Ausstellung Museum Berlin-Karlshorst: Unterwegs in der Sowjetunion
Der neugierige Blick des DDR-Fotokorrespondenten Detlev Steinberg: 8. Dezember 2022 - 5. März 2023
Das Museum Berlin-Karlshorst übernahm 2020 den Nachlass des Fotografen Detlev Steinberg. Anderthalb Jahrzehnte fotografierte er weltweit als Fotokorrespondent für die DDR-Auslandsillustrierte „Freie Welt“, vor allem aber bereiste er immer wieder die Sowjetunion. Nach einer ersten Ausstellung 2016, in der das Museum Steinbergs Fotos zum Abzug der russischen Truppen aus Deutschland zeigte, folgt nun eine Ausstellung seiner Sowjetunion-Bilder.
Detlev Steinbergs Credo als Berufsfotograf hatte sich im Laufe seiner Arbeit für ADN-Zentralbild entwickelt. Ab 1969 war er Mitglied der Gruppe Jugendfoto Berlin, der ein Dutzend Fotografen mit ähnlichen Lebenswegen angehörten, unter anderem auch sein Bruder Uwe. Sie setzten sich für einen glaubwürdigen Bildjournalismus ein und dokumentierten dabei, wie Steinberg es später formulierte, „den oft riesigen Spagat zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte“. Mit einem realistischen Blick auf das Leben im Sozialismus war sein Bestreben, die Menschen differenziert „jenseits der Jubelparaden“ darzustellen. Zwei Mitglieder dieser Gruppe, er selbst und Peter Meißner, gingen Mitte der 1970er Jahre zur „Freien Welt“, der DDR-Auslandsillustrierten, die von der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft herausgegeben wurde. Die Zeitschrift sollte die Sowjetunion der Leserschaft in der DDR als Musterland des Sozialismus näherbringen.
Dem Fotokorrespondenten bot die Freie Welt die Möglichkeit, den engen Grenzen der DDR zu entfliehen und neben der Sowjetunion Afrika, Amerika und Asien zu bereisen. Die Redaktionsaufträge führten ihn in die entlegensten Winkel der UdSSR und zu Menschen, denen er mit Aufgeschlossenheit, Neugier und Empathie begegnete. Im Mittelpunkt von Steinbergs Fotografien stand vor allem der tätige Mensch.
Bei der redaktionellen Auswahl fand natürlich nur ein kleiner Teil der Bilder seinen Weg in die Reportagen der Freien Welt. Die Negative dieser Fotos fehlen in dem großen Fotografen-Nachlass, der dem Museum übergeben wurde. Doch gibt es in den Motivreihen der unveröffentlichten Fotos zahlreiche, bildsprachlich gleichermaßen eindrucksvolle Aufnahmen, von denen exemplarisch 100 Bilder für die Ausstellung „Unterwegs durch die Sowjetunion“ ausgewählt wurden.
Über Detlev Steinberg:
Detlev Steinberg (1944–2020) begann seine Fotografenlaufbahn als Autodidakt. Mit seinem Bruder Uwe teilte er bereits als Jugendlicher das Interesse für Fotografie. Nach einer Lehre zum Offset-Drucker folgte er Uwe 1964 als Fotoreporter zu ADN-Zentralbild der DDR-Nachrichtenagentur.
Von 1965 bis 1969 absolvierten beide Brüder ein Fernstudium an der Fachschule für Journalistik des VDJ (Verband der Journalisten), dem sie von 1974 bis 1978 ein Fernstudium der Diplomfotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig anschlossen. Nach einer einjährigen Zwischenstation bei der Tageszeitung „Junge Welt“ wechselte Detlev Steinberg 1976 zur Illustrierten „Freie Welt“.
Nicht nur während seiner fünfjährigen Korrespondententätigkeit in der Moskauer Redaktion der Zeitschrift (1977-1982), auch danach bereiste er die Sowjetunion für zahlreiche Reportagen. Nach dem Ende der DDR blieb Steinberg als freiberuflicher Fotograf seinem Lebensthema Sowjetunion verhaftet. Es entstanden Fotodokumentationen über Tschernobyl, den Abzug der russischen Truppen aus Deutschland und den ersten Tschetschenienkrieg.
In einer Begleitveranstaltung – am Donnerstag, den 16. Februar 2023 – wird das Museum das Thema der Korrespondententätigkeit von west- und ostdeutschen Journalist:innen in der Sowjetunion in den 1970er/80er-Jahren näher betrachten. Weitere Details werden demnächst bekannt gegeben.