Fotoalben im Jüdischen Museum Berlin

Blick auf neun verschiedene Fotoalben

Fotoalben aus dem Bestand des Jüdischen Museums Berlin. Foto: Theresia Ziehe ©

Ein Schwerpunkt der Sammlung des Jüdischen Museums Berlin sind sogenannte Familienkonvolute, die starke biografische Bezüge aufweisen und dem Museum von Stifterinnen und Stiftern aus der ganzen Welt geschenkt wurden. Neben anderen Objekten umfassen diese Bestände viele Dokumente und zahlreiche Fotografien, darunter um die 400 Fotoalben.

Fotoalben sind komplexe Ordnungssysteme, die einzelne visuelle Einheiten zu einem größeren Ganzen verbinden und unterschiedliche Narrative und Perspektiven ineinander verweben. Autor:innen können dabei nicht nur unterschiedliche Fotografen sein, sondern auch weitere Personen, die das Album zusammengestellt und Beschriftungen vorgenommen haben. Bei der Erschließung und Inventarisierung werden die Alben in ihren jeweiligen biografischen und zeitgeschichtlichen Bezügen erfasst. Dabei liegt der besondere Schwerpunkt auf der jüdischen Perspektive, die sich sehr unterschiedlich ausdrücken kann und von offensichtlich abgebildeten jüdischen Aspekten bis zum Fehlen jeglicher solcher Hinweise reichen kann. Das Abgebildete sowie das Nicht-Abgebildete sind somit relevant.

Auch die Überlieferungsgeschichte und die Frage wer, warum und wann das Album an das Museum weitergegeben hat, liefern wichtige Informationen. Natürlich gibt es bei der Erschließung auch Grenzen, so können fehlende Kontextinformationen nicht immer durch Recherchen geschlossen und Fehlstellen im Album selbst, wie z.B. die spätere Herausnahme von einzelnen Fotografien, nicht rekonstruiert werden.

Die Fotoalben haben in den Familien meist einen großen emotionalen Wert. Sie wurden behutsam bewahrt, aber auch aktiv angeschaut und prägten dadurch die Familienerinnerung mehrerer Generationen. Dass sich Stifter und Stifterinnen bewusst dazu entschließen, diese persönlichen und wertvollen Erinnerungsstücke abzugeben, stellt einen großen Vertrauensbeweis für die Museumsarbeit dar. Gleichzeitig bedeutet es aber auch die Verpflichtung, die Materialien zu erschließen, zu bewahren und für ein breites Publikum sichtbar zu machen. Die Bestände werden Wissenschaftler:innen und anderen Nutzer:innen zur Verfügung gestellt, in analogen sowie digitalen Ausstellungen präsentiert sowie für vielfältige Vermittlungsformate benutzt.

Auch dieses Projekt ist ein Beitrag dazu. Die Studierenden haben ein konkretes Album aus den Beständen des Jüdischen Museums Berlin in den Blick genommen und unterschiedliche Aspekte untersucht. Dabei halfen ihnen grundsätzliche biografische Angaben und Kontextinformationen, die albumspezifischen Hinweise waren nur rudimentär.

Es ist schön zu sehen, wie engagiert sich die Studierenden mit dem Objekt auseinandergesetzt haben und sich diesem aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln annähern. Die Ergebnisse zeigen, was es alles in Alben zu entdecken gibt, was sie uns bis heute erzählen und welche relevanten Fragen sich daraus ergeben.

 

 

Dieser Artikel ist Teil des Themendossiers: „un.sichtbar. Blicke auf das Fotoalbum einer jüdischen Familie 1904-1969“, herausgegeben von Christine Bartlitz, Christoph Kreutzmüller und Theresia Ziehe

Themendossier: un.sichtbar: Blicke auf das Fotoalbum einer jüdischen Familie 1904-1969

 

 
 

 

Zitation


Theresia Ziehe, Fotoalben im Jüdischen Museum Berlin, in: Visual History, 14.02.2024, https://visual-history.de/2024/02/14/unsichtbar-ziehe-fotoalben-im-juedischen-museum-berlin/
DOI: https://doi.org/10.14765/zzf.dok-2704
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