Ausstellung: Licht, Struktur, Begegnung. Street Photography in Palermo und Paris

Bis zum 29. März 2023 zeigt die Universitätsbibliothek in Köln eine Fotoausstellung von Evelyn Runge an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis.

Ausstellungsansicht, Köln 2023 © Anna Prianka Schmidt

Das digitale Bild ist allgegenwärtig – im eigenen Smartphone, im Internet, auf dem Computer. In der wissenschaftlichen Forschung ist das digitale Bild Objekt und Instrument zugleich, wie meine Fotoausstellung „Licht, Struktur, Begegnung. Street Photography in Palermo und Paris“ zeigt. Ich habe diese Fotos im Rahmen meines DFG-Projekts „Hinter dem digitalen Bild“ aufgenommen; die Ausstellung in Köln markiert zugleich den Übergang in die zweite Projektphase des DFG-SchwerpunktprogrammsDas digitale Bild“.

Die in der Bibliothek der Universität zu Köln ausgestellten Fotos (18. Januar bis 29. März 2023) sind im Rahmen von zwei Workshops der renommierten Fotoagentur Magnum in Palermo und Paris entstanden. Sie sind nach gemeinsamen Editing-Prozessen mit den Workshop-Leiter:innen als Portfolio gewählt worden; die Schwarz-Weiß-Aufnahmen wurden ergänzt durch meine persönliche Bildauswahl, die partiell deckungsgleich mit den Favoriten der Workshop-Leiter:innen ist. In der bewussten Grenzüberschreitung von Theorie und Praxis, von scheinbar objektivierender Forschung zur Transparenz der interagierenden Herangehensweise liegt für mich in der eigenen fotografischen Praxis die Möglichkeit, in der Schnittstelle der Dokumentation, der qualitativen Sozialforschung und der künstlerischen Forschung zu arbeiten. Die Intensität von Workshops in Städten, die zum Teil erstmals besucht werden, spiegelt das Geworfensein von Fotojournalist:innen in unbekannte Plätze und Situationen – aus denen heraus fotografische Werke geschaffen werden oder in der Logik redaktioneller Anforderungen geschaffen werden müssen. Zugleich eröffnet sich die Möglichkeit, Techniken der visuellen Ethnografie, der fotojournalistischen Reportage und der Street Photography auszuloten.

„Palermo, Via Vittorio Emanuele, 2021“ © Evelyn Runge

Forschungsfragen betreffen das Verhältnis professioneller Fotojournalist:innen zu Produser:innen (nach Axel Bruns sind User:innen zugleich Produzent:innen), unter anderem auf Social Media-Plattformen wie Twitter, der Theoretisierung des digitalen Bildes und visueller Ethik. Das digitale Bild wird begriffen als Forschungsobjekt und Forschungsinstrument, die digitale Kamera als Forschungswerkzeug. Um sich verkörperten Praktiken der Ethik und des Bildhandelns von Fotojournalist:innen anzunähern und weiterführende Forschungsfragen sowie Forschungslücken zwischen Theorie und Praxis zu entwickeln, fotografiere ich selbst. Die Methode der visuellen (Auto-)Ethnografie birgt das Potenzial, sich der intensiven Verwobenheit der Fotograf:innen, ihrer Wahrnehmung und der Heterogenität des jeweiligen Umfelds reflexiv zu nähern – nicht zuletzt im selbstreflexiven Schreiben wissenschaftlicher Texte.

Ausstellungsansicht, Köln 2023 © Anna Prianka Schmidt

Die Ausstellung in den Roten Vitrinen in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln markiert den Übergang zwischen der ersten und der zweiten Projektphase im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms „Das digitale Bild“. In der zweiten Projektphase forsche ich zur „Glokalisierung des digitalen Bildes: Ethik, Bildhandeln und innovative Methoden“. Ziel ist es, Ethik und Bildhandeln digitaler Fotos (global/universal) sowie die Erfahrungen der Fotograf:innen (lokal/partikular) zu untersuchen. Der Begriff Glokalisierung bezieht sich auf zeitgleiche globale und lokale Entwicklungen des digitalen Bildes. Das Projekt schöpft aus der Akteur-Medien-Theorie und Theorien des „civil contract of (digital) photography“ (Azoulay). Es untersucht inkorporierte („embodied“) Praktiken der Ethik und des Bildhandelns von Fotojournalist:innen, Fotokollektiven und Community-Archiven in der digitalen Fotografie an der Schnittstelle von Fotojournalismus und Aktivismus, digitalen Archiven und Community-/Citizen-Beteiligungen. Das Projekt ist an der Universität zu Köln am Institut für Medienkultur und Theater angesiedelt (April 2023 bis März 2026).

 

Ausstellungsteam
Fotografien, Texte, Konzeption: Dr. Evelyn Runge (Projektleiterin „Das digitale Bild“, evelyn.runge@uni-koeln.de)

Wissenschaftskommunikation, Konzeption: Anna Prianka Schmidt (Projektmitarbeiterin „Das digitale Bild“)

Kuration Universitäts- und Stadtbibliothek Köln: Sandra Friedrich (friedrich@ub.uni-koeln.de)

 

Ausstellungsort
Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Vitrine vor der Kaffeebar, Universitätsstraße 33, 50931 Köln
https://www.ub.uni-koeln.de/events/ausstellungen/index_ger.html

 

Öffnungszeiten
18. Januar bis 29. März 2023, Montag bis Freitag von 9 bis 24 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 9 bis 21 Uhr

 

Zum Weiterlesen
Zu einigen der ausgestellten Fotos erschien im Dezember 2022 ein aktueller Forschungsartikel von Evelyn Runge im Fachjournal „Rundbrief Fotografie“ unter dem Titel „Visuelle Autoethnografie. Feldforschung in Palermo bei einem Fotoworkshop“ (Rundbrief Fotografie 29 (2022), H. 3/4 [N.F. 115/116], S. 63-74, DOI: https://doi.org/10.1515/rbf-2022-3010).

Runge, Evelyn. 2021. „Para-Fotojournalismus: Vernetzte Bilder zwischen Profession und Partizipation. Zur Theorie des digitalen Bildes“, in: Medienwissenschaft: Rezensionen Jg. 38, H. 2, S. 125-148, https://doi.org/10.25969/mediarep/16277 (Open Access)

Runge, Evelyn. 2021. „Behind the Digital Image. Public Photographs on Community Platforms and Twitter as Repositories for Machine Learning and Journalistic Publications“, in: International Journal for Digital Art History, H. 8, S. 100-115, https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/dah/article/view/83930/78297] (Open Access) [alle 13.02.2023]

 

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien am 6.2.2023 auch im Forschungsblog des DFG-Schwerpunktprogramms „Das digitale Bild“, https://www.digitalesbild.gwi.uni-muenchen.de/licht-struktur-begegnung-street-photography-in-palermo-und-paris/ [13.02.2023]

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