15:15 – 16:15 Sektion 9: Data and Digital
Andrew Eskind (Rochester, New York), Patterns of institutional photography collecting – with focus on German collections – statistical observations based on photographydatabase.org
Christian Schulz (Paderborn), Der foto-soziale Graph. Über die Institutionalisierung sozialmedialer Infrastruktur aus dem Geiste der Fotografie
16:30 – 17:30 Roundtable: Perspektiven der Institutionalisierung
Daniel Blochwitz (Zürich), Matthias Pfaller (Essen), Markus Schaden (Köln), Bernd Stiegler (Konstanz)
Moderation: Anja Schürmann und Kathrin Yacavone (Essen)
Tagung im Rahmen des Forschungsprojekts „Formen und Formate der fotografischen Institutionalisierung“ am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI), organisiert von Dr. Anja Schürmann und Dr. Kathrin Yacavone.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, jedoch aufgrund geltender Hygienevorgaben nur via Zoom zugänglich.
Wir bitten dazu um eine Anmeldung per Email bis zum 17. Juni: emily.beyer@kwi-nrw.de