Fotoausstellung „So nah und doch so fern“

Eine fotografische Annäherung an die Berliner Mauer: Landesarchiv Berlin, 17. März - 26. Mai 2023

Flyer Landesarchiv Berlin: Fotoausstellung „So nah und doch so fern“.
Die Schülerinnen Rosemarie Badaczewski (links) und Kriemhild Meyer (rechts)
an der Grenzmauer in der Harzer Straße, Ecke Mengerzeile (Berlin-Neukölln), 23. August 1961
Fotograf: Horst Siegmann, Quelle: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 0076482 ©

Wie kaum ein anderes Berliner Bauwerk symbolisiert die Mauer erzwungene Distanz zwischen den Menschen, aber auch den Willen zur Überwindung dieser Distanz. Sie ist Ausdruck eines Systems des Abstand- und Fernhaltens schlechthin, subtil ausgebaut, über Jahrzehnte perfektioniert, um zu trennen oder Nähe wenigstens zu erschweren.

Auf der einen Seite der Mauer entstehen Wachtürme, jenseits davon Aussichtsplattformen. Berührung reduziert sich auf den Blick, der Nähe schafft oder Abstand hält. Die Kameralinse hält sie fest, diese Blicke direkt auf die Grenze, entlang der Mauer oder über sie hinweg.

Anlässlich des 10. Europäischen Monats der Fotografie präsentiert die Ausstellung „So nah und doch so fern“ Aufnahmen aus der Fotosammlung des Landesarchivs, die im Auftrag der ehemaligen Landesbildstelle Berlin entstanden sind. Die Fotografien, die die Teilung der Stadt über Jahrzehnte hinweg in Schwarz-Weiß dokumentieren, geben Einblicke in die Chronologie der Ereignisse vom Mauerbau bis zum Mauerfall. Sie zeigen eindringlich, wie rigoros und teilweise absurd die Grenzanlagen Häuser und Straßen baulich zerschnitten. Sie ermöglichen gleichzeitig ganz unterschiedliche Blicke und Perspektiven auf das Leben der Menschen, die eben noch vereint, plötzlich zu Gegenüberstehenden werden.

Generationen von Fotograf:innen haben die Kamera auf die Mauer gerichtet. Ihre Aufnahmen zeigen bekannte Motive und ungewohnte Perspektiven, die berühren: staatstragende Momente an der Mauer und intime Alltagsszenen, Menschenmengen in Bewegung oder die kahle Leere des Grenzstreifens. Was hier im Mittelpunkt steht, sind die Menschen. Die Bilder halten die Traurigkeit und Fassungslosigkeit in den Gesichtern fest wie auch die allmähliche Gewöhnung an das Ungewöhnliche. Fotografierende sind dabei nicht nur Zeug:innen; sie stellen einen Kontakt her zu den Menschen vor der Linse, sobald diese die Kamera wahrgenommen haben. Sie rufen Reaktionen hervor, schaffen eine Beziehung oder provozieren Distanz. Der Blick durch die Kamera bringt uns Betrachtende unterschiedlich nah ans Geschehen, bleibt aber – im Auftrag der West-Berliner Landesbildstelle – von West nach Ost gerichtet und damit bis zum Fall der Mauer selbst begrenzt.

Blick vom West-Berliner Eingang des S-Bahnhofs Potsdamer Platz (Berlin-Tiergarten/Mitte) in die Leipziger Straße nach Ost-Berlin, Frühjahr/Sommer 1958. Fotograf: Horst Siegmann, Quelle: Landesarchiv Berlin F Rep. 290 Nr. 0000187 C ©

Fotoausstellung „So nah und doch so fern“. Eine fotografische Annäherung an die Berliner Mauer

Landesarchiv Berlin, 17. März – 26. Mai 2023
im Rahmen des 10. Europäischen Monats der Fotografie 2023

Die Ausstellung ist wochentags von 9:00 bis 17:00 geöffnet. Der Eintritt ist frei
https://landesarchiv-berlin.de/so-nah-und-doch-so-fern

 

– english version

So close and yet so far
A Photographic Approach to the Berlin Wall

No other building in Berlin symbolizes forced distance between people, but also the will to overcome this distance, better than the Berlin Wall. It is the manifestation of a system of keeping people apart, and at a distance, that was gradually developed and perfected over decades to separate or, at the very least, to make closeness difficult.

Watchtowers are built on one side of the wall, sightseeing platforms on the other. The camera lens captures these glimpses of the border, along or beyond the wall. Contact between people is limited to watching — does it create closeness or does it reinforce the distance?

As part of the 10th European Month of Photography, the exhibition „So close and yet so far“ presents photographs from the photographic collection of the Landesarchiv Berlin, commissioned by the former Landesbildstelle Berlin. The images, which document the division of Berlin over the decades, present various perspectives on the lives of people in the divided city. They show touching images — from both familiar and unfamiliar perspectives — of official stately moments at the Berlin Wall, as well as intimate everyday scenes, crowds in motion or the emptiness of the border. But although the cameras capture views across the border, until the fall of the Berlin Wall, the views of the photographers of the Landesbildstelle remained limited, from only West to East.

 

Landesarchiv Berlin, 17. März – 26. Mai 2023
In the context of the EMOP Berlin – European Month of Photography 2023

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