Das dpa-Bildarchiv in Frankfurt

Ein Bildredakteur und ein Fotograf suchen 1965 in der dpa-Bildzentrale nach der besten Aufnahme. Foto: picture alliance/ dpa/ Hans Dürrwald ©

Seit der Gründung der Deutschen Presse Agentur (dpa) 1949 halten die Fotograf:innen von Deutschlands größter Nachrichtenagentur Tag für Tag das Geschehen in der Bundesrepublik fest. Insofern ist das Bildarchiv der dpa in Frankfurt am Main ein wertvolles Zeitzeugnis und eine wichtige Quelle zur pressebildlichen Überlieferung in der Bundesrepublik von 1949 bis heute. 14 Millionen Negative, Dias und Prints der dpa und der in der Nachkriegszeit gegründeten Vorläuferagenturen Dena (Deutsche Nachrichtenagentur), Südena (Süddeutsche Nachrichtenagentur) und Deutscher Pressedienst sind Teil der Pressebild-Geschichte der Bundesrepublik und dokumentieren wichtige historische Ereignisse, bedeutende Persönlichkeiten und gesellschaftliche Entwicklungen im Land.

Historische Motive aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur, Mode, Sport, Geografie, von Alltagsszenen oder relevanten Personen und Persönlichkeiten stehen digital im Portal der dpa-Bildagentur picture alliance (www.picture-alliance.com) zur Verfügung. Die Archiv-Bestände werden jedoch kontinuierlich gesichtet und von Dokumentar:innen und Producer:innen für Projekte oder bei Kundenanfragen stetig digitalisiert.

Die dpa-Bildzentrale und somit auch das analoge dpa-Bildarchiv wurden ursprünglich aufgrund der geografisch zentralen Lage in Frankfurt am Main in der Nähe des Hauptbahnhofs angesiedelt. Die Nähe zum Bahnhof war wichtig, da der tägliche Versand von Fotos via Bahnexpress in die Redaktionen von Hamburg bis München zunächst übliche Praxis war. Ab 1959 wurden die tagesaktuellen Fotos (dpa-Bildfunk) zudem über Langwelle, ab 1992 via Satellit an die Kunden gesendet. Die Bildzentrale bestand aus einer Bildredaktion, einem Fotolabor und dem zentralen Bildarchiv. In den 1970er Jahren kamen die Fotoreport-Redaktion, ein Farbbildarchiv und ein Color-Fotolabor dazu.

Funkraum 1969 in der dpa-Bildzentrale in der Baseler Straße in Frankfurt am Main. Foto: picture alliance/ dpa/ Albert Riethausen ©

Im Jahr 1996 zog die Bildzentrale der dpa in die Gutleutstraße auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs um. Mit dem Umzug in eine ehemalige Druckerei wurden die Bestände neu in drei Bereiche aufgeteilt: das nach Landesbüros aufgeteilte Negativarchiv (Nachkriegszeit bis 1970), die Negative der Tagesproduktionen von ca. 1970 bis ca. zum Jahr 2000 sowie das Farbbildarchiv (überwiegend Dias und Farbnegative) und das Schwarz-Weiß (sw)-Bildarchiv (Fotoabzüge auf Papier). Die analogen Bestände werden unterschiedlich archiviert. So sind das sw-Bildarchiv und das Farbbildarchiv nach Personen von A-Z und nach Sachthemen sortiert, das Negativarchiv dagegen chronologisch nach Aufnahmedatum und Bundesländern.

Nach der Gründung der dpa im Jahr 1949 wurden analog zu den Landesbüros in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart und München Bildbüros aufgebaut, deren Aufgabe darin bestand, die Berichterstattung aus der Region zu bebildern. Bilder wurden dort direkt vor Ort ausgewertet und abgelegt. Die dezentrale Archivierung von Negativen in lokalen Archiven wurde aber um 1970 aufgegeben und das Negativmaterial in die Bildzentrale nach Frankfurt überführt. Aufgrund der stetig steigenden Bedeutung von visuellen Inhalten ist die heutige Bildzentrale Teil des dpa-Newsrooms in Berlin, wo die ca. 50 Redakteur:innen multimedial arbeiten.

Im Erdgeschoss der dpa-Bildzentrale befinden sich außerdem Spezialarchive wie das des bekannten Rock- und Popfotografen Fryderyk Gabowicz, angekaufte Nachlässe und Sammlungen Bonner Politik-Fotografen und das Sportarchiv mit umfangreichen Produktionen zur Bundesliga und den Olympischen Spielen sowie Tagesproduktionen unterschiedlichster Sportarten. Nach Rücksprache sind tiefgründige Recherchen für unterschiedliche Projektarten, wie etwa Ausstellungen, TV-Dokumentationen oder Publikationen, möglich.

Farbdia von Bundesfinanzminister Helmut Schmidt während der Maikundgebung 1973 in München. Foto: picture alliance/ Kai-Uwe Wärner ©, aufgenommen 2017

Das dpa-Archiv lässt sich sicherlich als das visuelle Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland betrachten. Um das Bildmaterial vielen Nutzer:innen bekannt zu machen, stellt die picture alliance auf ihrem Online-Portal immer wieder neue historische Themenportale zusammen. Online recherchierbar und lizenzierbar sind neben den dpa-Inhalten zudem die historischen Archivbestände zahlreicher nationaler und internationaler Bild- und Nachrichtenagenturen, die Partner der picture alliance sind. Über Themenauswahlen, Neudigitalisierungen und neue Kollektionen informieren die archivbezogenen Newsletter der dpa-Tochter.

Da noch unzählige weitere historische Aufnahmen im Archiv darauf warten, digitalisiert und somit wiederentdeckt zu werden, lohnt es sich immer, das Content Team der picture alliance zu kontaktieren, das im Archiv nach den gewünschten Aufnahmen oder Themen recherchiert oder im Partnernetzwerk anfragt.

 

 

Zitation


Nicole Lambrecht, Michael Gottschalk, Das dpa-Bildarchiv in Frankfurt, in: Visual History, 04.05.2022, https://visual-history.de/2022/05/04/lambrecht_gottschalk_das-dpa-bildarchiv-in-frankfurt/
DOI: https://doi.org/10.14765/zzf.dok-2389
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Ein Kommentar “Das dpa-Bildarchiv in Frankfurt

  1. Fritz Reiss

    Dort habe ich als Bild-Volontär meine ersten Monate verbracht. Zuerst im Farb-Archiv, später in der Fotoredaktion. Im Bildfunkraum gehörte zu meinen Aufgaben täglich 30 Minuten lang den Vertragspartner PanAsia zu rufen: „dpa calling Pan Asia“! Verdammt lange her!

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