Reform-Volksschulen in Bildern

 

Projekt

Der ca. 1600 Fotos umfassende Gesamtbestand wurde im Rahmen meines Habilitationsprojekts (2004) zusammengetragen.[1] Ziel des Projekts war, die reformpädagogische Arbeit weitgehend unbekannter Grund- und Volksschullehrer*innen zwischen 1945/46 und dem Ende der 1950er Jahre zu rekonstruieren, damit das Jahrzehnt der Restauration in den Blick zu nehmen und unterschiedliche Strategien zur Umsetzung eines reformpädagogischen Unterrichts – von der Schulaufsicht verordnete Reformarbeit, von den Lehrkräften initiierte Reformarbeit, Reformarbeit nach dem Jena-Plan, Reformarbeit im Netzwerk – herauszuarbeiten.

Das Projekt bezog sich auf die niedersächsische Bildungslandschaft und damit auf eine Region, die zur Zeit der Weimarer Republik nicht zu den Hochburgen der Reformpädagogik gehört hatte. Für die Rekonstruktion des reformpädagogischen Unterrichts wurden unterschiedliche Quellen herangezogen: Visitationsberichte der Schulaufsicht, Personalakten, veröffentlichte Praxisberichte der Lehrkräfte, Arbeiten von Schüler*innen, Interviews mit Zeitzeug*innen und Fotos.

In dem Habilitationsprojekt wird – wie auch bei der hier vorzustellenden Datenbank – der Begriff Reform-Volksschule verwendet. Damit erfolgt zum einen eine Abgrenzung gegenüber der traditionellen Volksschule mit dem Frontalunterricht als methodischem Grundmuster, der Vermittlung von Lehrplaninhalten als dem zentralen Ziel des Unterrichts und einer hierarchischen Lehrer-Schüler-Beziehung. Der Begriff wurde zum anderen gewählt, um ein Gegenmodell zu kennzeichnen – mit einer methodisch abwechslungsreichen Gestaltung des Unterrichts, einer inhaltlichen Orientierung an den Erfahrungen und Interessen der Schüler*innen und einer unterstützenden und fördernden Lehrer-Schüler-Beziehung. Der Begriff wurde schließlich gewählt, um verschiedene reformpädagogisch arbeitende Volksschulen abzubilden: anerkannte Versuchsschulen, Reformschulen unterhalb des Versuchsschulstatus, Beispielschulen innerhalb der Lehrer*innenbildung und Schulen mit einer reformpädagogischen Unterrichtspraxis einer einzelnen Lehrkraft.

 

Bestand

Der Bestand beinhaltet Fotos aus dem Unterricht an niedersächsischen Reform-Volksschulen für den Zeitraum von 1925 bis 1960, ergänzt um Fotos der Landschulen Gildenhall und Storbeck sowie der Weltlichen Schule Finsterwalde und der Volksschule Magdeburg Schmeilstraße. Hinzu kommen Porträtaufnahmen und Familienbilder einzelner Lehrkräfte. Der Bestand setzt sich aus originalen Fotos (s/w), Reproduktionen originaler Fotos (s/w), originalen farbigen Dias und Reproduktionen originaler farbiger Dias zusammen. In dem Gesamtbestand sind drei in sich geschlossene Teilbestände enthalten. Diese beziehen sich auf die Landschulen in Jeringhave und Etzhorn sowie die Jena-Plan-Schulen in Braunschweig-Bettmar und Celle.

Der größte Teil der Fotos stammt aus Privatbesitz, einige Bilder kommen aus dem Ostfriesischen Schulmuseum Folmhusen, nur wenige aus öffentlichen Archiven. Die aus Privatbesitz stammenden Bilder wurden im Rahmen der 120 Befragungen von Zeitzeug*innen zur Verfügung gestellt und dem Autor zur weiteren Verwendung überlassen. Bei den Befragungen handelt es sich um Interviews mit Familienangehörigen früherer Reformlehrer, ehemaligen Lehrkräften sowie Schüler*innen. Die digitalisiert vorliegenden Interviews stehen somit in einem inhaltlichen Zusammenhang mit dem Fotobestand.

 

Fotos

Reform-Volksschulen (vor 1945): Neue Volksschule Celle, VS Esklum, VS Finsterwalde, VS Gildenhall, VS Harsweg, VS Jeringhave, VS Magdeburg Schmeilstraße, VS Oldenburg Ehnernstraße, VS Ostrittrum, VS Plaggenburg, VS Römstedt, VS Storbeck, VS Theene, VS Ubbendorf, VS Victorbur

Reform-Volksschulen (nach 1945): VS Annenheide, VS Apelstedt, VS Aschenbeck, VS Bettmar, VS Brockum, VS Büppel, Altstädter Schule II Celle, VS Deichshausen, VS Dingstede, VS Elmendorf, VS Etzhorn, VS Flachsmeer, VS Gehrden, Herman-Nohl-Schule Göttingen, VS Groß-Gusborn, VS Groß-Liedern, VS Hannover Bismarckstraße, VS Hannover Bonner Straße, VS Hundsmühlen, VS Iprump, VS Langwarden, VS Lethe, VS Lopau, VS Mitling Mark, VS Multhöpen, VS Munderloh, VS Neuenfelde, VS Nordenham, VS Obernjesa, VS Oerdinghausen, VS Reinstorf, Wilhelm-Busch-Volksschule Ricklingen, VS Rüdershausen, VS Streek, VS Streekermoor, VS Süstedt, VS Ubbendorf, VS Westrittrum Hilfsschulen (nach 1945): Hilfsschule Hannover Grünaustraße

Schullandheime (vor 1945): Schullandheim Münchehagen

Schullandheime (nach 1945): Schullandheim Große Höhe Delmenhorst

 

 

Volksschule Jeringhave/Freistaat Oldenburg. Kreisgespräch im Sprechraum mit Lehrer Karl Prelle, 1930/31. Herkunft: Peter Prelle, Osnabrück. Fotograf: unbekannt

Versuchsschule Victorbur/Ostfriesland. Abteilungsunterricht im Arbeitsschulgarten mit Lehrer Friedrich Gerdes, Mitte der 1920er Jahre. Herkunft: Margit Gerdes, Bad Zwischenahn. Fotograf: unbekannt

 

 

Volksschule Oldenburg-Etzhorn. Abteilungsunterricht im Freien mit Lehrer Emil Bohlen, Anfang der 1950er Jahre. Herkunft: Peter Prelle, Osnabrück. Fotograf: unbekannt

Jena-Plan-Gruppen Hannover. Gruppenunterricht in der Mittelgruppe mit Lehrer Hans Lauckert, Anfang der 1950er Jahre. Quelle: Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv, Fotobestand Landesmedienstelle. Fotograf: unbekannt

 

Volksschule Oldenburg-Etzhorn. Gruppenunterricht mit Helfer, Anfang der 1950er Jahre. Herkunft: Peter Prelle, Osnabrück. Fotograf: unbekannt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datenbank

Gegenwärtig wird mit Eigenmitteln an der Erstellung einer Datenbank gearbeitet. Die Fotos werden digitalisiert und in Excel-Tabellen aufgeschlüsselt. In den Tabellen werden Angaben zu den folgenden Kategorien enthalten sein: Signatur – Altsignatur – Format – Materialtyp – Zusatz – Provenienz – Fotograf – Datierung – Volksschulort/-name – Inhalt – Lehrkraft. Ziel ist, die Arbeiten an der Datenbank bis 2022 abzuschließen und diese für die weitere bildungshistorische Forschung zugänglich zu machen.[2] Der Gesamtbestand wird anschließend an ein öffentliches Archiv übergeben.

 

 

[1] Vgl. Bernd Dühlmeier, Und die Schule bewegte sich doch. Unbekannte Reformpädagogen und ihre Projekte in der Nachkriegszeit, Bad Heilbrunn 2004; ders., Schule im Grünen. Ein reformpädagogisches Projekt in der Landschule Elmendorf während der 50er Jahre, in: Lernchancen 38 (2004), S. 41-44.

[2] Erschienen sind die folgenden Ausstellungskataloge: Bernd Dühlmeier (Hg.), Von Gildenhall nach Göttingen. Der Lehrer Walter Eggestein (1902-1979) und sein pädagogisches Wirken. Begleitbroschüre zur Ausstellung, Chemnitz 2019, online unter https://www.tu-chemnitz.de/zlb/professuren/schulpaedagogik_der_primarstufe/images/ausstellungsbroschuere.pdf [18.08.2020]; Lars Förster, arbeiten. sprechen. spielen. feiern. Die Praxis der Reformpädagogik im 20. Jahrhundert. Begleitbroschüre zur Ausstellung, Chemnitz 2014, online unter https://www.tu-chemnitz.de/zlb/professuren/images/tuc_foerster_ausstellungsbroschuere_assf_2014.pdf [18.08.2020]; Klaus Reichmann, Was der Schulgarten für den Unterricht leistet. Begleitbroschüre zur Ausstellung, Chemnitz 2016.

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